Doku im Ersten

"Die Flut – Chronik eines Versagens": Die Liste der Fragen ist lang

13.07.2022, 08.04 Uhr
von Maximilian Haase

Hätte das Ausmaß der Flutkatstrophe im Arhtal verhindert werden können? Droht uns so etwas jederzeit wieder? Eine Doku im Ersten sucht nach Antworten.

ARD
Die Flut – Chronik eines Versagens
Dokumentation • 13.07.2022 • 20:15 Uhr

Es war eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der bundesrepublikanischen Geschichte: Vor einem Jahr zerstörte die Flut im Ahrtal tausende Gebäude und Existenzen. Mindestens 189 Menschen verloren in den Wassermassen ihr Leben; ganze Ortschaften lagen in Trümmern und müssen noch immer mühevoll wiederaufgebaut werden. Doch handelte es sich wirklich um eine Ausnahme – eine "Jahrtausendflut", wie es oft heißt? Viele Experten gehen eher davon aus, dass wir aufgrund des Klimawandels zukünftig auch in Deutschland öfter mit Katastrophen dieser Art rechnen müssen. Für eine bessere Vorbereitung darauf sind die Lehren aus dem letzten Sommer immens wichtig: Welche Fehler wurden gemacht, was lief schief? Eine ARD-Doku sucht nach Antworten und beleuchtet die "Chronik des Versagens".

Minutiös zeichnet der von SWR und WDR produzierte Film nach, was sich in den Tagen vom 10. bis 16. Juli 2021 ereignete. Die Liste der offenen Fragen ist lang: Weshalb wurden meteorologische Warnungen zunächst ignoriert? Warum drangen wichtige Informationen auf dem Weg durch die Behörden nicht durch? Und wieso überließ die Landespolitik das Katastrophenmanagement vor allem den Kommunen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern? Die Autorinnen und Autoren der einstündigen Doku begaben sich auf Spurensuche ins Ahrtal, in die Ortschaften Hagen, Stolberg, Erftstadt und Schleiden, wo sie auf Flutopfer und Hilfskräfte trafen, aber auch auf Bürgermeister und andere Politiker.

Untersuchungsausschüsse in Düsseldorf und Mainz

Ratlos ist man in vielerlei Hinsicht auch heute noch. Die hohe Opferzahl und die Tatsache, dass die Gemeinden nicht früh genug gewarnt wurden, sorgen für Trauer und Kopfschütteln. Immerhin: Einige verantwortliche Politiker haben inzwischen Konsequenzen gezogen, während zwei Untersuchungsausschüsse in Düsseldorf und Mainz dafür sorgen, dass die Geschehnisse und Schuldfragen auch offiziell und juristisch aufgearbeitet werden. Doch reicht das, um in Zukunft Ähnliches verhindern zu können? Haben sich die präventiven Maßnahmen ein Jahr später entscheidend verändert?

Die Recherchen vor Ort ergeben nicht nur ein erschreckendes Bild vom Ausmaß der Zerstörung ein Jahr danach – sondern kommen auch zu dem Ergebnis, dass sich eine solche Katastrophe hierzulande jederzeit wieder ereignen könne. Auch wenn einige der organisatorischen und technischen Lücken inzwischen zwar bekannt sind, hapert es an der Behebung der Schwachstellen. Noch immer, so das Urteil der Autorinnen und Autoren, weist der Katastrophenschutz in Deutschland eklatante Mängel auf. Noch immer werden Regionen mit Überschwemmungsgefahr betoniert und zugebaut. Auch Hochwasserwarnsysteme sind gerade für kleinere Seen und Flüsse noch nicht ausreichend entwickelt. Ein Jahr nach der Katastrophe im Ahrtal, so die Doku, gibt es noch viel zu tun.

Die Flut – Chronik eines Versagens – Mi. 13.07. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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