Film im Ersten

"Nur eine Frau": Film über Ehrenmord erzählt wahre Geschichte

von Felix Bascombe

Eine junge Deutschtürkin wird 2005 von ihrem eigenen Bruder ermordet. Der Film "Nur eine Frau" erzählt ihre Geschichte.Eine junge Deutschtürkin wird 2005 von ihrem eigenen Bruder ermordet. Der Film "Nur eine Frau" erzählt ihre Geschichte.

ARD
Nur eine Frau
Drama • 16.05.2021 • 23:50 Uhr

Am 7. Februar 2005 wurde Aynur Sürücü auf offener Straße getötet – niedergestreckt mit drei Schüssen, abgefeuert von ihrem eigenen Bruder. Aynur, 1982 in Berlin geboren, wurde Opfer eines Ehrenmordes. Die junge Frau aus einer türkischstämmigen Familie hatte sich geweigert, so zu leben, wie es ihre Familie von ihr verlangte – nachdem sie mit ihrem Cousin zwangsverheiratet und von ihm schwanger geworden war. In dem Drama "Nur eine Frau" (2019), welches das Erste nun wiederholt, erzählt Sherry Hormann ("Wüstenblume") die Geschichte von Aynur. Almila Bagriacik ("4 Blocks", Kiel-"Tatort") spielt die junge Frau, deren Tod 2005 auch für Diskussionen über Integration gesorgt hatte.

"Die letzten Jahre haben die Sorge aufkommen lassen, dass die Entwicklung wieder zurückgedreht werden könnte", sagte Moderatorin und Journalistin Sandra Maischberger, die den Film produziert hat. "Nicht nur, weil Zwangsheirat auch in neuen Zuwanderergruppen ein Thema ist, sondern auch, weil wir eine Zunahme an fundamentalistisch-religiösen Tendenzen beobachten können. Ich habe das Gefühl, dass Aynurs Tod gerade in unserer Gegenwart nicht vergessen werden sollte."

Es ist kein klassischer Spielfilm, mit dem Regisseurin Sherry Hormann die Erinnerung an Sürücü wahrt. Immer wieder sind Bilder aus den Lebzeiten des Mordopfers zu sehen, dazu einige Videos aus Privatarchiven. Diese dokumentarischen Einschübe verleihen dem 90-Minüter Authentizität und rufen ins Bewusstsein, dass sich die schreckliche Tat genau so ereignet hat. Basierend auf den Recherchen der Journalisten Matthias Deiß und Jo Goll und gestützt auf den Gerichtsakten und Gesprächen mit Anwälten und Zeitzeugen, bleibt das Drama stets nah an den realen Ereignissen. Sogar an Originalschauplätzen wurde gedreht, etwa in Cafés, in denen Aynur sich gerne aufhielt, oder an der Bushaltestelle, an der sie starb.

Neben der tragischen Geschichte bleibt besonders die Darbietung der Hauptdarstellerin Almila Bagriacik in Erinnerung. Sie taucht tief in ihre Rolle ein und verkörpert glaubhaft eine Frau, die versucht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, aber sich trotz aller Enttäuschungen und Drohungen nicht gänzlich von ihrer Familie lossagen kann. Dadurch schafft sie ein eindrucksvolles Denkmal für die mutige und lebensbejahende Frau, die Aynur Sürücü war.

Nur eine Frau – So. 16.05. – ARD: 23.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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