"Käthe und ich – Verbotene Liebe": Flirten auf Distanz
Im achten Fall der Freitagsreihe um Paul Winter (Christoph Schechinger) und seiner Hündin Käthe dreht es sich um die Liebe. Gefühle kommen bei dem Psychotherapeuten für eine blinde Lehrerin auf, die von ihrem kranken Hund gebissen wird. Außerdem fühlt sich ein Tierarzt schuldig am Tode eines schwulen Freundes.
In "Käthe und ich – Verbotene Liebe", der achten Episode um den Psychotherapeuten Paul Winter von der Müritz (Christoph Schechinger) und dessen rührend dreinblickende Hündin Käthe, wird eine blinde Lehrerin von ihrem Zähne fletschenden Führhund angegangen. Weil das ursächlich mit einem Hirntumor zusammenhängt, muss der Hund eingeschläfert werden. Keine Frage, dass das ein Fall für den Menschenversteher mit der Therapiehündin ist. Schließlich braucht Ina, die Lehrerin, die gerade eine neue Stelle antreten will, einen neuen Führer. Dass sich Paul sehr offensichtlich in seine unter Schock stehende Klientin verliebt, macht die Sache nicht leichter – das Käthe-und-ich-Drama "Verbotene Liebe" aber geradezu perfekt.
Paula Kalenberg überzeugt als blinde Lehrerin
Neben dem geschickt montierten Drehbuch der Autorin Brigitte Müller (alle Folgen) ist das vor allem der Darstellerin Paula Kalenberg zu verdanken. Umwerfend, wie sie die blinde Lehrerin spielt. Selbstbewusst und mit einem sanften Lächeln setzt sie die Akzente. Ein Freundschafts- und Liebesverhältnis baut sich auf zwischen ihr und dem sonst so treudoof dozierenden Therapeuten, der – wie hier durchaus alle Figuren – das Herz stets auf der Zunge trägt. Fast Hollywood-reif, wenn Ina eine Lehrstunde im Blindsein erteilt. Wenn sie mit ihren weißen Stöcken die Umgebung ertastet, wenn Paul gegen Verkehrszeichen prallt oder einen Metallpfosten zwischen die Beine bekommt. Sie ist fein raus – sie kann's ja nicht sehen. Dass Blinde auch mit den Ohren sehen – geschenkt.
"Abstinenzgebot" hält die Flirtenden auf Distanz
Ein sich steigernder Flirt zwischen ihr, der Blinden, und dem Sehenden spielt sich vor den Zuschauerinnen und Zuschauern ab – immer allerdings mit der Maßgabe, dass zwischen dem Psychologen und seiner Klientin ein sogenanntes "Abstinenzgebot" sei. Dass es sexuelles nicht geben darf, wird einem immer wieder mal von Pauls einstweiligem Widersacher, dem nebenan ordinierenden neuen Tierarzt Eric (Ulrich F. Brandhoff) unter die Nase gerieben. Bis zum rührenden Ende reden sie sich mit vollem Namen, also "Paul Winter" und "Ina Meyrose" an. Es signalisiert Distanz und es hat Charme.
Fast schade, dass so ein Herzschmerzdrama (das man getrost auch Seifenoper nennen darf) nach allen Regeln der Kunst weitere Schicksalsstränge braucht. Tierarzt Eric leidet am Suizid eines homosexuellen Freundes und blickt dabei melancholisch drein, indessen sich die von ihrem Mann betrogene Tierärztin Jule (Mona Pirzad) um einen um vieles jüngeren Parktikanten (Justus Johanssen) bemüht – dürfen Tierärztinnen das überhaupt?
Unterhaltsames Melodram mit Tiefgang
Bleibt anzufügen, dass die blauäugige Shepherd-Hündin Käthe auch diesmal an den richtigen Stellen Divergierendes zusammenhält. Aber auch abseits ihres treuherzigen Glotzens und Kläffens gelingt es der schlanken Regie (Oliver Liliensiek), ohne Rückblenden-Orgien und horizontale Verbindungen ein unterhaltsames Melodram mit Tiefgang zu servieren.
Die Dreharbeiten zu zwei neuen "Käthe und ich"-Filmen unter den Arbeitstiteln "Der kleine Ritter" und "Der perfekte Sommer" fanden im August 2022 statt. Ein Ausstrahlungstermin ist noch nicht bekannt.
Käthe und ich – Verbotene Liebe – Fr. 10.03. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH