24.05.2022 Arzt-Kolumne

Radfahr-Lust statt Corona-Frust

Dr. Martin Rinio ist ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Ein Behandlungsschwerpunkt des Facharztes für Orthopädie, Chirurgie und Unfallchirurgie sind Hüftgelenk und Endoprothesen (künstlicher Gelenkersatz).
Dr. Martin Rinio ist ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Ein Behandlungsschwerpunkt des Facharztes für Orthopädie, Chirurgie und Unfallchirurgie sind Hüftgelenk und Endoprothesen (künstlicher Gelenkersatz). Fotoquelle: Thomas Hansmann

"Ich habe mich seit der Pandemie kaum noch bewegt. Meine Laune wurde auch immer schlechter. Zusätzlich taten mir meine Kniegelenke sehr weh. Dadurch bin ich noch lethargischer geworden", beschrieb mir kürzlich eine 53-jährige Patientin ihren Zustand. "Versuchen Sie es mal mit Fahrradfahren", riet ich der Büronagestellten. "Darf ich denn mit meinen schmerzenden Arthrose-Kniegelenken radeln?", fragte mich die Patientin erstaunt.

Wie so viele Menschen mit Arthrose neigte sie dazu, die schmerzenden Gelenke zu schonen, statt zu belasten. "Selbst bei Knie-Arthrose ist das Radfahren generell kein Problem. Sie müssen aufgrund des bei Ihnen festgestellten Gelenkverschleißes keinerlei Bedenken haben, sich sportlich zu betätigen. Zudem ist Bewegung an der frischen Luft gut für die Seele", versicherte ich ihr.

Regelmäßiges Fahrradfahren kann sogar helfen, die Arthrose zu verlangsamen. Denn nur durch Bewegung wird der Knorpel mit Gelenkflüssigkeit "geschmiert" und ein Fortschreiten der Kniearthrose verhindert. Insbesondere sanfte Bewegungsformen wie Fahrradfahren sind empfehlenswert, um den Knorpel zu erhalten. Nicht empfehlenswert hingegen sind Sportarten mit schnellen Richtungswechseln wie etwa Tennis, Fußball oder Badminton.

Meiner Arthrose-Patientin empfahl ich zudem, beim Radfahren auf ihre Körperhaltung zu achten. Mein Tipp: Am besten in einem Fachgeschäft Sitzhöhe, Kniewinkel und Fußposition prüfen lassen – bei einer optimalen Einstellung sollte so schmerzfreies Radeln möglich sein. Vermeiden sollte man darüber hinaus, zu stark in die Pedale zu treten: besser möglichst leichte Gänge wählen und somit die Belastung fürs Kniegelenk niedrig halten. Für Patienten mit fortgeschrittener Knie-Arthrose bietet ein E-Bike eine gute Alternative.

Absolut tabu ist Radfahren jedoch bei akuten Kniebeschwerden. Diese entstehen nicht selten durch ungeeignete Zweiräder (oft zu klein oder zu groß) oder eine falsche Körperhaltung beim Radeln.

Wer sich in seiner Freizeit nicht so gerne abstrampelt, der kann beim Wandern auf ebenso gesunde Weise die Natur entdecken: Rund 70 Prozent aller Muskeln im Körper werden dabei in Bewegung gesetzt. Und auch das Gehirn wird positiv aktiviert. Schon eine kurze Strecke fördert die Durchblutung bestimmter Gehirnregionen um bis zu einem Drittel, haben Experten errechnet. Patienten mit Arthrose sollten aber zunächst ihren Arzt fragen und unbedingt steile Wege und Gewaltmärsche vermeiden.