"Generation Beziehungsunfähig"
Frederick Lau spielt im Kinofilm "Generation Beziehungsunfähig" den Autor Tim, der sich selbst als glücklichen Single bezeichnet. Bis er auf Ghost trifft und von ihr so behandelt wird, wie er normalerweise mit seinen Bekanntschaften umgeht.
Das Buch Ihrer Hauptfigur wird geschreddert, "weil Frauen kein Interesse mehr daran haben, ihre Zeit damit zu verplempern, Männer zu verstehen." Wie sehen Sie das?
Ich glaube, man muss nicht immer alles verstehen. Wir Männer verstehen die Frauen doch auch nicht (lacht). Jeder hat so seine Eigenarten. Wenn meine Frau mir erzählt, dass sie gestern Kaffee trinken war, beschreibt sie mir alle Details. Bei mir ist das eher ein "Ich war Kaffee trinken". Männer sind vielleicht etwas einfacher gestrickt, Frauen hingegen sind eher die Redner. Und das ist doch gerade das Schöne: dass wir Unterschiede haben. Ich verstehe meine Frau mittlerweile ganz gut und andersherum. Es braucht natürlich eine Zeit, und es ist wichtig, dass man einander zuhört und sich auf den anderen einlässt.
Aber der Film heißt "Generation Beziehungsunfähig". Also scheitert es schon an diesem "Aufeinander-Einlassen"?
Ich merke in meinem Freundeskreis, dass alles ziemlich schnelllebig ist und man sich gerne etwas offen lässt. Man hat Angst davor oder hat es vielleicht auch nie gelernt, sich für eine Person zu entscheiden. Alles ist so schnell austauschbar. Beziehung heißt auch immer, dass man an etwas und auch an sich arbeiten muss. Es kann nicht immer alles rosarot sein. Man muss sich dafür entscheiden, den Weg zusammenzugehen. Dabei kann man natürlich scheitern, das ist auch nicht schlimm, es gehört dazu. Aber viele Menschen sind, glaube ich, einfach zu faul dafür geworden, da liegt das Problem.
Ihre Antworten klingen so gar nicht nach Ihrer Filmfigur Tim. Macht es Spaß, so eine Figur zu spielen, da sie so anders tickt?
Total. Das Lustige ist, dass ich so viele Freunde habe, die Single sind und sagen, dass sie damit glücklich sind. Ich glaube aber, dass jeder irgendwann zu dem Punkt kommt, an dem er merkt, dass er seine Erlebnisse gerne mit jemandem teilen möchte. Zumindest geht es mir so. Ich möchte mit jemandem Sachen erleben. Wir Deutsche haben die Idee, dass es ganz ganz wichtig ist, allein klarzukommen. Wir gehen zum Beispiel allein auf Reise. Treffen wir dabei zum Beispiel einen Argentinier, dann sagt der: "Wieso willst du allein reisen? Mit Familie und Freunden ist es doch viel schöner." Ich verstehe das, ich bin gerne unter Leuten. Und ich freue mich, neben meiner Frau morgens aufzuwachen oder meine Kinder zu sehen. Ich glaube, wir brauchen als Mensch diesen Austausch, sonst verkümmert ein Teil von uns. Nur zusammen können wir vollkommen sein. Das ist jetzt sehr philosophisch (lacht).
Obwohl es dieses Denken und dieses Bedürfnis gibt, spricht man von Generation Beziehungsunfähig.
Ein Freund von mir tindert zum Beispiel wahnsinnig viel und schreibt mit vielen verschiedenen Frauen. Ich glaube, dass man dadurch aber auf Dauer abstumpft. Man weiß nicht mehr, was gut ist. Jeder soll machen, was er will. Doch ich höre bei Gesprächen mit Freunden auch immer heraus, dass sie auf der Suche nach Bindung sind. Der Mensch braucht Kommunikation und Beziehung. Die Liebe, die man gibt und bekommt, ist elementar dafür, dass wir glücklich sind. Genau das erzählt auch der Film.
Es gibt im Film eine Szene, in der die sexuellen Vorlieben verwechselt werden mit denen einer anderen Person.
Ich glaube, das geht ganz schnell: dass man abstumpft und in einem Automatismus drin ist. Es wirkt fast schon maschinell. Vielleicht ist das auch bei den Deutschen ein kulturelles Problem: Wir trauen uns nicht, uns zu öffnen. Wir wollen mit unseren Problemen bei uns selbst zu Hause sein. Dafür gibt es ja auch Therapien. Nur wenn man mit sich selbst im Reinen ist, kann man auch wirklich lieben.
Im Film heißt es: "Alle suchen die Liebe, aber niemand weiß, wo man sie wirklich findet."
Wo man sie findet? Gute Frage, das weiß wahrscheinlich keiner. Aber wir müssen zunächst einmal damit anfangen, uns selbst zu lieben. Wir sind alle Produkte unserer Vergangenheit, da sind ganz viele Sachen, die uns markieren und ausmachen. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Aber wer sich selbst mag, kann auch verstehen, wieso man geliebt wird. Das war für mich auch schwer, das musste ich auch erst lernen.
Das ist alles Arbeit.
Ja klar. Ich bin schon länger verheiratet und weiß, dass nicht immer alles toll sein kann. Man muss sich aber sagen: "Wir wollen weiterkommen, wir möchten, dass es schön wird." Ich bin ein willensstarker Mensch und gebe viel dafür, wenn ich etwas will. Es ist halt eine Lebensaufgabe (lacht).
"Generation Beziehungsunfähig" ist Ihr erster Kinofilm seit dem Lockdown. wie fühlt sich das für Sie an?
Für mich ist Kino immer das größte Ereignis. Wir waren eben beim Thema Gemeinschaft: Kino ist etwas Magisches, man teilt zusammen Emotionen. Dass das jetzt wiederkommt, ist für uns total schön. Wir machen Filme ja nicht für uns, sondern für die Menschen.
Kinostart 29. Juli