Film im ZDF

"Die Jägerin – Nach eigenem Gesetz": Eine Rockerbande treibt ihr Unwesen

von Wilfried Geldner

Bittere Pille für Staatsanwältin Judith Schrader (Nadja Uhl): Drei Gangster, die wegen eines Raubüberfalls und der Ermordung einer jungen Frau vor Gericht stehen, werden freigesprochen. Doch sie kämpft weiter gegen das organisierte Verbrechen.

ZDF
Die Jägerin – Nach eigenem Gesetz
Krimi • 13.09.2021 • 20:15 Uhr

Die melancholischen Bilder der Staatsanwältin Judith Schrader (Nadja Uhl), die so oft erkennen muss, dass ihr Kampf um Gerechtigkeit vergeblich ist und das Verbrechen nicht selten mit Freisprüchen obsiegt, wird alsbald von krachenden Maschinengewehr-Salven abgelöst: Mitten in Berlin überfallen maskierte Gangster auf einer Spreebrücke einen Geldtransporter. Als der vom Polizeifunk informierte Zivilfahnder Pollmann (Jörg Schüttauf) dazwischen geht, eskalieren die Ereignisse: Zwei Gangster nehmen eine unbeteiligte junge Frau als Geisel und Schutzschild, um mit ihr zu entfliehen. Doch wer hat den Überfall angezettelt, wer ist der Boss im Hintergrund? – Zum zweiten Mal nach "Gegen die Angst" (2019) geht es dem Autor Robert Hummel in "Die Jägerin – Nach eigenem Gesetz"um Bandenkriminalität und fragwürdige Gerichtsverfahren zugleich.

Die Bilder sind groß und beeindruckend, die der Regisseur Andreas Herzog wählt. Mit hochkarätigen Darstellern – neben Nadja Uhl vor allem Dirk Borchardt als Polizeikollege Jochen Montag und Jörg Schüttauf als Polizist, der eigene Wege geht – gelingt es, die Spannung über weite Strecken hochzuhalten. Dass dabei Montag viel zu schnell der Mutter der jungen Geisel den Tod ihrer Tochter vermelden muss, mag als dramaturgische Krücke hingenommen werden. Und auch die so eilends gewonnene Erkenntnis, dass es sich bei den Tätern um Mitglieder einer internationalen Rockerbande handelt, die den anheimelnden Namen "Pitbull" trägt, will erst mal geschluckt sein.

Brisanter ist da schon der Kampf, den die wackere Staatsanwältin gegen ihre "Erzfeindin", die von Judith Engel cool gespielte Antipodin Marquartals Anwältin der Gesetzlosen, führt. Mit wenigen Sätzen, die noch nicht einmal aus der Luft gegriffen sind, führt sie Judiths Beweise ad absurdum. Handy-Ortung und ein Berliner Autokennzeichen reichen nun mal nicht für einen Mordbeweis. Umso größer ist die Wut beim Polizisten Pollmann, der sich wegen des fehlgelaufenen Einsatzes am Tod der Geisel mitschuldig fühlt und nun zusehen muss, wie die Banditen ihre Triumphe feiern.

Pollmann will fortan dem Gesetz auf eigene Faust zu seinem Recht verhelfen – bei Schüttauf wird der Groll erahnbar und verständlich. Leider muss er mit der Staatsanwältin immer wieder in leitartikelhafte Dialoge hinsichtlich der Unzulänglichkeit des Staates und seiner Gesetzeshüter treten. Wenn er dann etwa "Notwehr" einfordert, weil der Staat nicht mehr imstande sei, seine Bürger zu schützen, schrammt er arg an einem allzu gewöhnlichen Populismus entlang. Ohnehin hat man auch hier, wie in deutschen Krimis üblich, immer einen Satz zuviel. Gerne hätte man dagegen mehr über die Pitbull-Bande und ihre hierarchischen Strukturen erfahren. Eine symbolisch an der Landgerichtsfassade hängende Rockerkutte und einem knurrend ins Seil verbissener Kampfhund des Paten aus dem Balkan genügen nicht.

Auch, wenn sich der Film zwischen Polizeifilm (genüsslich wird mal "Dirty Harry" zitiert) und Court-TV-Ansätzen nicht so recht entscheiden kann: Er hat doch einen gewissen Sog, und seine Protagonisten möchte man gerne öfter wiedersehen.

Die Jägerin – Nach eigenem Gesetz – Mo. 13.09. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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