Zwei Jahre nach „Smile – Siehst du es auch?“

Filmkritik zu Horror-Fortsetzung „Smile 2“ – Das vielleicht furchterregendste Lächeln der Filmgeschichte ist zurück

16.10.2024, 15.00 Uhr
von Gregor-José Moser
Ab dem 17. Oktober läuft die Fortsetzung von "Smile" in den deutschen Kinos.
Ab dem 17. Oktober läuft die Fortsetzung von "Smile" in den deutschen Kinos.  Fotoquelle: picture alliance / Sipa USA | Sipa USA

Der Halloween-Monat Oktober beschert uns mit „Smile 2“ eine Fortsetzung, die wohl viele Horrorfans nicht unbedingt gebraucht hätten. Kann Regisseur Parker Finn die Skeptiker eines Besseren belehren?

Im September 2022 sorgte der Horror-Schocker „Smile – Siehst du es auch?“ mit einer ungewöhnlichen Werbekampagne international für Aufsehen. Während mehrerer Sportveranstaltungen grinsten Schauspieler auf der Tribüne in gruseligster „Smile“-Manier in die Menge oder in die Linse einer Smartphonekamera. Dabei trugen sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Smile“. Die Videos davon gingen in den sozialen Medien viral. Der Film selbst wurde zum finanziellen Erfolg, spielte weltweit knapp 220 Millionen US-Dollar ein. Bei den Kritikern kam „Smile“ überdurchschnittlich gut an, allerdings meist auch nicht mehr als das.

„Smile 2“: Besser oder schlechter als Teil 1?

Der erste „Smile“-Teil war solider Horror, der vor allem von diesem einen Gimmick mit dem angsteinflößenden Grinsen lebte. Darüber hinaus bot er jedoch keine wirkliche Innovation, was jedoch auch nicht zwingend nötig ist, um einen spaßigen Horrorfilm zu schaffen. Ob dieses Gimmick ausreicht, um gleich zwei Filme zu tragen, ist dagegen eine andere Frage. Die Auflösung gleich vorweg: Im Großen und Ganzen kann „Smile 2“ überzeugen – und ist dabei furchterregender als der erste Teil. Das ist ungewöhnlich aber zum Glück nicht unmöglich. Kritik muss sich „Smile 2“ dennoch gefallen lassen, allerdings beginnen wir mit den positiven Aspekten.

Schauspielerisch fallen Darsteller in Horrorfilmen gegenüber anderen Genres gerne mal ab. Ausnahmen davon gibt es immer wieder – und genau so ein Positivbeispiel ist Naomi Scott. Nach unter anderem ihrer Rolle als Jasmin in der „Aladdin“-Realverfilmung (2019) verkörpert sie in „Smile 2“ den fiktiven Pop-Star Skye Riley. Scott ist in dem Horrorfilm eine echte Wucht und trägt diesen mit ihrer Performance nahezu im Alleingang. Selten wurde diese überwältigende Form der Furcht, die die Protagonistin regelrecht um den Verstand zu bringen scheint, so überzeugend gespielt wie in ihrem Fall. Naomi Scott werden wir sicherlich noch häufig auf der großen Leinwand erleben dürfen.

„Smile 2“ steigert sich in sämtlichen Belangen

Auch der restliche Cast liefert ausnahmslos ab. Gleiches gilt für das gesamte Produktionsdesgin. Musik und Sounddesign sind im besten Sinne unangenehm anzuhören und steigern gekonnt die Spannung. Im großen Finale tragen sie deutlich zur ohnehin schon gewaltigen allgemeinen Verstörung bei. Im Vergleich zum ersten Teil, dessen Budget lediglich rund 17 Millionen US-Dollar betrug, zieht „Smile 2“ alles noch einmal mindestens eine Nummer größer auf.

Beeindruckend sind beispielsweise die aufwendig choreografierten Tanzszenen bei Proben und Shows von Popstar Skye Riley. Auch die Zahl der Nebendarsteller und Komparsen, die für das Team und die Fans des Popstars benötigt werden, ist in die Höhe geschnellt. In Sachen Brutalität legt „Smile 2“ ebenfalls noch einmal eine Schippe drauf. Schwerste Verletzungen und Entstellungen machen einen authentischen und auch handgemachten Eindruck – auf CGI allein vertrauen die Macher nicht.

Was „Smile 2“ besonders macht

Das Drehbuch nutzt zudem intelligent die Möglichkeiten, die der Star-Status der Protagonistin für deren Charakterzeichnung, die Story sowie die Inszenierung der Horror-Szenen bietet. Dabei greift es vor allem die Themen Stalking und toxische Fans auf, die sich wunderbar für Horror eignen. Aber auch das berühmte Motto „The Show Must Go On“ wird elegant in die Story eingearbeitet. Zumindest in Zwischentönen wird dabei kritisiert, wie durchzogen das Showbusiness manchmal von Falschheit und selbstgefälliger Wohltätigkeit ist.

Vor allem dieser Star-Aspekt und der kreative Umgang damit heben den zweiten Teil auch jenseits des Produktionsniveaus vom ersten Film ab. Im ersten Drittel kann „Smile 2“ noch nicht alle Zweifel darüber ausräumen, ob eine Fortsetzung überhaupt Sinn ergibt. Mit fortschreitender Laufzeit spielt der Film aber seine Unterschiede zum ersten Teil gekonnt aus und setzt eigene Akzente. Dabei arbeitet er zielstrebig, aber nicht übereilt, auf das grandiose Finale hin.

„Smile 2“ weckt trotz Schwächen Vorfreude auf möglichen dritten Teil

Obendrauf hat das beinahe schon Kult gewordene „Smile“-Grinsen nicht an Wirkung verloren. In Summe ist „Smile 2“ zweifellos tiefsinniger, aber auch gruseliger als sein Vorgänger. Die Art und Weise, mit der Regisseur Parker Finn Horror erzeugt, nutzt sich jedoch teilweise ab. Häufig greift er auf langsame Kameraschwenks zurück, die die Gesichtsbewegung der Protagonistin nachahmen. Dass am Ende des Schwenks ein Jump Scare lauert, dürfte nach dem fünften Mal wohl für die Allerwenigsten überraschend kommen. Ob man sich trotzdem erschreckt, hängt von einem selbst ab. Das, was wir in solchen Szenen zu sehen bekommen, ist immerhin aber wirklich unheimlich.

Repetitiv sind nach einer Weile jedoch nicht bloß die meisten Jump Scares, sondern auch die Kopfüber-Aufnahmen der Skyline oder von Räumen. An diesen scheint Regisseur Parker Finn Gefallen gefunden zu haben. Wirklich schlechter wird „Smile 2“ dadurch nicht, unnötig sind sie in dieser Häufigkeit aber zweifellos. Vermutlich versucht Finn hier, seine persönliche Handschrift stärker zur Geltung zu bringen. Letzen Endes gelingt „Smile 2“ das eher seltene Kunststück, die gute Idee aus dem ersten Teil im zweiten noch besser und vielfältiger umzusetzen. „Smile 2“ bietet mehr als solide Horror-Unterhaltung und lässt gleichzeitig Story und Charaktere nicht zu Nebensächlichkeiten verkommen. Nicht zuletzt das vielversprechende Finale schürt die Erwartungen für einen möglichen dritten „Smile“-Film, der eine völlig neue Ausgangslage schaffen würde.

Der Horrorfilm „Smile 2“ kommt am 17. Oktober 2024 in die deutschen Kinos.

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