"Das ist doch ein Witz"

"Höhle der Löwen"-Zuschauer sauer: Ständig platzen die Deals

24.05.2022, 10.25 Uhr
von Antje Rehse
Sieben Löwen sind heiß auf Deals: Wir stellen die Investoren aus der VOX-Gründershow "Die Höhle der Löwen" vor.
BILDERGALERIE
Sieben Löwen sind heiß auf Deals: Wir stellen die Investoren aus der VOX-Gründershow "Die Höhle der Löwen" vor.  Fotoquelle: TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Die Gründershow "Die Höhle der Löwen" beschert VOX auch in der 11. Staffel wieder starke Einschaltquoten. Doch bei so manchem Zuschauer kommt Frust auf, denn viele der gezeigten Deals kommen gar nicht zustande.

Während der achten Folge der aktuellen DHDL-Staffel musste Georg Kofler am Montagabend gleich zweimal bei Twitter erklären, warum aus einem Deal doch nichts wurde. Der Unternehmer hatte sich im Studio mit Pim Ampikitpanich auf ein Investment in deren Unternehmen KONKRUA geeingt. Die gebürtige Thailänderin vertreibt eine Thai-Kochbox für traditionelle thailändische Gerichte. "Schockverliebt" zeigten sich die Löwen, Kofler bekam schließlich den Zuschlag: 23 Prozent der Firmenanteile für 250.000 Euro.

Nach der Aufzeichnung wich die Schockverliebtheit aber offenbar einem Kater. "Während der #DueDiligence hat die Gründerin bemerkt, dass sie bisher nicht genügend eigene Strukturen aufgebaut hat, um ihr eigenes Geschäft exponentiell wachsen zu lassen", schrieb Kofler bei Twitter. "Sie müsste viel mehr Kontrolle abgeben, als sie es vorhätte. Für die Zukunft wünsche ich Pim alles Gute und viel Erfolg." Als Due Diligence bezeichnet man die sorgfältige Prüfung eines Unternehmens, das zum Verkauf steht oder sich für Investoren öffnet.

In der Sendung durfte Kofler am Montag über einen weiteren Deal jubeln. Gemeinsam mit Carsten Maschmeyer wollte er bei KEEGO einsteigen, einem Produzenten von quetschbaren Trinkflaschen aus Titan. Doch auch hier die Ernüchterung nach der Show. "Der Deal mit #Keego kam nicht zustande. Von der Zukunft des Unternehmens hatten wir strategischen Differenzen. Keego hat zeitgleich einen großen Auftrag erhalten, sodass sie auf ein Investment verzichten konnten. Wir wünschen dem ganzen Team viel Erfolg für die Zukunft", so Kofler auf Twitter. Auch Maschmeyer machte den geplatzten Deal öffentlich.

Das führt dazu, dass sich viele Zuschauer zunehmend verschaukelt vorkommen. "Diese Show ist mittlerweile so sinnlos und man guckt trotzdem weiter zu", so ein Kommentar bei Twitter. "Die Höhle der geplatzten Deals", so eine andere Twitter-Nutzerin. Oder auch: "Das ist doch langsam echt ein Witz!"

Auch früher platzten ständig Deals

Man muss den Investoren zugute halten, dass sie immerhin sehr transparent sind. Während die Zuschauer zu Beginn von "Die Höhle der Löwen" häufig erst durch die Presse oder auch gar nicht erfuhren, dass Deals doch nicht zustande gekommen waren, teilen die Löwen dies nun konsequent selbst in den Sozialen Medien mit. Schon immer platzten bei DHDL zahlreiche Deals im Nachhinein. So mussten Jochen Schweizer, Frank Thelen und Ralf Dümmel schon 2016 in einem Interview mit dem "stern" erklären, warum denn so viele Deals doch nicht zustande gekommen waren.

Auffällig ist in diesem Jahr, dass vor allem Kofler und Maschmeyer häufig bei Deals beteiligt sind, die dann doch nicht zustande kommen. Alle bisherigen fünf Deals von Kofler platzten im Nachgang der Dreharbeiten zur 11. Staffel. Bei Maschmeyer waren es fünf von zehn Deals. Woran liegt das? Darüber kann nur spekuliert werden. Klar ist, dass die Start-ups, für die sich Maschmeyer und Kofler interessieren, häufig etwas komplexere Produkte oder Dienstleistungen anbieten, als das zum Beispiel bei Ralf Dümmel der Fall ist. Dümmel investiert am liebsten in Produkte, die man auch ins Supermarktregal oder einen Baumarkt stellen kann – diese Deals kommen in den meisten Fällen auch tatsächlich zustande.

Ist das Konzept von "Die Höhle der Löwen" also überholt? Das muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. In erster Linie handelt es sich bei der Sendung um eine Unterhaltungsshow und nicht um ein Wirtschaftsmagazin. Das vermeintliche Glaubwürdigkeitsproblem jedenfalls schlug sich bislang noch nicht auf die Einschaltquoten nieder. 

Laut Judith Williams werden die Start-ups übrigens mittlerweile schon im Vorfeld der Sendung deutlich intensiver geprüft als noch zu Beginn von DHDL. Denn in den ersten Staffel scheiterten die vorgestellten Start-ups nach der Show reihenweise am Markt. "Man baute viel mehr Schritte ein", sagte Williams vor einigen Jahren im Interview. "Am Anfang wurde nicht viel gecheckt – wir gingen einen Deal ein und stellten später fest: Die sind ja hochverschuldet!"

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