"Ein riskanter Plan": Ablenkungsmanöver auf dem Sims
In schwindelerregender Höhe zieht ein Mann die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Dahinter steckt ein "riskanter Plan". Kabel Eins wiederholt den Actionthriller.
Es dauert nicht lange, bis der Erste ihn anfeuert. "Spring endlich!" Bald steht unten auf der Straße eine ganze Horde Passanten, die "Spring! Spring! Spring!" skandiert. Sie jubeln dem Mann zu, der 70 Meter über ihnen auf einem schmalen Sims steht. Doch Nick Cassidy (Sam Worthington) wird nicht springen. Zumindest vorerst. Denn was ihn auf diesen Sims getrieben hat, so wird schnell klar, ist nicht die Selbstmordabsicht – sondern "Ein riskanter Plan" (2011). Regisseur Asger Leth gelingt mit seinem Spielfilmdebüt ein unterhaltsames Stück Hollywood-Popcorn-Kino, welches Kabel Eins nun wiederholt.
Polizeipsychologin Lydia Mercer (Elizabeth Banks) ist erstaunt, als sie zu dem Suizidgefährdeten gerufen wird. Schließlich ist sie stadtbekannt – dafür, dass es ihr vor ein paar Monaten nicht gelang, einen "Springer" von seinem Plan abzubringen. Seitdem ertränkt sie ihre Schuldgefühle und Versagensängste im Alkohol. Doch Cassidy hat ausdrücklich nach ihr verlangt. Warum, das wird erst nach und nach enthüllt.
Cassidy war einst Polizist, der sein Gehalt nebenher noch mit Sicherheitstransporten aufbesserte – bis bei einem Überfall ein wertvoller Diamant verschwand und er wegen Raubes hinter Gitter kam. Um seine Unschuld zu beweisen und sich an dem wahren Übeltäter zu rächen, will er den Diamanten stehlen. Diesmal wirklich. Dazu hat er einen ausgeklügelten Plan entwickelt. Sein Gang auf den Sims, die Einbeziehung von Mercer – alles nur ein großes Ablenkungsmanöver, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, während sich im Gebäude gegenüber sein kleiner Bruder Joey (Jamie Bell) gemeinsam mit seiner Freundin Angie (Genesis Rodriguez) in Richtung Safe vorarbeitet. Doch das Trio hat seinen Gegner unterschätzt: Der skrupellose und machtbewusste Immobilienhai David Englander (Ed Harris) hat selbst mehr als ein As im Ärmel.
70 Meter – das sieht selbst in 2D noch schwindelerregend hoch aus. Umso beeindruckender, dass sich Sam Worthington, der eigentlich selbst unter Höhenangst leidet, für die Dreharbeiten auf den Sims wagte. Möglicherweise ist die Anspannung seines Helden also nicht nur gespielt. Allerdings gerät Worthingtons solide Performance immer dann in Vergessenheit, wenn Jamie Bell auf der Leinwand erscheint. Als jüngerer, sympathisch verpeilter Bruder des Helden stiehlt er nicht nur den Diamanten, sondern auch mit einem Augenzwinkern allen anderen die Show.
Regisseur Asger Leth hat ein gutes Gefühl für Balance. Er kontrastiert Cassidys angespanntes Warten über der Stadt gekonnt mit den amüsanten Wortgefechten, die sich die Amateur-Einbrecher Joey und Angie liefern, und räumt dabei jeder Szene nicht mehr Raum als nötig ein. Durch den steten Wechsel zieht er die Temposchraube so sehr an, dass sein Film über die zahlreichen Ungereimtheiten und haarsträubenden Zufälle, die das Drehbuch vorschreibt, einfach hinwegrast.
Ein riskanter Plan – Di. 10.05. – kabel eins: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH