"Himmel, Herrgott, Sakrament": Ein etwas anderer Pfarrer
In der charmanten BR-Serie "Himmel, Herrgott, Sakrament", von Kultregisseur Franz Xaver Bogner, steht der unkonventionellen Münchner Stadtpfarrer Rainer Maria Schießler im Fokus. Der "Polizeiruf"-Star Stephan Zinner schlüpft dabei in die Rolle des geistlichen Rebellen.
Der Kirche laufen die Mitglieder davon. 2022 waren es 522.000 Katholiken und 380.000 Mitglieder der evangelischen Kirche, die der Institution hierzulande den Rücken kehrten. Umso bemerkenswerter, dass ausgerechnet im Münchner Ausgeh- und Amüsierbezirk Glockenbachviertel die Begeisterung für die katholische Kirche anzuhalten scheint – zumindest dann, wenn Rainer Maria Schießler den Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Maximilian hält.
Der Pfarrer, der gegen den Strom schwimmt
Schießler gilt als einer der beliebtesten Geistlichen der Stadt und macht regelmäßig mit medienwirksamen Auftritten von sich reden. Etwa, wenn er markige Predigen hält, Haustiere segnet, homosexuelle Paare traut und als Kellner auf der Wiesn arbeitet, um Erlöse für wohltätige Zwecke zu spenden. "Er schwimmt gegen den Strom, obwohl er eigentlich ein Pfarrer des alten Schlages ist. Dabei schafft er es, dass er oft in komische Situationen gerät", sagt Franz Xaver Bogner, der nicht nur Fernsehmacher, sondern auch Freund und Bewunderer Schießlers ist: "Seine bajuwarische Begabung für Humor kommt ihm dabei zugute. Alles Voraussetzungen für die Hauptperson einer Serie."
Gesagt, getan. Kultregisseur Bogner ("Irgendwie und Sowieso") hat sein Versprechen gehalten und den Pfarrer Schießler kurzerhand zum Serienhelden gemacht. "Himmel, Herrgott, Sakrament" heißt das sechsteilige Ergebnis, ein Titel, den auch Schießlers erstes Buch aus dem Jahr 2016 trägt. Anders als sein reales Vorbild wird Hans Reiser (Stephan Zinner) – zumindest in der ersten Staffel – keine Sachbücher schreiben, keine Podcasts aufnehmen und auch keine eigene Talksendung im BR moderieren. Gemein haben der echte und der fiktionale Pfarrer trotzdem so einiges.
Es ist nicht zuletzt das von Schießler seit jeher gelebte Rebellentum, das auch den Protagonisten der neuen BR-Serie gar so charismatisch macht. Hans Reiser, der zu Beginn der Serie von Rosenheim in eine Münchner Pfarrgemeinde kommt, lässt sich nichts vorschreiben. Er flucht im Gottesdienst, hält – wie Schießler – "Viecherlmessen" und lockt mit Freibier zum Kirchenfest. Auch mit dem Zölibat nimmt es Hans nicht ganz so genau – sehr zum Ärgernis der spießigen Stadträtin Cornelia Vogelsang (herrlich grantig: Susi Stach), der nicht entgeht, dass sich zwischen Hans und ihrer frisch getrennten Tochter Lisa (Anne Schäfer) eine Romanze anbahnt.
Charmant und leichtfüßig
Mit der unkonventionellen Auslegung seiner beruflichen Pflichten macht sich Hans in seiner neuen Gemeinde freilich nicht nur Freunde. Ohne große Hindernisse ans Herz wachsen dürfte der sympathisch-menschliche Pfarrer hingegen dem BR-Publikum: Die neue Bogner-Produktion kommt nicht nur äußerst charmant und leichtfüßig daher, sondern bietet sich auch als perfekte Gelegenheit an, um das eigene Verhältnis zu Glauben und Religion zu hinterfragen.
Zu sehen gibt es die sechs Episoden jeweils freitags, ab 20.15 Uhr, in Doppelfolgen. Zudem ist die gesamte Serie ab 27. Oktober in der ARD Mediathek abrufbar.
Himmel, Herrgott, Sakrament – Fr. 27.10. – BR: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH