"Mich gibt's fünfmal! – Leben als Mehrling"

Ein Sechser im Lotto ist nichts dagegen

von Hans Czerny

Der Schock sitzt tief, wenn Paare Vierlinge, Fünflinge oder gar Sechslinge bekommen. Die VOX-Langzeitdoku "Mich gibt's fünfmal!" hat Mehrlingsfamilien von der Geburt bis zum heutigen Tag begleitet.

VOX
Mich gibt's fünfmal! – Leben als Mehrling
Dokumentation • 13.07.2019 • 20:15 Uhr

Während der Sender VOX gerade die gute alte Familienserie mit der Fiction "Das Wichtigste im Leben" (seit 05.06.) wiederentdeckt, kommt nun beim gleichen Sender eine vierstündige Langzeitdoku auf den Tisch, die sich mit dem wahrhaft aufregenden echten Familienleben von Mehrlingseltern und deren ungewöhnlichen Sprößlingen beschäftigt. Über Jahrzehnte verfolgten die Reporter den Werdegang von Fünflingen, Vierlingen und – Achtung, Rekord! – Sechslingen. Von Geburt an waren Kameras dabei, als Ärzte und deren Helfer ums Leben der Frühchen bangten. Manch einer hatte den werdenden Müttern den Kraftakt gar nicht zugetraut und zu einer "Reduktion", sprich Abtreibung geraten, um das Leben der anderen Föten zu sichern.

Doch alles ging gut. Unmöglichkeiten wurden gemeistert, Mütter und Väter wuchsen über ihre bislang bekannten Kräfte hinaus. Und manchmal half auch die Nachbarschaft mit einer Stiftungen und mit Hilfeleistungen. Die womöglich berühmteste aller Mehrlingsfamilien sind dabei die Beutelspachers aus Karlsbad-Auerbach im Schwarzwald. So nach und nach gestanden die Ärzte vor der Geburt der Mutter die wunderbare Kindsvermehrung – erst sollten es Zwillinge, dann Drillinge und dann gar Fünflinge sein. Ein Schock für jede Mutter, Strapazen, die es schon in der Geburtsklinik zu erleiden gilt. 30 Schwangerschaftswochen heißt es mindestens durchzuhalten, danach würden Ödeme und Embolien drohen.

Am 21. Januar 1999 war es dann so weit, ein Kaiserschnitt brachte die Frühchen ans Tageslicht, 23 Ärzte, Schwestern und Pfleger standen Spalier. Bei der bald darauf folgenden Taufe wurde "We are the world, we are the children" gesungen. Aber auch die Nation nahm am Leben der Fünflinge regelmäßig teil, Stern-TV ließ sich die rührende Geschichte der Fünflinge nicht entgehen, man sendete regelmäßig zur Weihnachtszeit und bat zum Interview über den neuesten Stand der Dinge. Die Wahrscheinlichkeit, Fünflinge zu bekommen, ist noch immer geringer als ein Sechser im Lotto, nämlich eins zu 50 Millionen.

Dass nun alle Beutelspacher-Kinder das Abi in der Tasche haben und den Auszug planen nach der medialen Dauerbegleitung von Kindergarten, Konfirmations- und Schulzeit, ist Anlass genug, nach dem neuen Familienglück zu fragen, wenn die Kinder getrennte Wege gehen. Wie einfach, wie schwer kann das sein?

Erst zehn Jahre hat das Berliner Ehepaar Roksana und Hikmet Temiz hinter sich. Zwei Jungen und vier Mädchen wurden im Oktober 2008 geboren. Eine ältere Tochter war schon da, ein jüngerer Bruder wurde nachgeboren. Die Sechslinge hätten ihre Ehe zusammengeschweißt, berichtet Roksana, eine zum Islam konvertierte gebürtige Polin. Sie kocht, sie macht die Wäsche, schlichtet die unvermeidlichen Streitereien.

Je größer die Familien, desto besser sind sie organisiert, sagen die Experten. Leicht dahin gesagt bei anfänglich schrecklich wenig Schlaf – ist die eine Windel gewechselt, steht die andere schon an. An die durchdringende Akustik der Quäker erst nicht zu denken. Die Teniz haben jetzt eine größere Wohnung, ein kleines Haus mit Garten bekommen. Aber die Probleme mit der Schule und mit der Persönlichkeitsbildung der Kinder bleiben. "Es ist mein Leben und manchmal kann ich's kaum glauben, was für ein Wunder unsere Familie ist", sagt Roksana Temiz, die sich nie beklagt hat, "denn wir haben kerngesunde Kinder und das ist das Wichtigste."

Auf ihrem Instagram-Kanal "Berliner Sechslinge", auf dem sie über ihr wahrhaft aufregendes Leben berichtet, folgen ihr 41.000 Menschen. Alles eher unsensationell. Doch die Sechslinge allein sind schon Sensation genug. 


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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