Die Rückkehr eines Kult-Franchises – Kritik zum Sci-Fi-Horrorfilm „Alien: Romulus“

Sieben Jahre lang mussten Fans der legendären „Alien“-Reihe auf filmischen Nachschub warten. In dieser Filmkritik erfahrt ihr, für wen sich „Alien: Romulus“ lohnen könnte und wer eher enttäuscht werden dürfte.
6,4 von 10 möglichen Punkten: Bei den Nutzern der Plattform IMDB hat der bislang letzte Teil des Franchises, „Alien: Covenant“ (2017), keinen leichten Stand. Zum Vergleich: Der erste Film, „Alien“ (1979), bringt es auf stolze 8,5 Punkte. Das Sequel „Aliens: Die Rückkehr“ (1986) wird mit 8,4 Punkten nur unwesentlich schlechter bewertet. Auf „Alien: Romulus“ (2024) lastet somit der Druck, nach „Alien: Covenant“ das Ruder wieder herumzureißen und an den Glanz der alten Tage anzuknüpfen. Der Film spielt zwischen den beiden Klassikern „Alien“ und „Alien: Die Rückkehr“. Die grundlegende Handlung ist dabei wie gewohnt simpel: Eine Gruppe junger Weltraumkolonisten durchsucht eine verlassene Raumstation. Dabei stößt sie „auf die schrecklichste Lebensform des Universums“, wie es in der PR-Kampagne heißt.
Das Alien ist endlich wieder mysteriös
Die schlichte Handlungsbeschreibung lässt es bereits erahnen: „Alien: Romulus“ hat wenig bis gar nichts Neues zu bieten, was wir nicht bereits aus den vorherigen Filmen kennen. In einer Zeit, in der die Kinoprogramme voll sind mit Prequels, Sequels und Reboots zu etablierten Franchises, fügt sich „Alien: Romulus“ wunderbar ein. Immerhin orientiert sich der neueste „Alien“-Film wieder deutlich mehr am Original aus 1979, zumindest mit Blick auf das Alien selbst. Im Vorgänger „Alien: Covenant“ war das Alien nicht nur oft zu sehen, sondern immer wieder auch in voller Größe sowie bei Tageslicht. Zudem wirkte es oft zu künstlich. Damit ging viel von dem Horror verloren, der den ersten Film so geprägt hatte. Dieser lebt von seiner nervenzerreißenden Atmosphäre, von der nie abreißenden Bedrohlichkeit und der Unsicherheit, wann und wie das Alien zuschlagen wird. All das übertrug sich von der Protagonistin Ellen Ripley (Sigourney Weaver) auf das Publikum.
„Alien: Romulus“ – zwischen Film und Geisterbahn
„Alien: Romulus“ nähert sich Alien diesbezüglich wieder an, was der Spannung spürbar guttut. Vor allem im letzten Drittel des Films wird jedoch auch viel geballert – das erinnert wiederrum an „Aliens: Die Rückkehr“. In Summe setzt „Alien: Romulus“ allerdings mehr auf Spannung und Atmosphäre und weniger auf Action. Die Charaktere schleichen angsterfüllt durch die Schleusen und Räume der schummrigen Raumstation. Zwischendurch bietet die Handlung immer wieder Schock- und Ekelmomente, ehe es wieder atmosphärisch-unheimlich zugeht – ein bisschen wie eine Fahrt mit der Geisterbahn. Die Charaktere, die diesem Albtraum ausgesetzt sind, sind jedoch austauschbar und verkommen dadurch ein wenig zu Platzhaltern. Einzig und allein die Freundschaft zwischen Protagonistin Rain (Cailee Spaeny) und dem Androiden Andy (David Jonsson) bietet uns emotionale Anknüpfungspunkte. Wenn wir mit jemandem mitfiebern können, dann mit diesen beiden Figuren.
Lohnt sich „Alien: Romulus“ im Kino?
Cailee Spaeny verkörpert ihre eher simpel geschriebene Rolle solide, bleibt aber weitgehend blass. Mehr überzeugen kann dafür David Jonsson, der als Android einen schauspielerischen Spagat meistert: einerseits emotional, weil er durchaus Gefühle hat; andererseits dabei auch etwas unbeholfen und starr, da es sich bei ihm eben nicht um einen Menschen handelt. Vermutlich würden die wenigsten Filmfans behaupten, dass „Alien: Romulus“ unbedingt nötig war. Anstatt neue denkwürdige Momente zu kreieren, spielt er immer wieder auf „Alien“ sowie „Aliens: Die Rückkehr“ an. Die alten ikonischen Szenen werden quasi recycelt. Wer mit hohen Erwartungen in den neuen Film geht, der wird eher enttäuscht werden.
Trotzdem: Nach einem etwas langatmigen Prolog gelingt es dem Film, zu unterhalten und immer wieder zu schocken sowie zu ekeln. Sogar für erfahren Horrorfilmfans sind ein oder zwei Szenen dabei, die Abwechslung bieten. „Alien: Romulus“ ist ein Film für diejenigen, die mal wieder in das „Alien“-Universum eintauchen wollen, ohne dafür auf vorherige Teile angewiesen zu sein. Gleichzeitig verlangt er seinem Publikum nur wenig Vorwissen ab. Wer die anderen „Alien“-Filme noch nicht gesehen hat, muss sie vor dem Kinobesuch also nicht zwingend nachholen. Ist der Einstieg in das „Alien“-Universum damit geglückt, sollte man sich vor allem den noch immer unerreichten ersten Film nicht entgehen lassen.
„Alien: Romulus“ kommt am 15. August 2024 in die deutschen Kinos.