"Wenn ich auf meine Fotos schaue, sehe ich Blut, Blut, Blut"
Die Fotojournalistin Letizia Battaglia hielt die Schrecken der Mafia mit ihrer Kamera fest. Die Doku "Shooting the Mafia" porträtiert die heute 84-Jährige, deren Arbeit für die Mafia-Prozesse von entscheidender Bedeutung war.
"Wenn ich auf meine Fotos schaue, sehe ich Blut, Blut, Blut", sagt Letizia Battaglia. Dabei blickt sie in der ARD-Dokumentation "Shooting the Mafia" der renommierten britischen Filmemacherin Kim Longinotto auf eine ihrer bekanntesten Aufnahmen. Der Schrecken des Bildes zeigt einen Toten. Battaglia hatte ihn 1980 an einem sonnigen Morgen neben einem Stapel Orangensteigen entdeckt.
Die Journalistin und Fotografin war die Erste, die in den 1970er-Jahren die Morde und den Einfluss der Mafia auf Sizilien zu dokumentieren begann. Sie verfolgte in ihrer Geburtsstadt Palermo die blutigsten Mafiakämpfe unter den rivalisierenden Clans der Cosa Nostra. Dafür hörte die Autodidaktin, die erst mit 40 Jahren zu fotografieren begann, noch in der Dunkelkammer den Polizeifunk ab. Oftmals war Battaglia als Erste an einem Tatort. Ihre Aufnahmen führten auch dazu, dass es in den 1980er-Jahren zu den spektakulären Anti-Mafia-Prozessen kommen konnte.
Wie aufgeladen die Stimmung damals auf Sizilien war, zeigen TV-Aufnahmen. Regisseurin Longinotto spielt Bilder von Gerichtsverhandlungen gegen Mafia-Bosse ein, von den Schauplätzen der Attentate auf die Anwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino und den Anti-Mafiaprotesten einer mutiger werdenden sizilianischen Bevölkerung.
Die Fotojournalistin Letizia Battaglia selbst gibt in dieser Phase der entscheidenden Schläge gegen die Mafia zu, dass sie nicht immer die Mutige gewesen sei, für die sie stets gehalten wurde. Auch wenn sie mit ihren nüchternen und deshalb so erschreckenden Bildern erst für ein Aufbegehren gegen das Verbrechen sorgte, nahm sie längst nicht jede Gräueltat auf. Bettaglia: "Ich habe es damals nicht über mich gebracht, Bilder mir eng vertrauter Verstorbenen zu machen. Die Fotos, die ich nicht gemacht habe, schmerzen am meisten."
Filmemacherin Kim Longinotto beschränkt sich bei ihrem intensiven Porträt Battaglias jedoch nicht nur auf das berufliche Schaffen der "fotografa militante". Die heute 84-Jährige ist im Film auch abwechselnd mal mit dunkelblondem oder pinkem Haar zu sehen und spricht im ersten Teil vor allem über ihre persönliche Vergangenheit. Letizia Battaglia führte eine frühe unglückliche Ehe. Später vergnügte sich sie sich mehr mit jüngeren Liebhabern. Dass die Regisseurin diese allesamt an einen Tisch bringen musste, hätte sie sich im Drama einer Mafia-Jagd womöglich auch sparen können.
Quelle: teleschau – der Mediendienst