John Guillermin

Lesermeinung
Geboren
11.11.1925 in London, Großbritannien
Alter
99 Jahre
Sternzeichen
Biografie
Der in London geborene Sohn französischer Eltern beginnt sein Handwerk von der Pike auf und arbeitet sich von kleinen, zweitrangigen Filmen zu internationalen Großproduktionen hoch. John Guillermin ist ein Handwerker mit dem sicheren Gefühl für Erfolg, jedoch ohne eigenen Stil. Er arbeitet effektvoll und sicher in jedem Genre. In den Achtzigerjahren kehrt er zu kleinen, weniger aufwendigen und meist uninteressanten Filmen zurück.

Es begann mit Filmen wie "Tarzans größtes Abenteuer" (1959) mit Gordon Scott und Sean Connery. Anders als Johnny Weissmüller oder Lex Barker ist Bodybuilder Gordon Scott ein zivilisierter Tarzan, der sich trotz nacktem Oberkörper zu benehmen weiß und eine gepflegte Sprache spricht. Diesem Tarzan, der hier vier Verbrecher jagt, fehlt die Naivität früherer Urwald-Abenteuer. Interessant ist die Mitwirkung von Sean Connery in einer kleinen Gaunerrolle.

Im gleichen Jahr entsteht "Bankraub des Jahrhunderts". Im Jahre 1901 unternimmt eine Gruppe irischer Freiheitskämpfer einen hervorragend geplanten und perfekt vorbereiteten Bankraub, der nur durch einen Zufall und die Aufmerksamkeit eines Beamten entdeckt wird. Peter O'Toole, Aldo Ray, Hugh Griffith und Kieron Moore gehören zu der brillanten Besetzung eines geschickt gemachten Einbruchfilms.

1965 dreht Guillermin den Film "Der blaue Max" mit George Peppard. Drei britische Drehbuchautoren haben diese heldenhafte Kriegsmär verbrochen. Sie schildert eine haarsträubende Geschichte von der Westfront. Der "blaue Max" war die höchste deutsche Tapferkeitsmedaille im Ersten Weltkrieg, man erhielt sie nach mindestens 20 Abschüssen. Ein sympathischer Bürgerlicher und ein blasierter Adliger liegen im Clinch: Jeder will dem anderen beweisen, besser zu sein. Bei einem Flugmanöver stirbt der Adlige, der andere kassiert seine Feindabschüsse und erhält vom Kronprinzen den Orden. Doch er kann den Mund nicht halten, und als er eine verheiratete Dame kränkt, zeigt sie ihn an. Man bereinigt die Sache militärisch: Der brave Lügner wird in eine Maschine gesetzt, die abstürzen wird. Die Meldung: "Er war ein deutscher Offizier und Held!"

Ein großer Publikumserfolg ist "Die Brücke von Remagen", 1968 kurz vor der sowjetischen Invasion in Prag 1968 gedreht. Wie bei "Rommel, der Wüstenfuchs" und "Panzerschiff Graf Spee" wird hier mal wieder ein glorifiziertes Bild des deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg vorgeführt. Der Krieg als Maschinerie: GIs und Landser versuchen zu retten, was zu retten ist. Doch sie müssen auslöffeln, was Hitler und "die da oben" eingebrockt haben. Immerhin formal versucht der Film, die Fakten um den März 1945 in Remagen authentisch zu gestalten. Und Guillemin inszeniert den Zweistundenfilm als spannendes Abenteuer.

George Peppard, mit dem Guillermin befreundet ist, ist auch der Protagonist in "Jedes Kartenhaus zerbricht" (1969) mit Orson Welles. Ein rechtsradikaler französischer Unternehmer wird von einem Amerikaner gerade noch daran gehindert, einen Umsturz durchzuführen. Die prominente Besetzung täuscht keinen Moment lang über die dämlich konstruierte Story hinweg, deren politisches Ambiente nur aufgesetzt ist. Als Richard Roundtree mit Gordon Parks' schwarzem James Bond "Shaft" erfolgreich ist, holen sich die Amerikaner für die dritte und letzte Folge ("Shaft in Afrika") den bewährten Briten Guillermin. Mit dem gigantischen Katastrophenfilm "Flammendes Inferno" (1974) schließlich landet er den ganz großen Kassenhit.

"Endstation Hölle" (1972) mit Charlton Heston ist auch ein Katastrophenfilm: Der Linienflug von Los Angeles nach Minneapolis ist diesmal kein gewöhnlicher Flug: An Bord befindet sich Senator Lindner auf dem Weg zu einem wichtigen Gespräch mit dem US-Präsidenten. Mit an Bord ist - vorerst noch unbekannt - Sergeant Weller, einer der tapfersten Vietnam-Veteranen. Er fordert: Wenn man ihn nicht zu einem ganz bestimmten Zielort in Alaska bringt, wird er das Flugzeug in die Luft sprengen. Doch Flugkapitän O'Hara/Heston bleibt kühl: Erst nach einer erneuten Drohung ändert er den Kurs. In Moskau schließlich, wo man nach einigen Irrflügen landet, ist der Empfang anders, als es sich der des Landes überdrüssige Amerikaner erträumt hatte. Ein Thriller zwischen Action- und Polit-Kino, miserabel gespielt, klischeehaft inszeniert.

"King Kong" (1976) mit Jeff Bridges und Jessica Lange ist ein glattes Remake der brillanten, durch den 30er-Jahre-Film berühmte Geschichte vom gigantischen Affen, der nach New York gebracht wird und Angst und Schrecken verbreitet. Die aufwendige Neuverfilmung bleibt ohne die Phantasie und Naivität der B-Pictures, und damit ohne Charme. Einzige Entdeckung: Jessica Lange als das vom Riesengorilla geliebte Mädchen, die hier nur Staffage ist, aber bald als talentierte Schauspielerin erkannt wird.

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