Scorpions-Gitarrist Rudolf Schenker kämpft mit den Tränen
In der Ukraine herrscht Krieg – mehr als 30 Jahre nach "Wind of Change". Scorpions-Gitarrist Rudolf Schenker wurde am Donnerstag im "ARD Morgenmagazin" zu seiner Gefühlslage befragt – und kämpfte mit den Tränen.
Mit ihrem größten Hit "Wind Of Change" lieferten die Scorpions aus Hannover einst die Hymne zur Wiedervereinigung. Der Song steht wie wohl kein zweiter für die Annäherung von Ost und West, für Brücken über Grenzen hinweg, für die Freiheit und für den Weltfrieden.
Nun, 50 Jahre nach Veröffentlichung ihres ersten Studioalbums, sind die "Scorps" immer noch da – von Entspannung zwischen Ost und West und von Frieden kann jedoch keine Rede sein. Der Gitarrist und Bandleader Rudolf Schenker (73) rang mit den Tränen, als er am Donnerstag im "ARD Morgenmagazin" mit den Moderatoren Till Nassif und Susan Link über die traurigen Begleitumstände der Veröffentlichung des neuen Scorpions-Albums sprach.
"Rock Believer" heißt das neue Werk der Scorpions, das Pandemie-bedingt nicht wie geplant im Tonstudio in Los Angeles aufgenommen wurde, sondern im Peppermint Park Studio in Hannover. Die Musiker spielten die Stücke zusammen in einem Raum unter "Live-Bedingungen" ein – so entstand ein roher Rocksound, der an die Anfangsjahre der Band erinnert.
Eigentlich hätten diese Dinge das Thema im Gespräch mit dem legendären Musiker sein sollen. Aber nun kam es zwangsläufig anders. Denn aktuell wird wieder viel über "Wind Of Change" gesprochen, den Song, der einst das Ende des Kalten Krieges markiert hat. "Wir sind über 60 und machen immer noch Musik", sagte Schenker im "Moma"-Gespräch. "Deswegen heißt unser Album auch 'Rock Believer'." Der Band sei es immer darum gegangen, Brücken zu bauen – "und zwar weltweit", so Schenker. "Wir haben unsere Musik immer als friedensstiftende Form gesehen, und das wollen wir auch beibehalten."
"Beten für die Menschen!"
Von Till Nassif auf die riesige Fangemeinde in Russland und in der Ukraine angesprochen, ließ Schenker durchblicken, dass die Band zwar versuche, sich während der Proben für die kommende Tour (zunächst geht es für mehrere Wochen nach Las Vegas) auch mal von den Nachrichten fernzuhalten, denn, so Schenker: "Zu viel Nachrichten machen dich nur wirr. Du musst klaren Verstand behalten." Doch man merkte sofort, wie sehr ihm dieses Thema nahegeht.
Mit stockender Stimme und sichtlich mit den Tränen ringend, erklärte Rudolf Schenker: "Wir können nur eines machen, und das haben wir unser ganzes Leben lang gemacht: Beten für die Menschen!" Dass die neue Scorpions-Platte gerade jetzt herauskomme, bedeute nach seiner Interpretation, "dass die Menschen daran erinnert werden sollen, was damals war", sagte Schenker noch. Dann konnte er nicht mehr weitersprechen.
Mit den Worten "Das ist eine Geschichte, die uns allen sehr nahegeht" übernahm Till Nassif wieder. "Wir wollen hoffen, dass die Musik zumindest irgendeinen kleinen Beitrag leisten kann, um die Welt, um die Menschen wiederzuvereinen." Dann leitete er zum Clip des neuen Scorpions-Hits über: "Rock Believer" – was für eine Hymne. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass dieser Song erneut um die Welt gehen wird.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH