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"Spider-Man: A New Universe" – knallig, atemberaubend, hektisch

Der Animationsfilm "Spider-Man: A New Universe" ist optisch eine Offenbarung. Von der Handlung kann man das nicht immer sagen.

ProSieben
Spider-Man: A New Universe
Trickfilm • 22.08.2021 • 20:15 Uhr

Warf man einen Blick auf die Besprechungen der US-Kinokritiker zu "Spider-Man: A New Universe" (2018), konnte man schon ins Grübeln kommen. Fast durchweg begeistert zeigten sich die Rezensenten, was verständlich wäre, wenn es einzig und allein um die Bewertung der optischen Gestaltung ginge. Der auf neueren Marvel-Ausgaben basierende Animationsfilm, den ProSieben erstmals im Free-TV zeigt, ist besonders für Comic-Freunde ein echter Augenschmaus. Allerdings trägt er seine Handlung mit einer derart hyperaktiven Energie vor, dass sich die Figuren nicht wirklich entfalten können: Vielschichtige Charakterzeichnung und raffiniertes Storytelling sehen bei Licht betrachtet etwas anders aus.

Die treibenden Kräfte hinter dem Superheldenabenteuer sind mit Phil Lord und Christopher Miller die Schöpfer des schwungvollen Bauklotz-Spektakels "The Lego Movie". Diesesmal fungieren die beiden Filmemacher als Produzenten und Lord überdies als Mitautor des Drehbuchs, während die Regie in den Händen von Bob Persichetti, Peter Ramsey ("Die Hüter des Lichts") und Rodney Rothman lag.

Wer Spider-Man bislang nur mit dem Namen Peter Parker in Verbindung brachte, lernt hier mit Miles Morales eine andere Spinnenmann-Variante kennen. Das Leben des Teenagers verläuft zunächst in recht gewöhnlichen Bahnen, auch wenn ihm ein von den Eltern aufgezwungener Schulwechsel spürbar zusetzt. Als Miles eines Tages mit seinem unangepassten Onkel eine spaßige Graffiti-Session einlegt, wird er von einer radioaktiven Spinne gebissen und merkt nur wenig später, dass er plötzlich übermenschliche Fähigkeiten besitzt.

Zu seinem Erstaunen wird er durch Zufall auch noch Zeuge, wie der wahre Spider-Man im Kampf gegen die Handlanger des Gangsters Kingpin (Liev Schreiber) stirbt. Umso verwirrter ist Miles, als er kurz darauf einem gealterten Peter Parker (Jake Johnson) mit leichtem Bauchansatz gegenübersteht, der – so stellt sich heraus – aus einer anderen Dimension stammt. Gemeinsam mit weiteren Spinnenwesen, die ebenfalls aus alternativen Universen kommen, muss der Heranwachsende schließlich gegen die finsteren Pläne Kingpins ankämpfen.

Anfangs vermittelt die Sony-Produktion den Eindruck, als wolle sie – ähnlich wie der Realfilm "Spider-Man: Homecoming" – vor allem von den Tücken und Fallstricken des Teenager-Alltags erzählen. Nach dem Spinnenbiss legt das Regietrio aber schnell den höchstmöglichen Gang ein und schenkt der Geschichte nur noch selten größere Aufmerksamkeit. Sicher ist es löblich, dass ein Junge mit afroamerikanischem und hispanischem Hintergrund im Zentrum des Geschehens steht. Und dass auf den Zuschauer am Ende eine höchst sympathische Botschaft ("Jeder kann ein Held sein!") wartet.

Spannende Ansätze und Figureneigenschaften kommen allerdings nur sporadisch zur Geltung, da der Plot bevorzugt von einer knalligen, fraglos atemberaubenden, bisweilen aber ungemein hektischen Actionsequenz zur nächsten eilt. Und die Entwicklung des Protagonisten wird in letzter Konsequenz bloß mit Drehbuch-Standardformeln ("Glaub' fest an dich!") vorangetrieben. Den inhaltlich nicht sonderlich originellen Ansatz verkörpert auch der eindimensionale Bösewicht, dessen Erscheinungsbild bereits übertrieben grobschlächtig ausfällt.

Umwerfend und wunderbar ideenreich ist im Vergleich dazu die visuelle Aufmachung. "Spider-Man: A New Universe" führt seine Charaktere im wahrsten Sinne des Wortes zu ihren Wurzeln zurück und vermittelt dem Publikum das Gefühl, durch einen Comicstrip zu laufen. Farbexplosionen verwandeln den Bildschirm in ein mitunter psychedelisches Wunderland. Wie in den Vorlagen tauchen Gedanken in kleinen Kästchen auf. Und immer wieder sind Geräuschworte im Bild zu sehen. Das Ganze gleicht einem zum Leben erweckten Comicheft und hebt sich auf diese Weise erfrischend von der Ästhetik ab, die dank der fortlaufenden Marvel-Reihe im Superhelden-Kino dominiert.

Spider-Man: A New Universe – So. 22.08. – ProSieben: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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