Deutschlands flinkster Entertainer

Ralf Schmitz: "Für mich sind die anderen langsam"

von Erik Brandt-Höge

Das Duracellhäschen der deutschen Comedy-Szene ist mal wieder los: Ralf Schmitz hat mit seiner neuen Impro-Show "Hotel Verschmitzt – Auf die Ohren, fertig, los!" (ab Samstag, 10. November, 22.30 Uhr, RTL), seinem aktuellen Live-Programm "Schmitzeljagd", demnächst produzierten neuen Folgen der Sketch-Comedy "Schmitz & Family" und natürlich der Erfolgs-Kuppelshow "Take Me Out", von der es Anfang 2019 ebenfalls neue Folgen bei RTL geben wird, mehr als gut zu tun.

Ein Gespräch mit dem quirligen Entertainer über seine Schnelligkeit, Shows wie Achterbahnfahrten und seinen baldigen Mega-Auftritt in der Kölner Lanxess Arena, der am 22. März 2019 ansteht.

prisma: Ralf Schmitz, jobmäßig ist mit "Hotel Verschmitzt", "Schmitz & Family", "Take Me Out" und Ihrem neuen Live-Programm "Schmitzeljagd" ziemlich viel los aktuell. Ist Ihnen das so auch am liebsten: Je mehr, desto besser?

Ralf Schmitz: Tatsächlich macht mir die Arbeit im Galopp großen Spaß, auch weil man auf diese Art und Weise niemals in eine Routine verfallen und stattdessen immer wieder neue Blicke auf Sachen werfen kann. So wie jetzt ist das tolle Arbeit.

prisma: Auch auf Dauer?

Schmitz: Es muss nicht für immer so bleiben, dass ich wahnsinnig viele Formate gleichzeitig habe. Es wäre aber auch nicht schlimm (lacht). Stress empfinde ich jedenfalls nicht.

prisma: Gibt es bei Ihnen auch so etwas wie ein Höher-Schneller-Weiter-Denken?

Schmitz: Nein, gar nicht. Ich mache mir immer nur Gedanken über die nächste Show, die nächste Rolle, den nächsten Gag. Und wenn gerade mal kein Angebot da ist, das für mich passt, nehme ich auch nichts anderes an, nur um irgendetwas zu machen. Ich mache nichts, nur um irgendein Pensum zu halten. Ich den vergangenen Jahren habe ich weit weniger Fernsehen gemacht, als im Moment. Einfach, weil es nicht so viele Sachen gab, die ich gut fand.

prisma: Ein Angebot wie die anstehende Live-Show in der Kölner Lanxess Arena haben Sie aber sicher schnell angenommen, richtig?

Schmitz: Ja, klar! Die Idee von einer solchen Show hatte ich auch schon länger. Aber es ist ja so, dass ich auf der Bühne sehr viel improvisiere, mehr als die Hälfte des Programms. Und ich habe immer gedacht, dass Improvisation in dieser Größenordnung schwierig werden könnte, auch, was die Geschwindigkeit betrifft. Dann haben wir es aber in den letzten zwei, drei Jahren ausprobiert und die Plätze in einigen Theatern und Hallen ein wenig erweitert. Und: Es funktioniert!

prisma: Stacheln Sie mehr Leute auch mehr an? Wird Ihre Zündschnur vor größerem Publikum kürzer?

Schmitz: Hmm (überlegt). Ich glaube nicht. Weil der Pool an Möglichkeiten durch mehr Menschen in der Halle ja größer wird. Wenn 5.000 Leute etwas rufen, ist mehr machbar, als wenn 1.000 Leute etwas rufen. Allerdings spiele ich nicht anders, wenn mehr Leute da sind. Die Leute lachen ja nicht über andere Sachen, nur weil sie mehr sind.

prisma: Haben Sie sich denn vor Tausenden noch unter Kontrolle? Oder unterliegen Sie manchmal der Masse?

Schmitz: Eine große Masse von Menschen ist gefühlt etwas träger, als weniger Leute. Das bedeutet für mich, dass ich ein paar Dinge langsamer machen muss, auch wegen der Übertragung. Aber ich gehe ja ins Publikum und muss dabei nicht in der ersten Reihe stehen bleiben, sondern kann auch bis in die 30. gehen. Es bleibt alles sehr interaktiv, ich hole weiterhin alle ab.

prisma: Sie haben mal über Ihre Bühnen-Techniken gesagt, Sie wären vor allem gerne schnell und spontan unterwegs. Müssen Sie für den Auftritt noch einen Schalter umlegen, oder ist "schnell und spontan" auch abseits der Bühne ihr Motto?

Schmitz: Ich suche mir das nicht aus – ein Charakter ist ja einfach, wie er ist. Mein Vorteil ist deshalb, dass ich mich für Auftritte nicht großartig verstellen muss. Es ist ja auch eine Frage der Perspektive.

prisma: Inwiefern?

Schmitz: Für mich sind die anderen langsam (lacht). Und die empfinden mich als schnell. Aber auf der Bühne schnell zu sein, ist nichts, was ich mir vornehmen muss, sondern ich bin dann eben so wie immer.

prisma: Wie immer?

Schmitz: Na ja, wenn ich zum Bäcker gehe und Brötchen kaufe, sind das natürlich andere Voraussetzungen, als während einer Live-Show. Beim Bäcker habe ich nicht die Aufgaben, die ich auf der Bühne habe. Aber die Geschwindigkeit unterscheidet sich nicht.

prisma: Die Geschwindigkeit ist bei der Bühnen-Improvisation wohl die wichtigste Waffe.

Schmitz: Ja, wenn man diese ein, zwei Sekunden Vorlauf hat, während die anderen noch nachdenken, ist das schon ein Vorteil (lacht).

prisma: Wenn diese Schnelligkeit so sehr zu Ihnen gehört, haben Sie dann auch keine Sehnsucht nach Entschleunigung?

Schmitz: Doch, doch, diese Sehnsucht haben wir ja alle. Irgendwann mal zur Ruhe kommen – das muss ich auch. Meine Pausen sind vielleicht nur ein bisschen kürzer, als bei anderen, aber ab und an innezuhalten finde ich schon auch wichtig – übrigens auch während der Show!

prisma: Wie meinen Sie das?

Schmitz: Ich quatsche die Leute nicht die ganze Zeit voll, sondern bringe zwischendurch auch mal ein paar nicht improvisierte Nummern, und die brauchen Zeit, in der Vorbereitung wie auf der Bühne. Zum Beispiel mache ich Pantomime, dabei sage ich keinen Ton.

prisma: Sie pflegen also die Tempowechsel wie bei einer klassischen Rock-Show.

Schmitz: Ja, genau. Ich will den Leuten ja das Gefühl geben, dass sie sich auf einer kleinen Achterbahnfahrt befinden, und auf der sollen sie auch mal durchatmen können. Ich bemühe mich um Abwechslung.

prisma: Auch auf Tour? Gibt es da ebenso wilde Abende nach den Shows wie Disziplin und Struktur?

Schmitz: Es gibt tatsächlich beides – ich sage jetzt aber nicht, wann was passiert (lacht). Wichtig ist mir auch eine gewisse Routine auf Tour.

prisma: Wie sieht die bei Ihnen aus?

Schmitz: Zum Beispiel wohne ich in den Städten, in denen ich spiele, immer gerne dort, wo ich schon mal gewohnt habe. Ich mag es, wenn ich irgendwohin komme und die Leute da schon kenne. Das ist so ein kleines Stück Zuhause auf Reisen.

prisma: Und die wilde Tour-Seite?

Schmitz: Die gibt es zum Beispiel dann, wenn wir während einer Show etwas Neues ausprobiert haben und es geklappt hat. Dann sitzen wir mit dem Team schon noch lange zusammen. Ich bin ja auch seit vielen Jahren mit denselben Leuten unterwegs, und das macht immer großen Spaß.

prisma: Was den Spaß auf der Bühne angeht, haben Sie immer auf Verbindlichkeit gesetzt. Witze auf Kosten andere scheuen Sie ...

Schmitz: Und daran ändert sich auch nichts. Mir war und ist es immer wichtig, verbindlich zu bleiben und nicht zynisch zu werden. Auch nicht bei einem Format wie "Take Me Out". Klar kann man darüber lachen, wenn eine junge Dame sagt, sie möchte einen Typen nicht treffen, weil der wie sie im siebten Stock wohnt und ihr das zu anstrengend ist. Aber das heißt nicht, dass ich sie hinstelle, als wäre sie total bescheuert. Vielmehr sehe ich sie als Mensch, und wir lachen dann zusammen.

prisma: Wird sich diese Art von Humor auf lange Sicht durchsetzen?

Schmitz: Sie wird auf jeden Fall eine längere Haltbarkeit haben, als andere Arten von Humor. Es gibt ja diesen alten Spruch: "Wer ein Ass aus dem Ärmel schütteln will, muss vorher eins reingetan haben." Sage ich immer wieder gerne – weil es stimmt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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