"Eine unerhörte Frau": Eine Mutter kämpft um ihr Kind
Hans Steinbichler hat mit "Eine unerhörte Frau" ein bewegendes Familiendrama für das ZDF inszeniert, in dem eine verzweifelte Mutter um ihr Kind kämpft. Denn nach Jahren stellt sich heraus, dass es einen von den behandelnden Ärzten nicht erkannten Gehirntumor hat.
Aus Angelika Nachtmann wurde Hanni, Hanni Schweiger. Rosalie Thomass zeigt, nein, ist diese mutige Bäuerin aus Oberbayern, die um ihre Tochter kämpft. Magdalena, die Tochter, die im wahren Leben Katharina heißt, wächst nicht mehr, als sie vier Jahre alt ist. Und sie hat furchtbare Kopfschmerzen, sie muss sich ständig übergeben und droht gar das Augenlicht zu verlieren. Die Ärzte sind abweisend, sie glauben an Simulation und Spinnerei. Sie verpassen Magdalena eine Kinderbrille mit Fensterglas als Placebo. Doch die Mutter hält zu ihrem Kind, sie kämpft gegen nichtsahnende Ärzte und deren Pseudowissen – schließlich sogar vor Gericht. Es stellt sich heraus: Magdalena hat einen Gehirntumor, niemand hatte ihn erkannt.
Das Mädchen, eine Simulantin?
Leicht ist Hannis Kampf um die Tochter nicht. Verzweifelt sucht sie einen Arzt, der ihrer Tochter helfen kann. Immer wieder wird sie abgewiesen – die meisten Ärzte halten das Mädchen für eine Simulantin, die Mutter für eine Nervensäge. So nimmt sie die medizinischen Recherchen und die notwendigen Untersuchungen selbst in die Hand und bezahlt die ihr notwendig erscheinenden hohen Kosten.
Aber auch daheim auf dem Bauernhof macht man ihr das Leben nicht leicht. Da ist der Mann, der nur schwer begreift, da ist die eigene Mutter, die ihr einen Vergewaltigungsvorwurf in der Kindheit nicht verzeihen will. Steinbichler zeigt den früheren Prozess vor den monströsen Schranken des Gerichts. Die Aussage von damals hat Hanni stark gemacht, sie gibt ihr die Kraft, auch jetzt den eingeschlagenen Weg mutig weiterzugehen.
Hanni wühlt sich durch medizinische Lexika, sie verlangt komplizierte Laboruntersuchungen und erfährt schließlich von einem Spezialisten, einem Gehirnchirurgen in New York. Sie reist dorthin, ihre Odyssee durch Manhattan ist in aller Kürze sensationell, ihre Suche nach dem Professor wird zur Qual. Aber sie hat Erfolg: Mit einem Apfelsinenmodell kann sie den New Yorker Professor überzeugen. Er willigt ein, die Tochter in Deutschland zu operieren.
Großes Kino der Gefühle!
Dass auf die gefährliche, aber letztlich gelingende Operation auch noch der Prozess gegen die wegen grober Diagnosefehler beklagten Ärzte und deren Vertreter, den Freistaat Bayern, folgt, ist des Guten in einem einzigen Film dann fast schon zu viel. Doch Steinbichler vermeidet es wohltuend, seine Protagonistin ins allzu Heldische zu heben, auf einen Prozessfilm verzichtet er weitgehend. Sein Film ist ganz aus der Perspektive der Mutter und ihres Kindes (der phantasisch natürlich spielenden Romy Butz) erzählt.
Weil er nicht vorgibt, mehr zu wissen als die Personen, die er zeigt, kann sich der Film ganz auf diese große Mutter-Kind-Liebe konzentrieren, die schließlich gegen alle Widrigkeiten obsiegt. Eine Rührgeschichte? – Großes Kino der Gefühle! Dass die wahren Vorbilder bestätigen, alles von ihnen wirklich Erlebte sei hier authentisch widergespiegelt, ist dabei ein schöner, wenn auch wichtiger Nebeneffekt.
Quelle: teleschau – der Mediendienst