20.03.2023 Arzt-Kolumne

Vorsicht, wenn bei Kleinkindern der Nacken steif wird

Dr. Ulrich Enzel, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Referent, Autor und Experte für Impfwesen aus Schwaigern.
Dr. Ulrich Enzel, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Referent, Autor und Experte für Impfwesen aus Schwaigern. Fotoquelle: privat

Nicht alle Symptome bei kleinen Kindern deuten auf ein schweres Leiden hin. Ein Kinderarzt klärt auf, bei welchen Erscheinungen schnelles Handeln geboten ist.

Sollte ich eigentlich meine einjährige Tochter gegen eine Meningokokken-Infektion impfen lassen?“, fragte mich vor Kurzem die 31-jährige Mutter einer kleinen Patientin. „Wie kann ich eine solche Infektion bei einem Kleinkind überhaupt erkennen und von anderen Erkrankungen unterscheiden?“, fügte sie besorgt hinzu.

Das Problem, den Schweregrad von Krankheiten bei den ganz Kleinen einzuschätzen, gibt es wirklich, da bei ihnen häufig verschiedene Beschwerden gleichzeitig auftreten oder Symptome unklar bleiben. Gerade darum ist es wichtig, bei ihnen regelmäßig genau hinzusehen, um mögliche erste Anzeichen gefährlicher Erkrankungen früh genug ärztlich abklären lassen zu können.

„Äußerste Vorsicht ist geboten, wenn bei Kindern zusätzlich zu Fieber mehrfaches Erbrechen, starke Kopfschmerzen, Lichtscheu oder Nackensteifigkeit einsetzen. Auch Trägheit, erschwerte Erweckbarkeit oder Krampfanfälle, ja sogar ein plötzlich auftretender Ausschlag sollten als Alarmzeichen ernst genommen werden. Dann könnte eine Meningokokken-Infektion vorliegen – ein Fall für den Notarzt! Denn eine solche Infektion ist eine zwar seltene, aber schwere Krankheit, die innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden kann“, erklärte ich der Mutter. Meningokokken sind Bakterien, die eine eitrige Hirnhautentzündung, die sogenannte Meningitis, verursachen können, seltener eine Blutstrominfektion (Sepsis). Übertragen werden sie durch Tröpfcheninfektion.

Eine Meningokokken-Infektion kann jeden treffen. Am häufigsten erkranken aber Kinder in den ersten zwei Lebensjahren sowie Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren. Das Robert Koch-Institut empfiehlt derzeit lediglich eine Schutzimpfung gegen einen der Meningokokken-Typen im zweiten Lebensjahr, die bis zum Alter von 18 nachgeholt werden kann. Ich habe der Mutter für ihr Kleinkind geraten, nicht nur dieser Empfehlung zu folgen, sondern ihre Tochter auch gegen weitere Meningokokken-Typen immunisieren zu lassen, was viele Krankenkassen „freiwillig“ erstatten.

Mein Tipp: Wer sichergehen will, sollte regelmäßig bei Arzt oder Ärztin seinen eigenen Impfstatus und den seiner Kinder prüfen lassen.