"Watzmann ermittelt"

Je schöner die Landschaft, desto häufiger die Mordfälle

von Hans Czerny

Auch unter dem Panorama des Watzmann-Massivs in Berchtesgaden gibt es Verbrechen. Für die Aufklärung sind in der ARD-Serie "Watzmann ermittelt" Benedikt Beissl und Jerry Paulsen zuständig.

ARD
Watzmann ermittelt: Jambo
Heimatkrimi • 03.02.2021 • 18:50 Uhr

Spätestens seit dem "Bullen von Tölz", den "Rosenheim-Cops" und natürlich "Hubert mit und ohne Staller" weiß man es: Je schöner die Landschaft, desto häufiger die Mordfälle – vor allem im Vorabendprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender. Wie gut, dass es besonders im Bayerischen allerlei zuverlässige TV-Polizisten gibt. Auch die Berchtesgadener Buddies Benedikt Beissl und sein aus Hamburg zugezogener Kumpel Jerry Paulsen (Andreas Giebel und Peter Marton) sind selbstredend von dieser Sorte. Sie arbeiten, wenn man es so nennen darf, in einer der schönsten Polizeistellen Bayerns und wohl auch ganz Deutschlands, umrahmt von Bergen und Seen – auch beim noch so gestrengen Verhör nimmt sich die Kamera für das dahinter liegende Bergpanorama genügend Zeit.

Ja, es geht gemütlich zu in dieser Vorabendserie, die den merkwürdigen Titel "Watzmann ermittelt" trägt – wobei doch der Kommissar eigentlich "Beissl" heißt. Der Kabarettist und Schauspieler Andreas Giebel trägt auch in den Folgen der zweiten Staffel viel auf seinen breiten Schultern. Er ruht in sich wie ein Fels, dem nichts und keiner etwas anhaben kann. Sowieso nicht die eigene Frau (Barbara Weinzierl), die so gerne Führungen für die Fremden macht, aber auch nicht die Eva, das freche Nesthäkchen (Leonie Brill), das ausgerechnet am Küchentisch über seiner Facharbeit brütet und im Übrigen den Polizisten-Papa über das Internet und dessen soziale Netzwerke belehrt. Die BR-Vorabendserie hatte beim Start 2019 mehr als drei Millionen Zuschauer (14 Prozent Marktanteil). "Ich bin stolz und dankbar", jubelte da die neue BR-Fiction-Chefin Bettina Ricklefs und lobte die hauseigene "Mischung aus originellen Kriminalfällen und lebensnahen, herzerwärmenden Geschichten" als den erfolgreichsten Start im ARD-Vorabend "seit zehn Jahren".

Am Familientisch bei den Beissls geht es fast zu wie in einer guten alten Hörfunkserie längst vergangener Zeiten, etwa vom Schlag der legendären "Familie Brandl". Die erste der 16 neuen Mittwochsfolgen (18.50 Uhr), mehrheitlich abgedreht unter den sommerlichen Corona-Bedingungen des Jahres 2020, greift ein zu Herzen gehendes Thema auf – das des Raubbaus am Großwild, der Nashörner zumal – und vequickt es mit einem Shitstorm im Internet, der indirekt zum Tod eines stadtbekannten Zahnarztes und Großwildjägers führt. Die Tochter des Zahnarztes outet den Jagdbesessenen unfreiwillig im Internet, indem sie ein Bild des Nashorns namens Jambo postet. Es gibt Follower und Hass-Posts en masse – auch aus der Polizistenfamilie Beissl, wie sich versteht.

Noch viele illustre Fälle werden beim Berchtesgadener Vorabend-Marathon im Ersten folgen, es wird im Skisprung-Internat und unter Hergottschnitzern ermittelt, aber auch unter Skiliftbesitzern. Man selbst hätte sich alles gerne etwas weniger heimelig und verspielter gewünscht als in der ersten neuen Folge (Regie: John Delbridge). Es muss ja deswegen nicht gleich so kumpelig, so frech und spontan zugehen wie beim erfolgsverwöhnten ARD-Mittwochsvorläufer "Hubert ohne Staller".


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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