12.01.2016 Gesund & Fit

Richtig atmen: Auf das Bauchgefühl kommt es an

Ein herrliches Gefühl: Es gibt kaum etwas Entspannenderes, als an der frischen Luft tief und befreit durchzuatmen. Leider haben viele das effektive Atmen verlernt.
Ein herrliches Gefühl: Es gibt kaum etwas Entspannenderes, als an der frischen Luft tief und befreit durchzuatmen. Leider haben viele das effektive Atmen verlernt. Fotoquelle: Antonio Guillem/Fotolia

Luftholen funktioniert von allein. Daher verlieren viele leider das Gefühl dafür.

Warum sollte man sich mit etwas beschäftigen, das von ganz allein funktioniert? So denken wahrscheinlich die meisten, wenn es um die Atmung geht. Im Prinzip stimmt das auch, sagt Dr. Frank Rommelmann, Pneumologe aus Düsseldorf. "Unser Atem ist so angelegt, dass Stammhirn und vegetatives Nervensystem ihn steuern, ohne dass wir aktiv etwas dafür tun müssen. Wäre das nicht so, würden wir ja nachts im Schlaf ersticken", erklärt der Experte.

Die Atmung ist oft ineffizient

Dennoch lohnt es sich, den Fokus einmal auf das eigene Luftholen zu richten. Denn qualitativ sind viele dabei im wahrsten Sinne des Wortes etwas schwach auf der Brust. Das meint auch Dr. Hartmut Grüger, Facharzt für Innere Medizin und Lungenheilkunde an der Klinik für Schlafmedizin in Düsseldorf. "Wir atmen sicher nicht alle richtig und effizient. Gerade bei Menschen, die viel Zeit sitzend verbringen oder die übergewichtig sind, ist die Belüftung der unteren Lungenabschnitte beidseitig oft unzureichend."

Denn was geschieht? Wer das eigene Atemverhalten unter die Lupe nimmt, findet die Antwort vielleicht sogar bei sich selbst. Viele atmen flach und schnell in den Brustkorb ein und im selben Atemzug nicht tief genug aus.

"Dabei ist diese sogenannte obere Brustatmung im Grunde nur eine Hilfsatmung. Sie zieht unter vergleichsweise hohem Krafteinsatz den Brustkorb hoch, nimmt aber bei weitem nicht so viel Luft auf wie die Zwerchfellatmung. Sie ist eher eine Hilfsatmung bei großer Belastung", erklärt Rommelmann.

Doch die natürliche Bauchatmung über das Zwerchfell – den wichtigsten Atemmuskel, der kuppelförmig zwischen Brust- und Bauchraum sitzt – haben nicht wenige verlernt. "Dabei sollte sie bis zu 80 Prozent des Atemvorgangs übernehmen", sagt Grüger.

Wer richtig atmet, kann das Auf und Ab des Zwerchfells als deutliche Wölbung am Bauch erkennen und spüren. Physiologisch flacht es sich dabei ab, drückt den Bauchraum zusammen und schafft Platz dafür, dass Luft auch bis in die unteren Bereiche der Lunge eingesaugt wird. Geschieht das nicht, kann das Folgen haben.

Potenzielle Krankheitserreger

Grüger: "Ein Mechanismus in der Lunge verhindert, dass Areale, in die keine Atemluft gelangt, auch nicht durchblutet werden." Abwehrzellen können so nicht dorthin gelangen, um potenzielle Krankheitserreger zu bekämpfen, wodurch diese Lungenbereiche entzündungsgefährdet sind.

Nun müsse nicht jeder sorgenvoll die Luft anhalten, beruhigt Rommelmann. "Wer keine körperlichen Beschwerden hat, wird mutmaßlich auch ausreichend gut atmen. Nur wer dauerhaft schlecht atmet, entwickelt möglicherweise Symptome und Beschwerden", sagt der Pneumologe.

Angesichts der natürlichen Disposition des Atemorgans schadet eine gewisse Sensibilität für das eigene Luftholen dennoch keineswegs. Denn: "Unsere Lunge ist so gebaut, dass wir im Alltag nur rund die Hälfte der möglichen Lungenfunktion abrufen", sagt Grüger.

Das könne dazu führen, dass vor allem Raucher oder angehende Asthmatiker, die sich körperlich wenig bewegen, unmerklich Lungenleistung abbauen und erst zum Arzt gehen, wenn schon irreversible Schäden da sind.

Wer bereits an einer Lungenerkrankung wie COPD oder Asthma bronchiale leidet, sollte laut Grüger über eine Atemtherapie nachdenken, in der hilfreiche Techniken vermittelt werden. Yoga eignet sich dafür, es gibt aber auch Seminare an den VHS oder in Sportvereinen.

Grundsätzlich förderlich für eine gesunde Atmung ist es, Risikofaktoren zu vermeiden. Neben dem genannten Übergewicht gehört auch Bewegungsmangel dazu, weil sich die am Atmen beteiligten Muskelgruppen bei mangelhafter Belastung zurückbilden.

"Lachen ist eine tiefe Bauchatmung"

Ein einfacher Tipp zum Schluss: viel lachen! "Lachen ist eine tiefe Bauchatmung, die das Zwerchfell entspannt", sagt Rommelmann.