Wie der Schriftsteller Johann Gottfried Herder, ein enger Freund Goethes, einmal schrieb, sind wir alle "Zöglinge der Luft". Ohne Atmung kein menschliches Leben. Etwa drei Wochen könnten wir ohne Ernährung auskommen, drei Tage würden wir zur Not ohne Wasser überleben. Aber nur etwa drei Minuten ohne Luft.
Schon in den Heilslehren der Antike spielte die Atmung eine besondere Rolle, ebenso bei den alten Chinesen. Bei den Indern ist sie wesentlicher Teil der Meditationstechnik des Yoga.
Und was tun wir? Wir erzeugen mit unserem Verlangen nach Wachstum dicke Luft, wo die Menschen frei atmen müssten. Mehr als eine Milliarde Autos sind unterwegs. Bis 2020 sollen 300 Millionen dazukommen. Die Klimaerwärmung nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Die Feinstaubbelastung steigt.
Nerven, Gehirn und Muskulatur werden unzureichend versorgt
Schon 2014 wurde in Dortmund eine Erhöhung der Lungenkrebsrate registriert. Statt sauberer Luft – wir nehmen 12.000 Liter Sauerstoff täglich auf – atmen wir Dreck ein. Ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr stottern unsere Stoffwechselaktivitäten. Die Nerven, das Gehirn und die Muskulatur werden unzureichend versorgt.
Gleichwohl sind Luft und Atmung bis heute keine wesentlichen Faktoren ärztlicher Behandlung, anders als in der chinesischen oder der ayurvedischen Medizin. Im Gegensatz zur dort ausgeübten Praxis des bewussten Atmens kennt die Schulmedizin keine Atemtechniken, die präventiv oder therapeutisch genutzt werden könnten.
Neue therapeutische Konzepte
Angesichts der Umweltbelastungen wird es jedoch nötig sein, künftig gerade auf diesem Gebiet neue therapeutische Konzepte zu entwickeln. Einmal mehr muss sich die Medizin daher auf die veränderten Gegebenheiten einstellen.
Sie kann es, wenn wir bereit sind, unseren Tunnelblick aufzugeben und wieder bei den Alten, den Indern und den Chinesen, in die Schule zu gehen. Ihr Wissen um die Bedeutung der Atmung und deren Pflege kann unser Knowhow von morgen sein.