"Der Auftrag": Ein Teenager wird von der Mafia gesagt
In einer Berliner Disko wird ein 16-jähriger Schüler unfreiwilliger Zeuge eines Mafia-Mordes. Das LKA nimmt ihn und seine Eltern in ein Zeugenschutzprogramm. Die behördlich verordnete Flucht führt unter Aufsicht von Kommissarin Sarah Brandt (Anna Bederke) nach Italien.
Von Lissabon bis Prag: Ins schöne Ausland zieht es in den ARD-Krimis allerlei Kommissare immer wieder. Rom wäre eigentlich auch endlich mal fällig – es kann ja nicht immer und ewig nur Donna Leons Venedig sein. Im Samstagsthriller "Der Auftrag" darf der Zuschauer schon mal ein wenig römisches Umland-Ambiente schnuppern. Hätte die junge Kommissarin Sarah Brandt (Anna Bederke) in ihrem ersten Einsatz, einem Zeugenschutzprogramm, bei dem es einen 16-jährigen Schüler vor der libanesischen Mafia zu schützen gilt, nicht irgendwann mal "Wir sind hier nicht im Urlaub" gewettert, man hätte sich fast in einem schönen Ferienfilm wähnen können. "Der Auftrag" ist die zweite Zusammenarbeit des Duos Holger Karsten Schmidt (Drehbuch) und Florian Baxmeyer (Regie).
Miki Witt (Aaron Hilmer), der beim Kottbusser Tor in Berlin mit seinen Freunden um die Häuser zieht, dringt durch die Hintertüre in eine Disko ein, um für neuen "Stoff" zu sorgen. Hätte er besser nicht getan, denn drin ist die libanesische Mafia mit einem Undercover-Agenten des LKA im Gespräch, der sich gerade als solcher entpuppt und prompt erschossen wird. Weil man bei derlei Hinrichtungen nicht gerne Zeugen hat, ist für Miki höchste Gefahr im Verzug.
Miki wird nun auf Geheiß der LKA-Kommissarin Brandt samt aller ihm nahen Kontaktpersonen ins Flugzeug nach Rom gepackt, um dort gemeinsam mit Mutter Nikola (Anja Kling) und deren Ex-Mann (Gregor Bloéb) bis zu der in 14 Tagen anstehenden Zeugenaussage in Sicherheit zu sein. Trotz mütterlichen Zuspruchs ist Miki von seiner heldenhaften Absicht nicht abzubringen. Schließlich habe ihm der Agent mit warnenden Blicken in seinen letzten Momenten das Leben gerettet.
Vermehrt wird nun das Augenmerk auf die Berliner Kommissarin gelenkt, die so attraktiv wie überfordert erscheint, wobei allerdings der oberste Strippenzieher vom LKA eine besondere Rolle spielt. Der Chef möchte, so sagt er, den Fall einer noch unbekannten Mitarbeiterin übertragen, eine Anfängerin sei eben auch der Mafia nicht so bekannt. Nach alter Serien-Sitte bekommt sie die junge Kollegin Marleen (Sina Bianca Hentschel), aber – eher erstaunlich – auch den alten Hasen Mario Lobeck (Oliver Masucci) an die Seite gestellt. Die Szenen mit Masucci, der hier einen trinkfesten Alkoholiker gibt ("Ich bin am besten, wenn ich meinen Pegel habe"), sind zweifellos die eindrücklichsten im ganzen Film. Wenn er seine Lebensbeichte abgibt oder die freiwillig Gefangenen mit dem zu erwartenden Vogelzwitscher, dem Geruch der Pinien oder des Holzes tröstet, schlägt er die später folgenden blutigen Action-Szenen um Längen.
Aber auch Gregor Bloéb, hier gleichfalls Trinker, jedoch glaubhaft trocken, hat einen starken Part. Er weiß, dass sich das Rad seiner misslungenen Ehe mit Nikola nicht zurückdrehen lässt. Aber er liebt diese Nikola immer noch, er ist bereit, alles für sie und ihren gefährdeten Sohn zu geben. Selbst Michael Mendl hat als Sarahs Vater – er trauert Sarahs verstorbener Mutter nach und freut sich auf eine Kanufahrt mit der Tochter durch Amsterdam – eine fein gezeichnete poetische Rolle.
Ein Familiendrama hätte es also werden können, und sei es als Thriller, der mit viel Sogkraft den Zuschauer an sich zieht. Doch leider gibt es zu viele Verzettelungen. Einfälle überlagern sich, Schauplätze wechseln – Kreuzberg, Rom, Glienicker Brücke, Drei Linden. Die Wendungen sind nicht so überraschend, wie von den Machern offensichtlich angedacht. Manchmal wirkt's, als sei ein ganzes Serienkonzept in einen einzigen Film hineingepackt worden. Trotzdem: Das Stück macht Lust auf mehr!
Quelle: teleschau – der Mediendienst