Oh, wie schön ist das Landleben!
In diesem ARD-Freitagsfilm ist die Welt noch in Ordnung. Max und Hanna, Cousin und Cousine, sollen zu gleichen Teilen den Hof ihrer Oma erben. Dafür müssen sie aber vier Wochen lang zusammenleben.
Selten hat der "Endlich Freitag"-Teaser im Ersten, bei dem sich eine vom Alltag erschöpfte Dame mit wehendem Rock im Fünfzigerjahre-Stil auf die Couch fallen lässt, so gut gepasst wie hier. Heimatlich unbeschwert geht's zu im Degeto-Film "Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück". Wer beim Titel Hinterkünftiges wie in der "Dampfnudelblues"-Serie der Herren Eberhofer und Birkenberger erwartet, geht jedenfalls fehl. Hier ist, trotz der Verkündigung eines ungeheuerlichen Oma-Testaments (es gilt, einen Bauernhof brüderlich-schwesterlich zwischen Cousin und Cousine zu teilen) die Welt noch in Ordnung. Hier sind sie mit Streuwiesen und naturnahem Ackerland allen EU-Agrarverordnungen und Ökoauflagen weit voraus. Spätestens beim ahnbaren Happyend ist die heile Welt perfekt.
Kurz bevor Oma Berta ein Dachziegel auf den Kopf fällt, gibt sie dem Herrn Pfarrer ihr Testament samt einem gut gehüteten Geheimnis preis. Max (Daniel Gawlowski), ihr treuer Enkel, soll den Hof erben. Zu gleichen Teilen aber auch dessen in der Stadt lebende Cousine Hanna (Fanny Krausz). Obendrein wird allerdings eine vierwöchige Frist auferlegt: Die Nächte müssten Max und Hanna gemeinsam unter dem Dach des Bauerhofs verbringen – früher hätte man sicher Verlobungszeit dazu gesagt. Oder Kuppelei!
Das gibt nun ein munteres Hin-und-her zwischen Bauernhof und Stadtcafé, das Hanna mit ihrem Liebsten Alex (Matthias Gärtner) gerade renoviert. Entgegen ihrer Anwaltsmutter (Carin C. Tieitze) die wegen Testamentenfälschung gleich gegen den Herrn Pfarrer prozessieren will – im Falle des Misslingens erbt die Kirche! -, entschließt Hanna sich, die schwere Prüfung auf sich zu nehmen und hilft neben der Tortenzubereitung fürs Café gleich mal bei den Schweinderln im Stall. Im Atmosphärischen liegt denn auch die ganze Stärke des Films (Regie: Thomas Kronthaler). Man riecht die Schweine, hört sie grunzen, wenn es gilt, sie etwa nach kurzer Flucht wieder einzufangen.
An Spannung ist diese "Liebeskomödie" nach einem 2013 erschienen Roman der Drehbuchautorin und Grimme-Preisträgerin Angelika Schwarzhuber ("Eine unerhörte Frau") allerdings kaum zu untertreffen. Alles ist von Anfang an arg brav offengelegt, allzu erahnbar ist das Happyend. Dabei sind die Dialekt-kundigen Darsteller, allen voran natürlich Fanny Krausz und Daniel Glawslowski als Hanna und Max, vortrefflich. Schade nur, dass sie sich hier mit der heimatseligen Abwandlung der Botschaft "Dahoam is' dahoam" begnügen müssen.
Alle, die nun denken. sie könnten jetzt die Beine hochlegen wie die Freitagsfrau im Teaser, müssen wir enttäuschen. Vom coproduzierenden BR wurde nämlich dem Film ein Rezept zu Oma Bertas "Zwetschgen-Apfel-Rahmstrudel" beigegeben, das allen Backwilligen mindestens ebenso viel Schweiß abverlangt wie das Filmdrehbuch den darin handelnden Akteuren.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH