ZDF-Krimi

"Kommissarin Heller – Herzversagen": Viel Wut im Bauch

Die bei einem Einsatz verletzte Kommissarin Winnie Heller ist kaum aus der Reha raus, als sie schon wieder mit dem nächsten Fall konfrontiert wird: Ein Vergewaltiger ist aus dem Gefängnis geflohen.

ZDF
Kommissarin Heller – Herzversagen
Kriminalfilm • 15.08.2020 • 20:15 Uhr

Ganz schön was los im Heller-Samstagskrimi mit dem Titel "Herzversagen" (2019), den das ZDF nun wiederholt. Kein Wunder: Kollege Verhoeven ist weg: Hans-Jochen Wagner, der ihn spielte, war zum Freiburger "Tatort" gewechselt. Ein paarmal hat ihn Winnie Heller (Lisa Wagner) noch in ihren Träumen gesehen. Jetzt bleibt ihr nur noch ein Namensschild. Wer wird den Kollegen ersetzen? Und wird es überhaupt weitergehen? Es geht weiter, aber wer weiß schon genau wie? Der Dienstbesuch vom LKA mit einer sehr vornehm wirkenden Vorgesetzten (Lavinia Wilson) wirkt nicht wie eine Dauerlösung: In Sekundenschnelle werden von Isabel, der Neuen, alle Fehlurteile über die rufgeschädigte Kommissarin aus dem Weg geräumt. Und sie selbst bekennt gegenüber der Neuen gleich ganz ungeschminkt: "Ich mag dich!" Ob so eine Freundschaft im Amt auf Dauer halten kann?

Zweifellos ein rekordverdächtiger Frauenfilm, was das Personal betrifft: Die Kommissarin wird gerade aus der Reha entlassen, nachdem sie einen Geiselnehmer erschossen hatte. Auch die nach einem Überfall schwer verletzte Psychiaterin Dr. Jacobi (Lena Stolze) darf auf ihren Wiedereinstieg ins Berufsleben hoffen, hat allerdings derzeit noch einen zwielichtigen männlichen Ersatz. Er verschreibt der Kommissarin schwere Psychopharmaka gegen ihre Zwangsvorstellungen und Ängste.

Klar, dass das, was man so Heilung nennt, noch lange auf sich warten lassen wird. Doch schon beginnt der neue Stress: Ein zweifacher Vergewaltiger ist nach angeblich guter Führung auf der Fahrt zum Arbeitsplatz entwichen und hat einen JVA-Beamten erschossen. Winnie Heller und ihrem LKA-Gast wird bald klar, dass ein Helfer im Spiel gewesen sein muss. Verdächtig sind unter anderem die Anstaltspsychologin, die von ihrem Mann verprügelt wird, und die herbe Anstaltsdirektorin, die mit dem Opfer verheiratet war, in erster Linie aber auch die Besitzerin einer Gärtnerei, bei der der Vergewaltiger und Mörder gearbeitet hat.

Diese Krimi-Reihe will anders sein

Ein wenig Luft schaffen da nur die lichten Momente zwischen Winnie und ihrer Mutter Gisela (Maria Hartmann), die sich immer mal unter Tränen ihre private Unzulänglichkeit eingestehen, um dann erleichtert in ein einverständiges Lächeln zu verfallen. Das ist großer Sport, der titelgebende Herztod des ungeliebten Vaters wird allerdings allzu schroff und en passant vermeldet, auch wenn er einst am Tod der Schwester Schuld gewesen ist. Und dass die Tochter von der Mutter die Sexualpraktiken ihres aktuellen Lebensgefährten ("Immer von hinten!") äußerst anschaulich geschildert bekommt, wirkt eher aufgesetzt.

Man merkt es leider immer ein bisschen zu sehr, dass dieser Krimi anders als die anderen sein will: schräg und frech, besonders was seine an sich ja völlig jobtaugliche Kommissarin betrifft. Der Zuschauer muss dann beim Polizisten-Bowling unter anderem Winnies Lektionen über Bananen-Lidstriche und Pipi im städtischen Badebecken über sich ergehen lassen. Und natürlich zehren sich Winnies Rumpelstilzchen-Auftritte auch irgendwann mal selber auf. Dass der oder die Täterin mal wieder ein ganz anderer ist, als bei der Menge der grob Verdächtigen zu erwarten ist, gehört zum Genre. So richtig überraschend ist hier leider wenig.

Die Zuschauer störte das bei der TV-Premiere von "Herzversagen" jedoch nicht. Knapp sieben Millionen schalteten im Februar 2019 ein, was bislang die beste Quote für einen Film der neunteiligen Reihe bedeutete. Eine weitere Folge mit dem vorläufigen Titel "Menschenhandel" ist in Arbeit.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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