Jim Morrison: Wie eine Auszeit mit dem Tod endete
Er lebte wie ein Rockstar und starb wie ein Rockstar. Seit 50 Jahren ist "The Doors"-Frontman nun schon tot, doch unvergessen. ARTE widmet dem charismatischen Sänger und seiner Band zum Todestag einen Themenabend.
Letztlich scheint es nur konsequent, dass jemand, der das exzessive Leben eines Rockstars führte, auch wie ein Rockstar starb. Jim Morrison, Frontmann von "The Doors" und damit einer der einflussreichsten Bands der Musikgeschichte, wurde am 3. Juli 1971 tot in einer Badewanne in Paris gefunden. Auch 50 Jahre später ist noch nicht geklärt, wie die Rock-Ikone wirklich ums Leben kam. Offiziell wurde ein Herzinfarkt attestiert, doch auch unkontrollierter Drogenkonsum ist bestätigt. Den Ereignissen einer verhängnisvollen Nacht in der Stadt der Liebe widmet sich nun die Erstausstrahlung "Jim Morrison: Die letzten Tage in Paris", welche auf ARTE einen Themenabend zum 50. Todestag der Musik-Legende einleitet. Der Dokumentarfilm von Olivier Monssens hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit den Mythen um Morrison aufzuräumen – und da gibt es alle Hände voll zu tun.
Schließlich können nicht viele Sänger der Musikgeschichte mit Morrisons Charisma mithalten. Im Laufe des Themenabends gibt es völlig entrückte Anhänger auf Konzerten zu sehen und den Frontmann, der das Bad in der Menge genoss – insbesondere wenn es sich um weibliche Fans handelte. Außerdem verkörperte Jim Morrison, der nur 27 Jahre alt wurde, das Gefühl einer ganzen Generation. In den späten 60er-Jahren galt er als Sprachrohr ihrer Visionen und Ängste, der sich kompromisslos auslebte. In Paris suchte er eine Auszeit, aber fand den Tod. Dabei darf sein mysteriöses Ableben als ein entscheidender Schritt zur Legendenbildung gelten.
Während sich dier erste Film des Abends auf Jim Morrison konzentriert, widmet sich die zweite Doku "The Doors: When You're Strange" von Tom DiCillos ab 22.40 Uhr der gesamten Band. Der erste Kinodokumentarfilm über The Doors stammt aus dem Jahr 2009 und erzählt die komplette Bandgeschichte, die am Strand von Venice Beach 1965 ihren Anfang nahm. Es folgten sechs Studioalben, die allesamt ihre Spuren in der Popmusik hinterließen. Doch trotz unverwechselbarem Sound werden Bands meist nicht rein musikalisch zur Legende – und hier kommt wieder der Frontmann ins Spiel.
Künstlerische Freiheit und Revoluzzertum als Markenzeichen: Viele Teenies träumten davon, einmal so cool und rebellisch wie Jim Morrison zu sein – nicht trotz sondern aufgrund seiner Exzesse wurde er zur Inspirationsquelle. Im Falle von The Doors war es also die Verkörperung des jugendlichen Aufbegehrens, welche den Mythos festigte.
Für den Ansatz eines Dokumentarfilms ist allerdings Beobachtung statt Verklärung gefragt. Deshalb setzt Filmemacher DiCillo allein auf Archivmaterial, welches die Bandmitglieder auf der Bühne und privat zeigt. Auch auf Morrisons Kurzfilme – der Sänger war einst auch Filmstudent – darf der geneigte Fan einen Blick werfen. Der gefallene Hollywood-Star Johnny Depp fungiert im Original als Erzähler. "Das hypnotisierende, bisher unveröffentlichte Material von Jim, John, Ray und Robby zu sehen, hat mir das Gefühl gegeben, das alles noch einmal durch ihre Augen zu erleben", so der Schauspieler.
"The Doors – Live At The Isle Of Wight Festival 1970"
Doch was wäre ein The Doors-Themenabend schon ohne Livemusik? Erst beim Auftritt wird schließlich die Intensität dieser außergewöhnlichen Band und ihres außergewöhnlichen Sängers deutlich. Dementsprechend beschließt ARTE den Abend mit der Erstausstrahlung "The Doors – Live At The Isle Of Wight Festival 1970", welche ab 0 Uhr den letzten dokumentierten Gig der Band zeigt. Kurz zuvor wurde Jim Morrison in Miami wegen obszönen Benehmens bei einem Konzert angeklagt, es drohte gar eine Gefängnisstrafe. Doch das hielt The Doors nicht davon ab, auf dem größten Rockfestival aller Zeiten zu spielen. 600.000 Fans kamen auf die Insel vor der Südküste Englands, um den Konzerten von Jimi Hendrix oder The Who beizuwohnen.
Die Stimmung kochte hoch, Fans versuchten gar, Absperrungen niederzureißen. In diesem Hexenkessel kamen The Doors auf die Bühne, um 2 Uhr morgens. Mit einem aufgrund des Prozesses besonders miesgelaunten Morrison. "Wir spielten mit unterdrückter Wut. Jim war stimmlich in Hochform und legte alles in den Gesang", erklärte Keyboarder Ray Manzarek. "Aber er blieb die ganze Zeit völlig reglos. Dionysos lag in Ketten." Zwei Konzerte folgten noch auf diesen Auftritt – dann verschwand Morrison in Paris.
Jim Morrison: Die letzten Tage in Paris – Fr. 02.07. – ARTE: 21.45 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH