Krimi im ZDF

"Die Toten vom Bodensee – Der Blutritt": Mordanschlag und ein auferstandenes Pferd

04.07.2022, 08.01 Uhr
von Wilfried Geldner

Ein totgeglaubtes, sündteures Pferd taucht plötzlich wieder auf. Die Besitzerin war damals bei einem Brand gestorben. Kurz nach der Entdeckung des edlen Rosses wird eine Reiterin erschossen.

ZDF
Die Toten vom Bodensee – Der Blutritt
Krimi • 04.07.2022 • 20:15 Uhr

Einmal mehr wird im Landschaftskrimi "Die Toten vom Bodensee" (2020) versucht, Mystik mit einem Kriminalfall zu verquicken. Immerhin soll Ende des 11. Jahrhunderts dem Kloster zu Weingarten eine Reliquie mit dem Blut Christi ausgehändigt worden sein. Der römische Lanzenstecher von Golgatha hatte es einst nach Mantua weitergereicht, von wo aus es nach Weingarten gelangte. Die Übergabe soll an einem Freitag nach Christi Himmelfahrt gewesen sein, weshalb der sogenannte "Blutritt" stets an diesem Tag gefeiert wird.

Im Krimi selbst (Drehbuch: Timo Berndt, Regie: Michael Schneider), den das ZDF nun zur Primetime wiederholt, kommt der Blutritt zwar vor, aber nur eher marginal. Stattdessen erzählt der deutsche Kommissar Oberländer (Matthias Koeberlin) seiner kleinen Tochter die Geschichte, die er beim Hausaufgaben machen erfahren hat. Dann aber wendet sich die Handlung doch sehr profanen Dingen zu. Während der Reiterprozession wird von einer unter den Zuschauern weilenden Reiterin ein totgeglaubtes, sündteures Rennpferd entdeckt, das vor Monaten zusammen mit seiner Besitzerin auf deren Gestüt bei einem Brand umgekommen war.

Schuld am Tod der Frau soll der Sohn einer Mitarbeiterin gewesen sein, der vor den um sich greifenden Anschuldigungen flüchtete und nun erst wieder zurückgekehrt ist – gerade rechtzeitig, um einen Mordanschlag auf seine Mutter mittels Armbrust zu erleben. Offensichtlich wollte jemand die Preisgabe der Entdeckung des totgeglaubten Pferds verhindern.

Im Folgenden nehmen Zuschauerinnen und Zuschauer an einer höchst verpuzzelten Familiengeschichte teil. Es geht um zwei Familien, um Väter, Frauen und Söhne. Die Söhne, befreundet seit Kindertagen, leiden heute nicht schlecht unter dem Geschehen: Hat der eine bereits vor Längerem beim Brand die Mutter verloren und wird vom Vater mit völliger Missachtung gestraft, so muss der andere um das Leben seiner eigenen Mutter bangen – sie hat den Schuss mit der Armbrust, im Koma liegend, überlebt. Hätte sie aussagen können, wäre der wahre Brandstifter sicher aufgeflogen.

An mystischer Spannung gebricht es diesem Bodenseekrimi in hohem Maße, auch weil das deutsch-österreichische Kriminalerpärchen Oberländer und Zeiler (Nora Waldstätten) meist mit reichlich bitterer Miene und viel Weltschmerz recherchiert. Hanna Zeiler trägt hier noch immer schwer an ihrer Vergangenheit, Oberländer kümmert sich rührend um Vater und Kind. Doch die beiden gewinnen nur wenig Plastizität – ganz so, wie auch die tatverdächtigen Episodenfiguren eher erzählte als gegenwärtig handelnde Charaktere sind. Immerhin: Wer durchhält, wird – als alle Pferde- und Familiengeheimnisse gelüftet sind – mit einem ansehnlichen Bodensee-Sonnenuntergang belohnt.

Die Toten vom Bodensee – Der Blutritt – Mo. 04.07. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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