29.03.2022 Arzt-Kolumne

Was tun, wenn der Schädel brummt?

Prof. Dagny Holle-Lee ist Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerz- und
Schwindelzentrums Essen sowie Oberärztin der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen.
Prof. Dagny Holle-Lee ist Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerz- und Schwindelzentrums Essen sowie Oberärztin der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. Fotoquelle: Universitätsmedizin Essen

"Ich habe häufig mal drückendes Kopfweh, wenn ich den ganzen Tag am Schreibtisch gesessen habe. Was könnte das sein?" Mit dieser Frage kommen immer wieder Patienten auf mich zu. Oft handelt es sich dabei um Spannungskopfschmerzen, unter denen fast jeder Mensch schon mal gelitten hat. Es ist der häufigste primäre Kopfschmerz – ein Schmerz, bei dem der Schmerz die eigentliche Erkrankung ist.

In der weiteren Diagnostik, zum Beispiel durch eine Kernspintomographie vom Gehirn, lässt sich keine Ursache für die Beschwerden finden. Im Gegensatz dazu lässt sich bei sekundären Kopfschmerzen eine Ursache finden und behandeln. Das können zum Beispiel Kopfschmerzen als Begleiterscheinung einer Erkältung sein.

Beim Spannungskopfschmerz handelt es sich um einen meist leichten, drückenden Kopfschmerz, der Betroffene nur wenig im Alltag beeinträchtigt. Alltagsaktivitäten wie beispielsweise Treppensteigen können problemlos bewältigt werden. Der Schmerz wird meistens im gesamten Kopf wahrgenommen. Begleitsymptome wie zum Beispiel Übelkeit, Licht- oder Lärmempfindlichkeit sind nicht vorhanden oder nur wenig ausgeprägt.

Der Spannungskopfschmerz kann zwischen 30 Minuten und sieben Tage anhalten. Er entsteht zum Beispiel, wenn man zu wenig getrunken oder in einer unbequemen Haltung gearbeitet hat. Die genauen zugrundeliegenden Mechanismen der Erkrankung sind bislang nicht bekannt. Häufig bedarf es keiner Schmerzmittel oder weiterführenden Therapien. Es hilft oft schon, etwas zu trinken oder, wenn möglich, Sport zu treiben.

Aber der Kopfschmerz vom Spannungstyp kann auch chronisch werden, und zwar dann, wenn er an mehr als der Hälfte der Tage im Monat vorhanden ist. In solchen Fällen kann dann auch eine täglich eingenommene Vorsorge-Medikation, zum Beispiel ein Antidepressivum, hilfreich sein. Wird der Spannungskopfschmerz zu einem sehr quälenden Problem, sollte die Diagnose noch einmal hinterfragt werden, weil es sich durchaus auch um eine andere Kopfschmerzart handeln könnte, wie zum Beispiel um eine Migräne.