02.03.2022 Arzt-Kolumne

Nikotin schädigt die Augen erheblich

Dr. Andrea Lietz-Partzsch ist Fachärztin für Augenheilkunde in Berlin und Mitglied des Pressereferats des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands.
Dr. Andrea Lietz-Partzsch ist Fachärztin für Augenheilkunde in Berlin und Mitglied des Pressereferats des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands. Fotoquelle: privat

"Ich kann seit einiger Zeit auf dem rechten Auge nicht mehr alle Buchstaben richtig erkennen. Außerdem sehe ich gerade Linien verkrümmt. Ich bin beim Optiker gewesen, aber die neue Brille hat nichts verbessert", berichtete mir eine 81-jährige Patientin beim Jahrescheck vor Kurzem in meiner Sprechstunde.

Die Seniorin kommt mindestens einmal im Jahr in meine Praxis. Neben ihren aktuellen Problemen beim Sehen leidet sie noch an einigen anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck, grenzwertigen Cholesterinwerten und ist zudem ein wenig übergewichtig. Außerdem ist die 81-Jährige eine langjährige Raucherin. Sie raucht mindestens zehn Zigaretten am Tag.

Die Sehkraft der Patientin für nah und fern betrug mit den neuen Brillengläsern auf dem rechten Auge 40 Prozent und auf dem linken Auge 90 Prozent. Die Netzhautgefäße der Rentnerin waren arteriosklerotisch- und bluthochdruckbedingt verändert. Nach der eingehenden Untersuchung der Netzhaut und einer speziellen Bildgebung durch ein OCT stand der Hauptbefund fest: Die 81-Jährige litt unter einer feuchten Maculopathie am rechten Auge. Die Macula ist die Stelle der Netzhaut, die für rund 80 Prozent der Sehschärfe und das Farbsehen verantwortlich ist.

Der Zusammenhang zwischen dem Auftreten und dem raschen Fortschreiten einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) und Rauchen wurde in den vergangenen Jahren in mehreren Studien nachgewiesen. So liegt einer US-Studie zufolge bei der altersbedingten Makuladegeneration das Erkrankungsrisiko bei aktiven Rauchern um 83 Prozent über dem von Nichtrauchern. Und sogar noch Jahre nach einem Rauch-Stopp ist das Risiko für eine AMD bei Rauchern deutlich erhöht. Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren festgestellt, dass sich viele andere Augenerkrankungen, wie der Graue Star (Cataract), die diabetischen Netzhautveränderungen, das trockene Auge, Durchblutungsstörungen des Auges und der Grüne Star (Glaukom) unter dem Einfluss von Nikotin zumeist deutlich verschlechtern.

Ich empfahl meiner Patientin, möglichst rasch eine intraokulare Spritzengabe durchführen zu lassen. Dabei handelt es sich um eine Behandlungsmethode, bei der unterschiedliche Medikamente ambulant unter operativen Bedingungen ins Augeninnere injiziert werden. "Sie sollten besser mit dem Rauchen aufhören. Zudem sollten Sie auf eine gute Blutdruckeinstellung und eine gesunde Ernährung achten. Am besten sprechen Sie mal mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt darüber", riet ich ihr.