Ein echtes Highlight. Allerdings, bei diesem Titel könnten sich manche schwertun – "The Banshees of Inisherin". "Banshees", das sind hierzulande eher unbekannte Gruselfeen aus der irischen Mythologie. Wo sie auftauchen, heißt es, stehe der baldige Tod eines Menschen bevor. Und "Inisherin" ist die fiktionale irische Insel, auf der Martin McDonagh (Regie und Drehbuch) seinen neuen Film spielen lässt – eine Tragikomödie über die langjährige Freundschaft zweier Männer, die abrupt endet.
"Habt ihr euch gezankt?", fragen andere immer wieder. Es wäre wohl nichts Neues bei diesen beiden Kerlen, aber Padraic (Colin Farrell) weiß es selbst nicht so genau. "Haben wir uns gezankt ..?" Fest steht erst einmal nur, dass sein langjähriger Kumpel Colm (Brendan Gleeson) ihm plötzlich die Freundschaft aufgekündigt hat. Immer und immer wieder sucht Padraic den alten Grantler (er nennt ihn liebevoll "Fettwanst") auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Aber der will nicht wirklich reden – Padraic sei ein Langweiler, deshalb wolle er eben nicht mehr mit ihm befreundet sein, fertig.
Für Außenstehende ist der Zwist (oder was auch immer es sein mag) zwischen Colm und Padraic zunächst keine ernste Sache, für die beiden aber ist es todernst. Vor allem für den verschlossenen, mürrischen und sturen Colm, der perfekt in diese karge westirische Küstenlandschaft der frühen 1920er-Jahre passt. Die ständigen Aufwartungen von Padraic gehen ihm so sehr auf die Nerven, dass er irgendwann erklärt: "Ich habe eine große Schere daheim. Ich werde jedes Mal, wenn du mich ab jetzt belästigst, zu dieser Schere greifen. Und dann schneide ich mir einen Finger damit ab."
Sich selbst aus Zorn einen oder auch mehrere Finger abschneiden, wenn man ihm sonst keine Ruhe lässt – Colm ist in jedem Fall der Typ, dem man es zutrauen muss, und Oscargewinner Martin McDonagh der Mann, der so eine irrwitzige Tragödie erzählen kann. "Brügge sehen ... und sterben?" (ebenfalls mit Brendan Gleeson und Colin Farrell in den Hauptrollen) war 2008 sein erster großer Film, auch mit "7 Psychos" (2012) und vor allem "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" (2017) gelang ihm großes Kino. Nun also "The Banshees of Inisherin", der vierte Langfilm des Iren mit einer Vorliebe für schwarzhumorige Geschichten. Die Vorlage, ein nie aufgeführtes Theaterstück, schrieb McDonagh in den 90-ern selbst.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH