"Die Vertraute des Mörders (1/2)": Die Geschichte eines Psychopathen
"Die Vertraute des Mörders" erzählt von einem grausamen Ehepaar, das nicht nur England erschütterte. Fred und Rosemary West lockten jahrelang junge Frauen in ihr Haus, um sie dort zu vergewaltigen, zu zerstückeln und zu begraben. Berichtet wird aus der Sicht der Sozialarbeiterin Janet Leach (Emily Watson).
Welche Rolle spielte Rosemary West bei den Verbrechen?
Im "Tatort"-Krimi, wie er zu beinahe tausenden im deutschen Fernsehen gesendet wird, siegt am Ende immer die Gerechtigkeit. Der Verbrecher wird gestellt. In sogenannten True-Crime-Formaten ist das ein wenig anders. Sie beruhen auf echten Fällen, versuchen im besten Falle, die Psyche des Mörders zu ergründen und enden nicht selten in einer Fragestellung. Auch der schreckliche Fall des Ehepaars Fred und Rosemary West, der sich in den 1990er-Jahren nach und nach vor den Augen der Welt entrollte, gibt letztlich viele Rätsel auf.
Wie konnte es geschehen, dass ein Ehepaar aus Gloucester im Südwesten Englands jahrelang junge Frauen vergewaltigte, ermordete, zerstückelte und größtenteils im eigenen Haus vergrub? Welche Rolle spielte dabei die Frau?
Die "einzige Freundin" des Psychopathen
Der Zweiteiler "Die Vertraute des Mörders" (GB, 2011) heißt im Original "Appropriate Adult" (etwa "vertrauensvoller Erwachsener") und berichtet von einem der grausamsten Serienmorde der Geschichte aus der Perspektive der Sozialarbeiterin Janet Leach, die sich – nach britischem Recht – freiwillig zur Betreuung beim Endlosverhör des Analphabeten und Psychopathen Fred West zur Verfügung stellt. Anfänglich war dessen Frau Rose noch nicht ins Blickfeld der Justiz gerückt.
Bei ihrer Einwilligung in den überraschenden Auftrag ahnte Leach noch nichts vom Ausmaß der Verbrechen. Trotz der zögerlichen Aussagen des 1941 geborenen West, eines Kleinkriminellen ohne Schulabschluss, der unter anderem wegen des Verdachts des Kindsmissbrauchs früh auffällig geworden war, blieb Leach an der Seite des Mörders, zweifellos eines Verstörten, der innerhalb weniger Stunden seine Aussagen widerrufen konnte. West, der angeblich in Leach die "einzige Freundin" sah, der er vertrauen konnte, gab dieser Geheimnisse preis, die sie unter keinen Umständen an die Polizei weitergeben durfte.
Warnung vor bestimmten Szenen
Der hierzulande spät veröffentlichte ITV-Zweiteiler hält sich trotz der Warnung, der Film enthalte Szenen, "die für junge oder empfindsame Zuschauer nicht geeignet sind", jeden Thrills. Die Darsteller, besonders Emily Watson als Betreuerin, aber auch Dominic West als schwer durchschaubarer Massenmörder, sind grandios in ihrem zurückgenommenen, nur von wenigen psychischen Ausbrüchen bestimmten Spiel. Die grausamen Morde werden gewissermaßen sprachlich auf Distanz gehalten, nichts ist hier spekulativ.
Fred West nahm sich am 01. Januar 1995 in der Untersuchungszelle das Leben, seine Frau, offenbar die Drahtzieherin der späteren gemeinsamen Morde, wird im November 1995 zu Lebenslänglich verurteilt.
Betreuerin entging nur knapp einer Strafe
Aber auch Janet Leach, die Betreuerin, schrammt kapp an einer Verurteilung vorbei: Sie hatte Freds Story an den "Daily Mirror" verkauft (auf Zureden ihres manisch-depressiven Mannes, der unbedingt ein sündteures Auto kaufen wollte). Auf Nachfragen hatte sie das aber vor Gericht geleugnet, später entging sie in Reue und mithilfe von Anwälten der Strafe.
Wie viele Tote es neben den nach Knochenfunden bestätigten zwölf Leichen noch gab, wird man nie wissen, West hatte bei Leach von weiteren etwa 20 Leichen gesprochen. Leach, Mutter von mehreren eigenen Kindern, hatte auch diese unbedingt finden wollen, um die Welt vor bleibendem Unrecht zu bewahren. Aber auch so hat man eine größere psychische Schwerstarbeit bei der Aufklärung von Mordfällen nie gesehen als bei ihr.
Die Vertraute des Mörders (1/2) – Fr. 19.01. – ARTE: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH