"Stralsund – Das Phantom": Der Horror kommt gleich zu Beginn
Im zwölften Fall der Krimireihe rund um die Ermittlerin Nina Petersen (Katharina Wackernagel) bekommt es die Kripo in Stralsund mit einem Frauenmörder und Stalker zu tun. Das Zweite wiederholt den Film nun am Samstagabend.
Es ist der Horror für jeden, der nachts schlecht schläft. Gleich zu Beginn des Samstagskrimis "Stralsund – Das Phantom" (2018), den das ZDF nun wiederholt, schleicht ein dunkler Kapuzenträger durch eine in kühles Nachtgrau gehaltene Wohnung einer offensichtlich allein lebenden Frau: Er befingert ihre Wäsche und macht sich dann über die Schlafende her: Mit einem Betäubungsmittel, das er auf einen Lappen geträufelt hat und der Wehrlosen über den Mund drückt, hindert er die junge Blondine am Aufwachen.
Am nächsten Morgen bleibt Petra Degenhardt (Picco von Groote), Streifenpolizistin im Stralsunder Kommissariat, Übelkeit – und ein sehr beklemmendes Gefühl, heimlich bedroht zu werden. Wer sie verfolgt – und wer eine junge Studentin aus der nahen Uni getötet hat –, das bleibt im zwölften Fall der Reihe lange im nebeligen Vagen.
Sichtlich schwer fällt es der jungen Polizistin am nächsten Morgen, sich der Kommissarin Nina Petersen (Katharina Wackernagel) mit ihren Ängsten zu offenbaren. Zu wenig greifbar ist für beide, was wirklich vorgefallen ist. Zudem möchte Petra Degenhardt auf jeden Fall verhindern, dass wegen vermeintlich mangelnder psychischer Gefestigkeit, falls sie sich ihren phantomartigen Stalker vielleicht doch nur eingebildet haben sollte, Zweifel an ihrer Diensttauglichkeit aufkommen. Viel Zeit zum Abwägen der nächsten Schritte bleibt ohnehin nicht, weil die Kriminalerin Petersen an einen Leichen-Fundort gerufen wird: Am Prerower Bodden wird Sonja Richter, Studentin an der Uni Stralsund, tot aufgefunden – bizarr verpackt in eine Körperfessel aus Frischhaltefolie. Die Tat eines Fetischisten?
Falsche Fährten
Auf dem Campus stoßen die Ermittler Petersen sowie ihr verlässlicher Kollege und Kaffeeliebhaber Karl Hidde (Alexander Held) schon bald auf Indizien, die auf eine Beziehungstat hinweisen. Die erschlagene Studentin führte offenbar ein ausschweifendes Liebesleben – inklusive einer Affäre mit dem flamboyanten, sichtlich selbstverliebten Uni-Professor Oliver Lauder (Johann von Bülow).
Kompliziert wird das Geflecht für Petersen, als sie erfährt, dass auch die Polizistin Petra Degenhardt einst ein kurzes, längst wieder beendetes Verhältnis mit dem Dozenten pflegte. Und dass eine weitere Freundin, die wie Sonja Richter ebenfalls Studentin an der Stralsunder Uni war, ebenfalls Andeutungen gemacht hatte, dass sie sich durch einen Unbekannten bedroht fühlte. Tunichtgut Oliver Lauder stellt ebenfalls ein großes Ermittlungsproblem für die Kommissare dar: Er ist der aktuelle Lover der Kripo-Chefin Caroline Seibert (Therese Hämer).
Regie-Routinier Michael Schneider setzte das Drehbuch von Michael Eigler, der die "Stralsund"-Reihe einst für das ZDF entwickelt hatte und der schon oft selbst Regie führte, solide und ohne reißerische Effekthascherei in Szene. Die Ermittlungsverwicklungen bieten Krimi-Vielsehern durchaus Gedankenfutter, weil sich die Tätersuche angemessen schwierig gestaltet – inklusive der genreüblichen Gefahr, falschen Fährten zu folgen.
Das Gefühl existenzieller Ausgeliefertheit durch ungebetene nächtliche Besucher, die einst der ungleich berührendere "Tatort"-Stalking-Fall "Borowski und der stille Gast" (ARD, 2012) mit einem meisterlich unheimlichen Lars Eidinger verbreitet hatte, stellt sich hier trotz gezielt platzierter Gruselmomente allerdings nur selten ein. Immerhin: Nach Lösung des Falls kann man sich wieder gut schlafen legen.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH