Marcel Reif verabschiedet sich mit persönlichem Brief von Béla Réthy

Ein WM-Halbfinale zum Abschluss: Béla Réthy hat beim Spiel zwischen Weltmeister Frankreich und Marokko seinen letzten Einsatz als ZDF-Kommentator. Ein Kollege widmete ihm nun rührende Abschiedsworte.
Wenn am Mittwochabend Frankreich und Marokko um das letzte Ticket für das WM-Finale in Katar kämpfen, steht nicht nur das Geschehen auf dem Platz im Mittelpunkt. Im ZDF endet eine Ära: Mit Béla Réthy verabschiedet sich ein Mann vom Fußballgeschäft, der über Jahrzehnte einfach irgendwie dazugehörte und die Fußballberichterstattung im deutschen Fernsehen maßgeblich mitgeprägt hat. Mit seiner sonoren Stimme ordnete der 66-Jährige in den vergangenen Jahrzehnten bei sämtlichen Fußball-Großturnieren das Geschehen auf dem Platz ein. Beim zweiten Halbfinale in Katar nimmt Réthy ein letztes Mal in der Kommentatorenkabine Platz.
Ex-Fußballkommentator Marcel Reif nutzte die Gelegenheit nun, um seinen ehemaligen Kollegen und dessen Verdienste zu würdigen. In der "Sport Bild" schrieb er: "Mir wird einer fehlen, der wirklich seinen Job gemacht hat: Kommentator, nicht Beschreiber dessen, was ich selbst sehe." Réthy sei nicht nur der deutschen Sprache mächtig gewesen, sondern habe auch stets verstanden, "wann selbst mächtigste Sprache zu verstummen hat, wenn Bilder viel besser für sich sprechen".
In dem persönlichen Brief an Béla Réthy schrieb Reif außerdem: "Ich werde vermissen, wie du, aus Anstand und Erziehung, Spieler so benannt hast, wie sie tatsächlich heißen; dass du dir stets ein paar Gedanken mehr gemacht hast über dieses wunderbare Spiel, geschaut hast nach den großen wie den kleinen Geschichten, die ja angeblich nur der Fußball schreibt, die aber andere nicht finden können oder wollen zwischen den 3er- und 4er-Ketten."
Réthy habe stets geredet "wie ein normaler Mensch", lobte Reif. Dazu gehöre auch, dass er begriffen habe, dass es nicht darum gehe, "nachzuweisen, dass man als Reporter im Nebenjob glatt auch noch einen Bezirksligisten trainieren könnte".
Bei zehn WMs als Reporter beim ZDF
Über 30 Jahre lang war Béla Réthy bei Fußballübertragungen des ZDF nicht wegzudenken. Bei zehn Weltmeisterschaften war er als ZDF-Reporter im Einsatz, erstmals 1986. Unter anderem kommentierte er die 7:1-Gala Deutschlands gegen Brasilien bei der WM 2014 und sämtliche Endspiele, die im ZDF übertragen wurden.
Zu seinem Abschied sagte Réthy 2021 in einem Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau: "Das muss ich erst einmal sacken lassen. Daher werde ich erst einmal ein halbes Jahr nichts tun mit Medien, sondern einfach reisen und den Kopf klarkriegen." Für ihn sei es der größte Luxus die Terminlosigkeit, die der Ruhestand mit sich bringe: "Nach Lust und Laune Entscheidungen zu treffen, darauf freue ich mich."
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH