Eine spaßige Parodie auf Agentenfilme – Kritik zur Spionagesatire „Argylle“
Drei Jahre sind vergangen seitdem „The King’s Man: The Beginning“ in die Kinos kam. 2024 ist Regisseur Matthew Vaughn zurück – mit dem Agentenfilm „Argylle“. Ein Comeback das sich sehen lassen kann. Nicht nur wegen des bombastischen Casts.
Es ist wohl eine der größten Ängste von Filmemachern: Ihr eigentlich ernstes Werk wird auf einmal unfreiwillig komisch. Solche Produktionen verkommen dann zu Guilty-Pleasure-Filmen, die man sich an einem Samstagabend zusammen mit Freunden ansieht, um sich gemeinsam darüber lustig zu machen. Dieses Schicksal ereilt solche Filme, die völlig absurd sind, sich gleichzeitig aber komplett ernst nehmen. Das Agentenspektakel „Argylle“ geht dieses Risiko gar nicht erst ein. Stattdessen bekennt er sich klar zu dem, was er ist: Eine Parodie. Eine Parodie auf das Agentengenre. Geschickt spielt das Drehbuch von „Argylle“ mit unseren Erwartungen sowie den gängigen Genreklischees. Von Ernst keine Spur – und das ist richtig so.
Wendungen über Wendungen über Wendungen
Sich an einer Handlungsbeschreibung zu „Argylle“ zu versuchen ist gar nicht so einfach. Der Grund: Der Film ist gespickt mit Wendungen und wirft anfangs etabliere Elemente später fröhlich wieder über den Haufen. Deshalb ist es am besten, wenn man vorher möglichst wenig über die Story von „Argylle“ weiß. Wir belassen es einfach bei den folgenden Sätzen: Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Autorin Elly Conway (Bryce Dallas Howard), deren Buchreihe um den Geheimagenten „Argylle“ ein internationaler Erfolg ist. Um ihren anstehenden fünften Teil zu vollenden, fehlt ihr nur noch ein einziges Kapitel. Doch dann gerät sie plötzlich ins Visier eines Geheimdienstes und einer kriminellen Vereinigung. Diese scheinen sich aus für Elly unerfindlichen Gründen etwas zu sehr dafür zu interessieren, wie ihr neues Buch endet.
Action, Comedy, Parodie
Daraufhin entspinnt sich ein rasantes Actionabenteuer, in dem Elly zwischen die Fronten gerät. „Argylle“ wartet dabei mit fantastisch choreografierten Kämpfen auf, untermalt von einem coolen Soundtrack aus Rock- und Disconummern. In einer Tour liefert „Argylle“ absurd-witzige Momente, in denen häufig Genreklischees des Action- und Agentenfilms durch den Kakao gezogen werden. Mit dieser explosiven Mischung erinnert „Argylle“ an Filme wie „Massive Talent“ (2022), wenig überraschend an die „Kingsman“-Reihe oder auch an „Bullet Train“ (2022). An Letzteren vor allem wegen der Zug-Actionszene in „Argylle“. Bei dieser prügeln und treten Agent Aidan Wilde (Sam Rockwell) und diverse Widersacher wild aufeinander ein, reißen sich zu Boden oder stoßen sich gegen die Zugeinrichtung. Währenddessen bleibt Aidan jedoch gut gelaunt und hat fast nur Augen für die von der Situation völlig verwirrten Autorin Elly.
Ein Cast wie auf einer Wunschliste
Bryce Dallas Howard, Sam Rockwell, Henry Cavill, Samuel L. Jackson, Bryan Cranston, John Cena und Dua Lipa. Mit einem so Star-gespickten Cast können nun wirklich nicht alle Filme aufwarten. Noch dazu hatte das Ensemble bei den Dreharbeiten sichtlich Spaß und bringt jede Menge Energie und Witz ein. Da fällt es wirklich schwer, sich nur einen oder zwei Darsteller rauszupicken, die besonders glänzen konnten. Nicht unerwähnt bleiben darf auf jeden Fall schonmal Bryce Dallas Howard („Jurassic World“, „Rocketman“). Verglichen mit anderen Darstellern aus dem Cast hat sie zwar nicht den allerhöchsten Bekanntheitsgrad. Nichtsdestotrotz ist es beeindruckend, wie sie zwischen ihren Persönlichkeiten hin- und herwechselt. An ihrer Seite spielen Sam Rockwell („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, „See How They Run“) sowie „The Witcher“- und „Superman“-Star Henry Cavill.
Henry Cavill und seine neue Frisur
Sam Rockwell überzeugt als Aidan mit liebenswürdigem Charme und einem Rest an geheimnisvoller Aura. Henry Cavill wiederrum scheint wie geschaffen zu sein für diesen zu perfekt anmutenden Agenten-Typus, der in „Argylle“ parodistisch auf die Spitze getrieben wird. Nur die Kurzhaarfriseur scheint für viele Fans von Henry Cavill gewöhnungsbedürftig zu sein, wie man in zahlreichen augenzwinkernden Beiträgen in den sozialen Medien lesen kann. „Argylle“ spielt nicht nur mit Genreklischees, sondern auch mit seinen verschiedenen Erzählsträngen- und ebenen. Das kann etwas verwirrend sein, macht aber auch jede Menge Spaß und ist zudem großartig geschnitten. Vor allem in einer Szene, wenn Figuren in verschiedenen Erzählsträngen nach und nach denselben Satz vervollständigen.
Kommen schon bald weitere „Argylle“-Filme?
Den Kauf eines Kinotickets für „Argylle“ würden wahrscheinlich nur die allerwenigsten bereuen. Man sollte sich im Vorfeld jedoch darüber im Klaren sein, dass es sich eben um eine Parodie handelt. Entsprechend wird so Einiges überzeichnet dargestellt und die Handlung ist schräg und überdreht. Genau darin liegt aber auch die große Stärke des Films: Er bekennt sich voll und ganz zu dem, was er ist, und versucht nicht etwas anderes zu sein. Im letzten Drittel der Handlung gibt es für manche Zuschauer womöglich den ein oder anderen Twist zu viel – und damit auch ein paar Längen.
Unterm Strich beschert „Argylle“ seinem Publikum aber einen rasanten und spaßigen Filmabend, an dem es wenig zu meckern gibt. Umso schöner ist da eine Aussage des Regisseurs Matthew Vaughn. In einem Interview sagte er, dass er gerne weitere „Argylle“-Filme umsetzen würde. Konkrete Pläne gibt es momentan wohl aber noch nicht. Zu guter Letzt noch ein kleiner Service-Hinweis: Es lohnt sich, wenn ihr den Kinosaal mit Beginn des Abspanns noch nicht sofort verlasst, sondern noch einen Moment sitzen bleibt…
„Argylle“ läuft ab dem 1. Februar 2024 in den deutschen Kinos.