"Seitenwechsel": Geschlechtertausch zum Gähnen
Alex und Teresa sind ein ungleiches Paar, das im Alltag versinkt, bis plötzlich eine kuriose Metarmorphose alles verändert. Klischeebeladene Bodyswitch-Komödie zwischen Fußballplatz und Psychocouch.
Vivian Naefe ("Die Wilden Hühner", "Das Gestüt", "Chaos-Queens") ist eine versierte Regisseurin, vielfach preisgekrönt, mit einem großen filmischen Repertoire, sowohl fürs Kino als auch fürs Fernsehen. Romantische, aber auch dramatische Stoffe sind ihr Ding, wobei ihre Inszenierung nicht immer gelingt. Auch Katharina Hagenas wunderbarer Bestseller "Der Geschmack von Apfelkernen" (2013) hatte seinerzeit nicht von Naefes Verfilmung profitiert. In "Seitenwechsel" (2016) macht die Filmemacherin den gleichen Fehler: Anstatt auf Subtilität in der Charaktergestaltung zu setzen, bemüht sie ständig Stereotypen. So scheitert sie auch hier, weil sie weibliche und männliche Rollenbilder ins Unerträgliche zuspitzt. SAT.1 zeigt die enttäuschende Komödie nun als TV-Premiere.
Gegensätze ziehen sich an – zumindest dann, wenn die Liebe beginnt. Als sich Alex (Wotan Wilke Möhring) und Teresa (Mina Tander) kennenlernen, funkt es gewaltig. Alex ist ein spontaner Typ, Fußballer und nicht allzu reflektiert. Teresa hingegen ist perfekt organisiert, zielorientiert und will unbedingt Psychologin werden. Was in einer Disko beginnt, darbt 16 Jahre später als bröckelndes Vorstadtidyll mit pubertierender Tochter (Ruby O. Fee), Hund und zwei Autos vor sich hin.
Alex arbeitet inzwischen als Trainer bei Union Berlin, Teresa hat ihre eigene psychotherapeutische Praxis. Die Leidenschaft flammt zwischen den beiden nur noch in den alltäglichen Streitereien auf. Körperliche Nähe? Fehlanzeige. Eines Abends, als sie mal wieder zoffen und es plötzlich gewittert, findet eine kuriose Metamorphose statt. Am Morgen danach ist nichts mehr, wie es war: Alex und Teresa stecken plötzlich im Körper des anderen, was für erhebliche Komplikationen sorgt ...
Regisseurin Vivian Naefe, deren Tochter Katharina Eyssen das Drehbuch von Andrea Sixt überarbeitet hat, nimmt das Thema, sich in den anderen hineinzuversetzen, wörtlich. Dabei ist der Körpertausch für den Zuschauer zunächst nur schwer nachvollziehbar, weil Alex zwar Gestus und Geist seiner Frau übernommen hat, ansonsten aber für die Außenwelt als Alex wahrnehmbar bleibt. Auch Teresa sieht weiterhin aus wie Teresa, mit dem Unterschied, dass sie plötzlich breitbeinig auf High Heels durch die Gegend stapft und ihr Feingefühl flöten gegangen ist. Mit der Bierpulle bewaffnet schleppt sie sich durch diese müde Beziehungskomödie.
Auch die Rollenbilder, die hier im schönsten Schwarzweiß bemüht werden, sind fragwürdig. Fußballer ist gleich: einfach gestrickt, dafür locker und unkompliziert. Frau ist gleich: sensibel und reflektiert, wenn auch etwas verkrampft. Wie Männer und Frauen halt so sind. Es fehlt an keinem Klischee, auch was das restliche Figurenarsenal betrifft. Auch wenn die Idee alles andere als neu ist (siehe "Ein ganz verrückter Freitag", "Big", "17 Again", "30 über Nacht" ...) – an sich hat ein Bodyswitch-Plot durchaus komisches Potenzial. Nur ist hier die Umsetzung grandios gescheitert.
Quelle: teleschau – der Mediendienst