Bei der Oscar-Verleihung 2008 räumten die Coen-Brüder mächtig ab und waren die Gewinner des Jahres: Für ihren Killer-Thriller "No Country for Old Men" wurden sie jeweils mit drei Oscars ausgezeichnet: bester Film, beste Regie, bestes adaptiertes Drehbuch.
Offziell sind die Aufgabengebiete von Joel und Ethan Coen strickt getrennt. Joel inszeniert, Ethan produziert, gemeinsam schreiben sie die Drehbücher ihrer von einem eigenwilligen, mal lakonischen, mal rabenschwarzen Humor inszenierten Meisterwerke. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit beteuern sie indes, alle Aspekte ihrer Filme gleichberechtigt zu betreuen. Als es 1983 darum ging, die Credits für ihr Regiedebüt "Blood Simple - Eine mörderische Nacht" festzulegen, warfen sie angeblich eine Münze. Andere Quellen kolportieren, Joel inszeniere, weil er der Ältere sei.
Wie auch immer, seit "Blood Simple" gelten die Coens als die innovativsten, stilistisch versiertesten und erfolgreichsten Regisseure des amerikanischen lndependent-Kinos. Mit "Fargo - Blutiger Schnee" (1995) konnten sie dieses Image einmal mehr bestätigen. Für die bizzare, in den schneeverwehten Weiten ihrer Heimat Minnesota angesiedelten Kidnapping-Komödie hagelte es förmlich Auszeichnungen. Joel Coen wurde u. a. vom New York Critics Circle und vom National Board of Review als Bester Regisseur 1996 ausgezeichnet. Das Drehbuch der Brüder wurde von der Writer's Guild zum besten Originaldrehbuch gekürt und mit einem Oscar prämiert (Joels Frau Frances McDormand durfte als Beste Hauptdarstellerin ihre eigene Statuette mit nach Hause nehmen).
Joel Coen besuchte die New York University Film School und jobbte nach dem Examen als Schnittassistent bei Low-Budget Horrorfilmen, darunter "Tanz der Tenfel" (1983) von Sam Raimi, mit dem die Coens seither eng befreundet sind. 1985 brachte Raimi das zu dritt verfaßte Drehbuch "Die Killer-Akademie" auf die Leinwand, ebenso wie 1990 die Comic-hafte Story "Darkman". 1994 fungierte Raimi als Second Unit Director von "Hudsucker - Der große Sprung", dessen Script das Trio ebenfalls bereits Anfang der 80er verfaßt hatte.
Ethan Coen studierte Philosophie in Princeton und hielt die Brüder zunächst mit diversen Bürojobs über Wasser, während sie nach Finanziers für ihren ersten Film suchten. Mit "Blood Simple", einem düsteren Thriller über Verrat und MiBtrauen, Gier und Mord, schafften es die Branchenneulinge auf Anhieb in die Jahres-Top Ten renommierter Blätter wie Time, The Washington Post und USA Today. Das National Board of Review wählte den Film zum Besten Film des Jahres. Wer als zweites Filmprojekt etwas ähnliches erwartet hatte, sah sich positiv enttäuscht: "Arizona Junior" (1987) ist eine wilde Screwball Comedy, in der neben Holly Hunter und Nicolas Cage auch John Goodman mitwirkt.
Die Gangsterfilm-Hommage "Miller's Crossing" erlebte ihre Uraufführung 1990 beim New York Filmfestival und bewies einmal mehr die stilistische Perfektion der Coens. Dialog, Dramaturgie und Bildkomposition sind in jeder Hinsicht meisterhaft. "Barton Fink" (1991), die klaustrophobische, mit Horrorelementen gespickte Satire über Hollywood, errang die Goldene Palme der Filmfestspiele Cannes, und auch der Regie- und Darstellerpreis gingen an Joel Coen, bzw. John Turturro für seine Darstellung eines gequälten Drehbuchautors. Angeblich ist ihnen die Idee für den Film gekommen, als sie selbst während der Arbeit zu "Miller's Crossing" unter einer Schreibblockade litten.
Weitere Filme von Joel Coen: "The Big Lebowski" (1998) mit Jeff Bridges in der Titelrolle, "O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi Odyssee" (2000) mit George Clooney, der für seine Rolle als entlaufener Knastbruder mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde, "The Man Who Wasn't There" (2001) mit Billy Bob Thornton in der Rolle eines typischen Verlierers, "Ein (un)möglicher Härtefall" (2003), "Ladykillers" (2004), "Paris, je t'aime" (2006), "Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?" (2008), "A Serious Man" (2009), "True Grit" (2010), "Gambit - Der Masterplan" (Buch, 2012), "Inside Llewyn Davis" (2013).