Die Neuen: Verbrechen sind eine verdammte Scheußlichkeit

Berlin setzt mit Meret Becker und Mark Waschke auf Großstadt-Realität, die beim Erstauftritt im März 2015 entschieden über das übliche Sonntagstreffen mit den vertrauten Tatort-Typen hinausging. Ein rasanter, unerbittlicher, perfekter Kriminalfilm. Ein verstörender Einblick in die Erbärmlichkeit der Koksschleuserei. Mord nicht als beliebig gesetzter Zufall, sondern aus der Logik von Verbrecherbanden. Und eine Neudefinition von Regionalität: Die Metropole Berlin spielt die Hauptrolle, hart, schäbig, mit winzigen Eclairs von Zärtlichkeit.
Neue Berliner Qualität
Diese neue Berliner Qualität versagte sich jeden Anflug von Serien-Schmu, der dem Tatort an manchen Schauplätzen unterläuft. Hier wurde ein Kriminalfilm gezeigt, kein Gemütsfernsehen.
Zufall oder nicht, Nürnberg schloss sich wenige Wochen später dem Berliner Vorbild auf seine Weise an. Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs belauerten und bekämpften sich nicht wie Meret Becker und Mark Waschke, aber sie blieben in jeder Phase eines Falles von Eifersuchtsmord glaubhaft, professionell und kriminalfilmgerecht.
Verbrechen ist nicht etwas Beiläufiges
Was beiden gemein ist, Berlin wie Nürnberg: Das Verbrechen ist nicht etwas Beiläufiges, das den Vorwand für eine porträtintensive Personality-Show der jeweiligen Ermittler bietet, sondern eine grundstürzend erschütternde Erfahrung für die Opfer und alle, die mit den Opfern zu tun haben.
In vielen Fällen ist der Tatort zum Theater der Publikumslieblinge geworden. Berlin und Nürnberg geben Hoffnung, dass er künftig auch wieder zu dem wird, was ein Tatort per Definition ist – ein Ort des Schreckens.
Fazit: Berlin super. Nürnberg: gut.