Schulabbrecher auf Kurs: Der Weg zurück zur Bildung



Jährlich verlassen rund 50.000 Jugendliche in Deutschland die Schule ohne Abschluss. Die Hamburger Schule "Gangway" bietet eine letzte Chance. Der 37°-Film begleitet drei dieser Jugendlichen auf ihrem Weg zum Abschluss. Werden sie es schaffen?
"Ich war professioneller Schulschwänzer", sagt Merlin mit siegessicherem Lächeln unter seinem Fischerhut. Er ist sich sicher, dass er den nachgeholten Schulabschluss schaffen wird. Er war drogensüchtig und obdachlos, jetzt blickt der 20-Jährige wieder optimistisch in die Zukunft. Liska (19) und Angelo (18) wirken da schon bedrückter. Mangelndes Selbstwertgefühl und die daraus resultierende Prüfungsangst sind Haupthindernisse bei dem Bestreben, den Schulabschluss nachzuholen. Werden sie es schaffen? Der "37°"-Film "Letzte Chance für Schulabbrecher" von Nadja Kölling begleitet die drei "ein Jahr lang" bis zu ihrer Abschlussprüfung. Sie besuchen Hamburger Ergänzungsschule "Gangway", hervorgegangen aus einem Segelschulschiff.
Gut behütet werden sie dabei von empathischen Lehrern und von ihrem Schulleiter Hejo, den Merlin gleich mal duzt – er war schon mal da, es ist bereits sein zweiter Versuch. Er hat schon viel erlebt in seinem kurzen Leben, ein "schlimmes Problemkind" sei er gewesen, oft ausgerastet und von Heim zu Heim gegeben. Jetzt aber, so glaubt er, habe er "die 180-Grad-Wende" hingekriegt. Abitur will er machen, nicht nur den bevorstehenden Mittelschulabschluss, und dann als Suchtberater arbeiten.
Liska hat schon als Kind mit niemandem geredet, sie war in sich gekehrt und wurde gemobbt, sie bekam Depressionen. "Aus dem kleinen Krümel, der zurück in die Erde wollte, ist jetzt eine große, taffe Frau geworden", sagt ihre Mutter irgendwann. Fast müßig zu vermelden, dass sie die Prüfung mit der besten Note bestehen wird. Angelo nimmt die Sache locker. Er ist erst mal dabei, an einer Rapperkarriere zu stricken. "Was mache ich aus meinem Leben?", sagte er zu sich, nachdem er auf Abwege gekommen war, und denkt jetzt: "Ich kann schon 'n bisschen stolz auf mich sein." Ein größeres Lob für die Hamburger Betreuer kann es kaum geben.
Nur drei von 50.000 bekommen diese Chance
Wenn's dann doch was zu bemängeln gibt in dem sehr einfühlsam erzählten Beitrag, dann ist es der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Nur wenige haben das Glück, von Jugendämtern oder anderen Sozialstellen für eine Schule wie diese vorgeschlagen zu werden. Vielleicht geht der Film am Alltag, an den vielen, die ohne Abschluss bleiben, vorbei. Vielleicht wird hier etwas zu viel rosafarben gemalt.
Dass wir andererseits aber nicht gleich im siebten Himmel schweben, dafür sorgt ein nur halb fröhlich stimmender Schluss. Merlin hat die Abiturquote nicht geschafft, er wird Kaufmann werden, Liska wurde schwanger und hatte eine Fehlgeburt, Sie geht als MFA (Medizinische Fachangestellte) zur Bundeswehr und Angelo ist sowieso der Mensch als solcher wichtiger als der Beruf. Von dem künftigen Hiphopper stammt der fantastische Satz: "Ich hoffe, mein zukünftiges Ich bleibt mir treu!" Er könnte Weltumsegler werden.
37°: Letzte Chance für Schulabbrecher – Di. 25.03. – ZDF: 22.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH