ARD-Film

"Totenfieber – Nachricht aus Antwerpen": schockierende Bilder, wirres Drehbuch

Ein ominöser Voodoo-Kult treibt in Belgien sein Unwesen, mittendrin Nina Kunzendorf als verzweifelte Mutter. Die Mischung aus Mystery, Okkult-Horror und Familiendrama geht bei "Totenfieber – Nachricht aus Antwerpen" leider ordentlich in die Hose.

ARD
Totenfieber – Nachricht aus Antwerpen
Thriller • 06.10.2019 • 21:45 Uhr

Glaubt man Statistiken, boomt drei Jahre nach den schicksalshaften Anschlägen von Brüssel 2016 der belgische Tourismus wieder. Allerorten steigen die Übernachtungszahlen. Besonders angetan haben es den Gästen aus aller Welt offensichtlich Flandern und die dort gelegene Stadt Antwerpen. Die zweitgrößte Stadt Belgiens bietet eine interessante Historie, etwa im Diamanthandel oder im künstlerisch-kulturellen Bereich. Auch Ellen Bouché (Nina Kunzendorf) zieht es in dem ARD-Film "Totenfieber – Nachricht aus Antwerpen" in die Metropole. Wie es der Titel schon vermuten lässt, steht für Ellen in dem Mystery-Thriller aber keine vergnügliche Tour zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt an.

Stattdessen wartet ein Moment auf die Frau, den man keiner Mutter wünscht: Sie muss ihre tote Tochter Sarah (Paula Kroh) identifzieren. Sie sei durch einen Drogencocktail aus Crystal Meth und Heroin ums Leben gekommen, wie der Pathologe Ellen mitteilt. Gezeichnet von dem Schock und der Trauer sucht sie bei ihrer ehemaligen Mitbewohnerin Maggie (Hilde de Baerdemaeker) Zuflucht. Doch dann geschieht das Unglaubliche: Mitten in der Nacht erhält Ellen einen verzweifelten Hilferuf ihrer Tochter per SMS, und dann verschwindet auch noch Sarahs Leiche. Für ihre Mutter ist fortan klar: Ihr Kind lebt und schwebt in großer Gefahr.

Die Suche nach Sarah gestaltet sich jedoch als schwierig. Maggie ist kaum eine Hilfe und bei der Polizei schert sich niemand um die Frau, die ihre tote Tochter zur Fahndung ausschreiben will. Erst als Maggie nach einem grausamen Ritual tot aufgefunden wird, beginnt sich der psychisch labile Ermittler Wouters (Steve Driesen) für den Fall zu interessieren. Gemeinsam mit Ellen forscht der launische Polizist auf eigene Faust nach. Schon bald ist das Duo einem ominösen Voodoo-Kult auf der Spur, der offenbar Sarah in seiner Gewalt hat.

Regisseur Titus Selge bietet mit "Totenfieber – Nachricht aus Antwerpen" einen wirren Mix aus Okkult-Thriller, Drama und Mysteryelementen an. Statt auf eine nachvollziehbare Handlung konzentriert sich der Film jedoch auf schockierende Bilder, auf Voodoo-Priester, die in ihrem Wahn die Augen überdrehen und sadistische Rituale. Eingefangen werden sie von Kameramann Stephan Wagner in tristen, farblosen Aufnahmen und einem ausgiebigen Spiel mit Licht und Schatten. Dem gemeinen ARD-Zuschauer werden einige der Szenen nachhaltig an die Nieren gehen, etwa der Tod Maggies, der für einen Film im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ungewöhnlich explizit dargestellt wird.

Das Drehbuch des Autors Volker Führer passt sich nahtlos an das Niveau des Films an – was in diesem Fall kein Kompliment ist. Der ungewöhnlich blassen Nina Kunzendorf wird in ihrer Rolle kein Raum für Trauer gelassen. Vielmehr geht sie auf einem atemlose Hatz nach ihrer Tochter, die aber nur selten emotional auf den Zuschauer überspringt. Arg konstruiert wirkt zudem die besondere Anziehung, die sich zwischen Ellen und Wouters entwickelt. Vollkommen abwegig wird es beim abstrusen Ende, das mit einem actionreichen Showdown das Genreexperiment endgültig scheitern lässt. Weil der Film aber mit einem Cliffhanger endet, muss befürchtet werden, dass der wahrhaft teuflische Plan der Filmemacher noch nicht vollendet ist.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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