"Wilsberg – Schmeckt nach Mord": Ein Fleischskandal in Münster
Ein Fleischfabrikant wird erst wegen angeblich mangelnder Hygiene an den Pranger gestellt und später ermordet. Der neue Fall von Privatdetektiv Wilsberg ist erstaunlich ernst – und relativ wirr.
Münster – das ist die Heimstatt des Humors. Jedenfalls, wenn es ums Kriminologische geht. Ob nun die Herren Thiel und Boerne im ARD-"Tatort" oder Privatdetektiv Georg Wilsberg am Samstagabend im ZDF. Wann immer eine dieser beiden Reihen aus der charmanten westfälischen Stadt lief, durften Zuschauerinnen und Zuschauer sicher von einer entspannt-heiteren Krimiatmosphäre ausgehen. Doch: Ausnahmen gibt es immer wieder. Gerade der Dauerbrenner "Wilsberg", der mit Leonard Lansink in der Hauptrolle nun schon seit mehr als 24 Jahren läuft, nahm sich und die Sache in der letzten Zeit überraschend ernst. Und nicht selten wurde es dabei auch noch ziemlich kompliziert. Der aktuelle Fall, "Unser täglich Brot", ist wieder so ein Beispiel dafür.
Autor Stefan Rogall hat eine ganze Menge Reizthemen hineingepackt. Als da hätten wir: schurkige Fleischproduzenten, Steuern, Massentierhaltung, Vegetarismus, einen Hackangriff, unbeglichene Schulden, Antiobiotika für die Tiere und und und. Alles in allem doch ein ziemlich trockener, spröder Stoff – zumal mit sehr wenig Augenzwinkern erzählt. Dass der Fleischfabrikant Thomas Heitbrink (Michael Schiller) mit einem Obstmesser gemeuchelt wird, bleibt die einzige witzige Idee im "Wilsberg-Style".
Eben jenem Fleischfabrikanten wird aber zunächst einmal mangelnde Hygiene im Betrieb vorgeworfen. Dr. Tessa Tilker (Patricia Meeden), seit vier Folgen anstelle von Alex Holtkamp (Ina Paule Klink stieg damals aus) im Spiel, beauftragt Wilsberg, herauszufinden, ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder jemand der Firma schaden möchte. Früh findet der Privatdetektiv heraus, dass es um das Verhältnis von Heitbrink zu seiner Tochter Lea (Anna Hausburg) nicht sonderlich gut bestellt ist. Sie ist Vegetarierin. Als dann auch noch in ihre Wohnung eingebrochen wird, kommt auch die Polizei mit Kommissarin Springer (Rita Russek) und Overbeck (Roland Jankowsky) ins Spiel. Lea Heitbrink wohnt mit Jasmin Rudolph (Jaëla Probst) zusammen, die womöglich ein doppeltes Spiel spielt.
Ein wirres Geflecht
Dazu kommen eine Reihe von Nebenfiguren, die allesamt in einen möglichen Fleischskandal verwickelt sein könnten. Jan Redecker (Shenja Lacher) hat als Laborleiter Proben untersucht, Melanie Zobel (Anya Fischer) ist die zuständige Sachbearbeiterin im Veterinäramt für die Firma Heitbrink. Als dann der Fabrikant Heitbrink erstochen aufgefunden wird, müssen sich Wilsberg und Partner Ekki Talkötter (Oliver Korittke) durch ein ziemlich wirres Geflecht aus allerlei Schandtaten und Verdächtigungen pflügen.
Das ist, man muss es so sagen, eine ziemlich anstrengende und leider auch langweilige Angelegenheit. So relevant all die angetexteten Themen auch sein mögen, wirklich ausformuliert wird kaum etwas. Recht zäh schreiten die Ermittlungen voran. Gäbe es diesen selbstbewussten Tollpatsch Overbeck nicht, der diesmal ohne erkennbaren Grund einem Hang zur Philosophie verfällt, bliebe nichts von der wunderbaren Leichtigkeit, die die Reihe üblicherweise einzigartig macht.
Zum zweiten Mal nach dem ebenfalls recht ernsten, aber deutlich gelungeneren Fall "Gene lügen nicht" (Januar 2022) führte Philipp Osthus die Regie. In die Eröffnungsszene wurde zunächst all das gepackt, was klassischen Thrill ausmacht: Eine Frau fühlt sich verfolgt, dann wird eine Schublade mit Messern geöffnet, ein Hund bellt, das Flurlicht flackert, jemand mit Kapuze im Halbdunkel, ein Schatten, schließlich ein Schrei. – So ging Krimi, und so geht es natürlich auch immer noch, wenn es denn danach ähnlich spannend bliebe. Tut es diesmal allerdings nicht.
Wilsberg – Schmeckt nach Mord – Sa. 01.10. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH