23.01.2018 Arzt-Kolumne

Beine schwer wie Blei

Dr. med. Martin Grummel ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im Rheinischen Rheuma-Zentrum am St. Elisabeth-Hospital Meerbusch-Lank.
Dr. med. Martin Grummel ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im Rheinischen Rheuma-Zentrum am St. Elisabeth-Hospital Meerbusch-Lank. Fotoquelle: privat

Wir haben sie wahrscheinlich alle schon einmal gesehen: Menschen, die nach kurzem Gang in der Fußgängerzone stehenbleiben und in Schaufenster blicken. Dabei hat das, was nach Bummeln aussieht, nicht selten einen ernsten Hintergrund. Betroffene quälen in genau diesen Situationen oft starke Schmerzen.

Sie werden hervorgerufen durch eine Verengung des Rückenmarkkanals, verbunden mit einem Zusammendrücken der Bein-Nerven. Mediziner sprechen dann von einer "Spinalkanalstenose". Und diese führt zur sogenannten "Schaufenster-Krankheit".

Eine solche Spinalkanalstenose tritt häufig im Alter auf. Die Bandscheiben verschleißen, der Puffer dazwischen fehlt und die Verbindung der Gelenke zwischen den Wirbelkörpern wird gestaucht. Der Körper versucht nun selbst, diesen Bereich zu versteifen, indem er neue Knochen an die Wirbelkörpergelenke anbaut. Dadurch werden die Gelenke aber größer und drücken gegen das Rückenmark. Schmerzen in den Beinen sowie ein Schwereund Schwächegefühl verbunden mit Unsicherheit sind die Folge. Hinsetzen oder nach vorn beugen bringt dann kurzfristige Entlastung.

Da es sich um ein mechanisches Problem handelt, muss das Gefühl der Lahmheit und Schwere durch eine Operation behoben werden. Dabei entscheidet jeder Patient selbst über den Zeitpunkt. Das ist meist der Fall, wenn er nicht mehr am normalen Leben teilnehmen kann.

Beim Eingriff werden die fehlgewachsenen Knochen entfernt, sodass sich das eingedrückte Knochenmark und die Nerven wieder zur vollen Funktion entfalten können. Die Schmerzen in den Beinen sind unmittelbar nach der Operation weg.

Eine Sorge nehme ich meinen Patienten direkt im Beratungsgespräch: Ein solcher Eingriff ist keine Frage des Alters. Natürlich muss – gemeinsam mit meinen Fachkollegen – das Risiko der Operation abgeschätzt werden. Ist das jedoch tragbar, kann der Eingriff erfolgen. Übrigens: Mein ältester Patient bei einer solchen Operation war 93 Jahre alt.