"Praxis mit Meerblick – Unter Campern"

Comedy, Melodram und viel Rügen-Romantik

von Wilfried Geldner

Erster von drei neuen Filmen um die Insel-Ärztin Nora Kaminski (Tanja Wedhorn), deren Lebensumfeld sich zu verändern droht. WG- und Praxispartner Dr. Freese (Stephan Kampwirth) will heiraten, da hält es Nora nicht länger im Haus. Wer wird den schrägen Freese ersetzen?

ARD
Praxis mit Meerblick – Unter Campern
Drama • 08.03.2019 • 20:15 Uhr

Umtriebig war Nora Kaminski (Tanja Wedhorn), die Ärztin ohne Doktortitel, immer schon. Ein angebliches Vergehen auf einem Kreuzfahrschiff trieb sie bekanntlich zum alten WG- und Studienfreund Richard Freese (Stephan Kampwirth) nach Rügen, wo sie großherzige Aufnahme fand. Die berufliche und fast-private Partnerschaft zwischen dem kauzigen Praxisinhaber und der akkuraten Ärztin erwies sich in den ersten drei Filmen der "Praxis mit Meerblick"-Reihe als tragend, war sie doch komisch und ergiebig zugleich. Nun will Freese seine Freundin heiraten, er liebt sie – nicht zuletzt wegen ihrer Vielsprachlichkeit. Was nützt es da Nora, zu behaupten, sie habe derlei Talente auch?

Am Ende des Films ("Unter Campern") zieht Nora um, mit der Praxis ist ohnedies noch nichts entschieden. Doch zunächst darf man sich erst mal Rügens als Ferieninsel im schönsten Sonnenschein erfreuen. Ein unaufhörlicher Rockgitarren-Score verbreitet gar fast kalifornisches Flair, immerhin ein erfreulicher Gegensatz zum durchaus realistischen Milieu in der Praxis und im streng geführten Rügener Krankenhaus. Dem Drehbuch (Michael Vershinin) hat es ganz besonders die Berliner Polizistenfamilie Panitzke mit kleinem Sohn angetan. Tim (großartig gespielt von Frederik Stein) versammelt gleich eine ganze Skala voller Gebrechen auf sich. Zum Asthma kommt noch die Bettnässerei aus Angst vor der Trennung der im Dauerstreit liegenden Eltern. Und Tims Diabetes ist bislang auch noch nicht zutage gekommen.

In der auf dem Eiland wirkenden Ärztin Nora Kaminski findet Tim allerdings eine ebenso kompetente wie empathische Partnerin. Nicht nur, dass sie Tims Krankheiten erkennt, sie zieht auch Tims Eltern ins Gespräch und warnt sie vor den Folgen der in diesem Falle vor allem mütterlichen Ignoranz. Zur Seite steht ihr allerdings der alte Herr Kubatsky – Michael Kind als fürsorgliche Opafigur. Eine Rolle, die Farbe ins diesmal doch etwas einförmige medizinspezifische Geschehen bringt.

Beim Regisseur Jan Ruzicka dürfen sich vor allem die Rügener bedanken: Die Badeorte zeigen sich von ihrer schönsten Seite, die Sonne scheint ewig, und die Menschen sind kauzig, aber nett. Die Regie nimmt sich viel Zeit für die Figuren, zu viel vielleicht bei einem im Ganzen doch eher harmlosen Seriengeschehen. So versackt dieses "Medical", wie es in der Fachsprache heißt, immer mal wieder zwischen Comedy und Melodram, schönen Wortwitzen und viel Rügen-Romantik.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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