05.07.2021 Arzt-Kolumne

Fördern Wechseljahre Depressionen?

Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik in Eschweiler.
Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik in Eschweiler. Fotoquelle: Röher Parkklinik

Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Gewichtszunahme – die Wechseljahre bedeuten für viele Frauen eine turbulente und belastende Zeit. "Kann davon auch meine Stimmungslage wesentlich beeinflusst werden?", fragte mich vor Kurzem eine 40-jährige Patientin. In der Tat ist dies häufig der Fall, denn die Wechseljahre wirbeln den Hormonhaushalt erheblich durcheinander. "Viele Frauen erleben Verstimmungen während des Klimakteriums, beginnend etwa ab 45 Jahren, als intensiver, länger und heftiger als in den Jahren zuvor", erklärte ich der Patientin. Dennoch sind "echte" Depressionen dann nicht häufiger als in jüngeren Jahren.

Neben den hormonellen, körperlichen Veränderungen kann es zu erheblichen seelischen Beschwerden kommen, wie etwa intensiv erlebten Verstimmungen und Gemütsschwankungen. Zudem sind auch psychosomatische Beschwerden, etwa Ängste und Schlaflosigkeit, möglich. Ein Augenmerk sollte auf einen ausgewogenen Lebensstil inklusive gesunde Ernährung gelegt werden. Empfehlenswert sind zudem regelmäßige Zeiten für Entspannung, Meditation, Bewegung und Sport und angenehme soziale Kontakte.

Handelt es sich um leichte Gemütsschwankungen, so kann beispielsweise Johanniskraut helfen. Wegen möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollte man aber zuvor den Arzt fragen. Stehen die klimakterischen Beschwerden im Vordergrund, zeigen bei leichteren Beschwerden vielfach Traubensilberkerzen-Präparate, ätherische Öle oder homöopathische Behandlungen Wirkung.

Bei mittleren bis schweren Depressionen ist professionelle medizinische Hilfe erforderlich. In der Regel umfasst die Behandlung eine Psychotherapie sowie – ab einem bestimmten Ausprägungsgrad der Erkrankung – begleitende Antidepressiva.

Sind die Stimmungsschwankungen eindeutig hormonell bedingt, so kann bei starken Beschwerden gegebenenfalls eine Hormontherapie sinnvoll sein. Neuere Studien weisen darauf hin, dass Hormone nicht nur bei typischen Wechseljahr-Symptomen wie Hitzewallungen und Reizbarkeit helfen, sondern eventuell auch bei Depressionen Linderung bringen können.