"Krügers Odyssee": Arg verquälte Familienzusammenführung
"Die Deutschen sterben aus, Hildchen", hatte Paul Krüger (Horst Krause) einst am Grab seiner vor Jahren verstorbenen Ehefrau gesagt. So lebt der ehemalige Profiringer nun alleine in Berlin. Doch Vorurteile sind zum Widerlegen da. In "Krüger aus Almanya" wollte Krüger seiner Enkelin Annie noch die Trauung mit dem Türken Deniz ausreden. In "Krügers Odyssee" blickt er nun hocherfreut deren Trauung entgegen. Leider muss er, bevor die hochschwangere Annie endlich ihren türkischen Freund heiraten kann, noch ihren leiblichen Vater in Griechenland ausfindig machen. Ohne ihn geht es nicht.
"Was will sie denn mit diesem Windhund? Der ist doch längst vergessen", sagt Krüger zur Tochter Susanne und versteht die Welt nicht mehr. Annies Vater soll Grieche und Besitzer einer Taverne sein! Türke und Grieche – wie soll das zusammengehen? Zumindest bei der türkischen Verwandtschaft schießen die Vorurteile ins Kraut. "Immerhin haben die Griechen die Demokratie erfunden", weiß Kumpel Ecki (Jörg Gudzuhn) beschwichtigend zu berichten. Also, die Boule-Kasse her, die Würstchen-Gläser eingepackt, und gemeinsam mit Bernd (Fritz Roth), einem anderen Freund, ab zu dritt nach Griechenland.
Ein Busstreik bietet erste Hindernisse, mit dem Taxi geht's ins Tavernennnest: "50 Euros, please!". Und Krüger at it's best: "Kein Wunder, dass die nicht auf die Beine kommen, wenn die bloß hier rumsitzen und Kaffee trinken!" – Die Vatersuche selbst gestaltet sich beschwerlich, wie sich denken lässt. Vater Harald ist nach Ithaka abgetaucht, wo Deutsche nach dem Sinn des Lebens suchen. Zum Tanz der Buzuki zeigt sich Ithaka von seiner schönsten Seite.
Phänomenaler Horst Krause
Ein Kommunendorf mit dem Slogan "Anders leben" bietet viel Gefühlskultur und Gruppendruck. Krüger schaut streng, schon weil er im Veganer-Lager die mitgebrachten Würstchen nicht essen darf. Und dann kommt heraus, dass sich Annies Vater wohl in ein orthodoxes Kloster verzogen hat. Ein Drama wie bei Pilcher um den zum Mönch gewordenen Vater beginnt – es zieht sich wie ein Gummi-Oktopus bis zum Happyend. Wäre da nicht zum Trost dieser phänomenale Horst Krause, der einen mit rundem Bauch, Miesepeter-Mimik und verdammt knappen Gesten immer wieder zum Lachen zwingt.
Dass das das Berliner Trio dann Annies Vater im griechischen Kloster tatsächlich findet und gar noch Krügers Tochter, Annies Mutter, aus Berlin ins ferne Kloster holt, auf dass sich der orthodoxe Vater oute, wirkt wie ein Herzschmerz-Stück am Sonntagabend. Die Familienzusammenführung wirkt arg verquält. Fast muss man mit dem unter der Klosterkutte so ernst und weihevoll dreinblickenden Harald Schrott schon Mitleid haben, ob der kitschigen Rolle, die er da spielen muss.
Auch das aber haben Horst Krause und sein Paul Krüger überlebt. Ein weiteres Reisestück ist bereits abgedreht. Bleibt zu hoffen, dass man darin wieder mehr Krauses starrer Komik und seinen behenden Gesten vertraut.
Quelle: teleschau – der Mediendienst