Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen sind keine Wundermittel. Dennoch können sie in bestimmten Fällen über einen kurzen Zeitraum das Abnehmen erleichtern. Vorsicht ist aber geboten, wenn im Internet mit zweifelhaften Versprechen geworben wird. Es gibt keine Kapsel, die Wunder vollbringt. Vielmehr können die teils illegalen Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet sogar hochgradig gesundheitsschädigend sein. Wer schnell abnehmen möchte, um einen hohen Gewichtsverlust in kurzer Zeit zu erreichen, für den kann das Thema Nahrungsergänzung dennoch interessant sein.
Angeboten zum Abnehmen werden beispielsweise Enzympräparate, Probiotika, Appetitzügler und Fatburner. Versprochen wird unter anderem, dass bestimmte Ballaststoffe Fett binden können, um die Fettaufnahme des Körpers zu blocken. Es ist in jedem Fall ratsam, vor Einnahme dieser Nahrungsergänzungsmittel mit einem Arzt zu sprechen. Denn ein radikaler Nahrungsentzug durch Diäten, Entschlackungs- oder Entsäuerungskuren mit einem Nahrungsergänzungsmittel kann erheblichen gesundheitlichen Schaden anrichten und sogar innere Organe angreifen. Sattmacher und Diätpulver sind daher nur eine vorübergehende Lösung. Ganze Mahlzeiten in Form von Diät-Shakes, Fertiggetränken und Formula-Diäten versorgen den Organismus außerdem nicht mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen. Deshalb tragen sie oft den Hinweis, dass sie nicht länger als drei Wochen ohne ärztlichen Rat verwendet werden dürfen. Gesünder ist es, über einen kurzen Zeitraum eine Hauptmahlzeit durch Nahrungsergänzungsmittel zu ersetzen. Die gewünschte Wirkung tritt aber nur ein, wenn man auch bei den anderen Mahlzeiten kalorienreduziert isst.
Ausgewogene Mahlzeiten, die alle wichtigen Nährstoffe enthalten, und regelmäßiges Training und Sport garantieren langfristig einen Body-Mass-Index im grünen Bereich. Um gesund und dauerhaft abzunehmen, muss der Organismus ausreichend mit Energie, Vitaminen und Mineralstoffen versorgt werden. Nahrungsergänzungsmittel sind daher bei einer ausgewogenen Diät grundsätzlich nicht notwendig. Gesunde, frische und möglichst unverarbeitete Lebensmittel bieten alle lebenswichtigen Nährstoffe.
Wer sich zu einseitig ernährt oder zu extrem hungert, läuft dem Jojo-Effekt in die Arme und riskiert auf Dauer mehr Übergewicht. Bei einer einseitigen Diät fehlen dem Organismus nicht nur überlebenswichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, sondern auch Energie aus Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten. Manche Vitamine lassen sich gut in Fett und andere wiederum gut in Wasser lösen. Daher werden Vitamine in diese zwei Gruppen unterteilt: Zu den fettlöslichen Vertretern gehören Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K. Damit der Körper sie nutzen kann, müssen sie zusammen mit Fett verzehrt werden. Wer bei einer Diät ganz auf Fett verzichtet, kann diese Vitamine nicht verarbeiten. "Aus diesem Grund gehört zum Beispiel an einen Karotten-Apfel-Salat immer etwas Öl", empfiehlt die Frankfurter Ernährungswissenschaftlerin Dr. Annette Neubert. "Dadurch wird das enthaltene Beta-Carotin, die Vorstufe des Vitamin A, besser aufgenommen." Dazu kommt die große Gruppe von B-Vitaminen mit B1, B2, B6, B12, Niacin, Biotin, Pantothensäure und Folsäure. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sorgt für eine ausreichende Vitaminzufuhr. Aber Vorsicht: Genauso wie es zu einer Unterversorgung mit Vitaminen kommen kann, ist insbesondere bei den fettlöslichen Vitaminen auf Dauer auch ein Zuviel möglich, warnt Neubert.
Ein Zuwenig an Kalorien und Nährstoffen während der Diät macht schlapp und müde. Bekommt der Organismus etwa zu wenig Eiweiß, geht er an die körpereigenen Reserven: die Muskeln. Besonders gefährlich wird es, wenn auch der Herzmuskel zur Energiegewinnung herangezogen wird. Die ersten Symptome, die bei Mangelerscheinungen meist auftreten, sind Abgeschlagenheit und Schwäche. Auch greifen einseitige Diäten das Immunsystem an. Das ständige Auf und Ab beim Gewicht erzeugt im Körper Stress, der sich hormonell bemerkbar macht und zum gefürchteten Jo-Jo-Effekt führt. Ist das Abwehrsystem unterversorgt, kann es nicht mehr erfolgreich gegen Viren, Infektionen und Bakterien ankämpfen. Das kann zum Beispiel bei einer ketogenen Diät passieren. Das ist eine strenge Form der Low-Carb-Ernährung.
Wer schon mal Crash-Diäten gemacht hat, kennt dieses Gefühl, wenn der Blutzuckerspiegel ganz tief im Keller ist. Der Magen knurrt, das Gehirn fordert schnell Nahrung – eine heftige Heißhungerattacke signalisiert nur noch eins: Essen! Ein möglichst ausgeglichener Blutzuckerspiegel ist deshalb beim Abnehmen der Dreh- und Angelpunkt. Bei einer ketogenen Diät, also einer Ernährung mit viel Protein und wenigen Kohlenhydraten (Low Carb) ist der Insulinspiegel rund um die Uhr ausgeglichen. Eine Ernährung mit hohem Proteingehalt und wenig Fett beschleunigt die Gewichtsabnahme und ist gesund. Aber sie birgt auch Gefahren für die Gesundheit.
Verbunden mit regelmäßigem Sport fördert eine High-Protein-Diät gleichzeitig den Muskelaufbau. Heißhungerattacken bleiben aus, weil Proteine lange im Magen verweilen und nur langsam verdaut werden. Eiweiß – egal, ob aus Pflanzen oder Fleisch – wird sehr langsam über den Verdauungstrakt in die Blutbahn aufgenommen. Die positive Folge davon ist, dass der Körper nur eine äußerst geringe Menge an Insulin ausschüttet. Das ist deshalb wichtig, weil Insulin ein "Fettblockierer" ist. Durch die Eiweiß-Diät wird das Insulin ausgetrickst. Der Körper bekommt auf diese Weise genau die Nahrung, die er für den Stoffwechsel benötigt. Die Bauchspeicheldrüse schüttet vor allem nach kohlehydratreichen Speisen Insulin aus. Insulin baut den Blutzucker ab. Der Organismus nimmt Zuckermoleküle aus dem Blut auf. Er blockiert auf diese Weise die Fettverbrennung. Eine Eiweiß-Diät feuert also die Fettverbrennung an. Grüner Tee als begleitendes Getränk unterstützt übrigens Fettverbrennung. Vorsicht aber bei Grüntee-Extrakt in Nahrungsergänzungsmitteln: Es sollen Leberschäden vorgekommen sein.
Aber auch hier gilt für die Gewichtsreduktion: eine Eiweißdiät über längere Zeit, wenn sie nicht vegan ist, kann einen Mineralstoffmangel verursachen. Deshalb ist es wichtig, viel grünes ballaststoffreiches Gemüse wie Kohl, Blattspinat oder Brokkoli, mineralstoffreiche Wildkräuter und vitaminreiches Obst zu essen. Gesunde Abnehmwillige sollten sich deshalb nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) richten. Danach darf ein Mensch maximal 0,8 Gramm Protein pro Tag und Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Wird dieser Richtwert über einen längeren Zeitraum überschritten, kann das die Nieren schädigen. Experten empfehlen zwei Gramm Eiweiß täglich pro Kilogramm Körpergewicht nicht zu überschreiten. Alles andere ist nicht gesund. Fazit: Durch den Verzicht auf Obst und Gemüse, die ja Kohlenhydrate in Form von Zucker und Stärke beinhalten, wird der Organismus nicht auszureichend mit Vitaminen und Mineralien versorgt. Zudem können die Nieren ein Überangebot an Eiweiß nicht mehr verwerten. Die Gefahr von Nierensteinen und Knochenerkrankungen steigt.
Der menschliche Stoffwechsel braucht sowohl Kohlenhydrate als auch Fette, um gesund zu bleiben. Omega-3-Fettsäuren und Omega 6-Fettsäuren, die unter anderem im Lachs oder Hering stecken, sind sogar lebenswichtig für den Körper. Auch ungesättigte Fettsäuren, die zum Beispiel in pflanzlichen Ölen vorkommen, werden für den Aufbau des Gehirns, für die Produktion von bestimmten Hormonen oder für die Immunabwehr benötigt. Fette sind also per se nicht schlimm. Wer abnehmen möchte, sollte darauf achten, gute Fette in Maßen (60 bis 80 Gramm pro Tag) aufzunehmen. Bei einer ketogenen Diät kommt das Whey-Protein ins Spiel. Es ist ein Eiweiß, das bei der Käseherstellung aus der Molke entsteht. Es gilt als idealer Versorger mit vielen essentiellen Aminosäuren. Aus diesem Grund soll es eine ideale Möglichkeit sein, Muskeln aufzubauen und Körperfett zu verlieren. Aber nicht alle angebotenen Produkte sind empfehlenswert. Eine Studie warnt vor gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen. Vor dem Kauf ist es daher empfehlenswert, sich zu erkundigen, welcher Hersteller seriös ist und beispielsweise Informationen der Stiftung Warentest zu Rate ziehen.
Bei einem völligen Verzicht auf Nahrung wird der Körper nicht ausreichend mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Mangelerscheinungen wie eine verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, Kopfschmerzen, Schwächegefühl oder Sehstörungen können auftreten. Nahrungsergänzungsmittel können kein vollständiger Ersatz für Nahrung sein. Wie viele Mahlzeiten am Tag verzehrt werden sollten, entscheidet die individuelle Stoffwechselveranlagung. Der Stoffwechsel kann träge sein, dann muss er angekurbelt werden. Einige Mediziner, wie der Düsseldorfer Internist Max Timm, haben sich darauf spezialisiert. Der niedergelassene Internist und Sportmediziner verhilft in seiner Gemeinschaftspraxis in Düsseldorf-Golzheim Abnehmwilligen zu einer effektiven und dauerhaften Stoffwechselumstellung. Mit einer Diät hat das nichts zu tun, betont der Mediziner. Der Effekt einer Stoffwechselumstellung ist: Der Stoffwechsel wird angeregt, das macht wach und leistungsfähig. "Der Stoffwechsel soll richtig angekurbelt werden! Und dafür benötigt der menschliche Körper zu jeder Mahlzeit Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße", erklärt der Internist. Er vergleicht die Körperverfassung eines Menschen auf Diät mit einem Auto, das ohne Benzin fahren muss: "Diät ist eine Notsituation für den Körper. Der Stoffwechsel fährt herunter, man fühlt sich schlapp."
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Über die Autorin: Annette Bulut ist Diplom-Journalistin und hat eine Rundfunkausbildung in Köln absolviert. Nach beruflichen Stationen in Düsseldorf und München als Kommunikationsberaterin ist sie seit vielen Jahren freie Journalistin mit Schwerpunkt Medizin, Gesundheit und Ernährung. Sie schreibt regelmäßig Beiträge für Online- und Printmedien. Ihr Ziel: Gesundheitsthemen verständlich und lebensnah mit vielen nützlichen Informationen zu vermitteln.