ARD-Film

"Das Glück ist ein Vogerl": Der gute Geist von Salzburg

Mitten in der Midlife-Crisis bekommt der Musiklehrer Frank Besuch vom guten Geist eines Toten, den er selbst auf dem Gewissen hat. Klingt nach rührseligem Kitsch, ist es aber nicht.

ARD
Das Glück ist ein Vogerl
Komödie • 16.12.2020 • 20:30 Uhr

Die computergenerierten Schneeflocken, die in diesen Wochen vor Weihnachten wieder überall über den Bildschirm rieseln, dürften ein wahres Glück für die TV-Macher sein. Lässt sich doch mit ihnen und ein paar geschickten Zutaten noch jede Komödie zum Weihnachtsfilm umgestalten – erst recht, wenn ein guter Geist durchs Bild geht, der Menschen wie den in der Midlife-Crisis steckenden Salzburger Musiklehrer Franz (Simon Schwarz) neuen Lebensmut geben kann. Franz sieht sich in "Das Glück ist ein Vogerl" von unbegabten Schülern, von seiner besseren Hälfte (Patricia Aulitzky) und von der pubertierenden Tochter gequält, als ihm in einem Selbstfindungsseminar auch noch der alte Herr entgegenkommt, dessen tödlichen Verkehrsunfall er vor kurzem mitverschuldet hat.

Wir sind in Salzburg, der Stadt des "Jedermann", und selbst der bayrische "Brandner Kaspar" ist nicht weit. Also, warum sollte eine Wette mit einem Verblichenen ein Unding sein? – Wenn du mir hilfst, helf' ich dir! sagt der alte Herr, den der Franz im Verkehr nicht hat "einfädeln" lassen, weshalb er bei der Kollision mit einem Trucker zu Tode kam. Jetzt will er, dass der Musiklehrer seine frühere Liebe, die jetzt auf der Pflegestation im Koma liegt, noch einmal zum Leben erweckt, damit er ihr seine Reue über all das Versäumte beichten kann. Nach Amerika hatten sie damals, als man das Jahr '53 schrieb, mit dem Schiff fahren wollen zu zweit. Aber dann hatte der Egon die Kinderlähmung bekommen, zu einem Abschied von der Angebeteten hatte es nicht mehr gereicht.

Der Franz aber träumt von den alten Zeiten, als er noch ein Rockgitarrist war in seiner Band. Jetzt will er, auf die 50 zugehend, noch einmal auf der Bühne stehen und den Diver über dem Publikum machen. Egon, der gute Geist, pusht ihn bei diesem Ansinnen gewaltig, überhaupt mischt er sich immer wieder in alles und jedes ein und verstärkt damit Franzens schieres Verrücktsein noch gewaltig. Das Drollige dabei ist, dass niemand außer dem Franz den Geist Egon sehen kann – für den mittlerweile 81-jährigen Nikolaus Paryla das schiere Vergnügen. Niemand hört also die Kommandos, die Egon zischt.

Andererseits muss Franz Egons Dolmetscher machen, wenn er über seine alte Liebe von Umstehenden Näheres wissen will. Die im Koma liegende Liebste wird von der Heimatfilm-Ikone der 50-er, von Waltraud Haas, gespielt.

Das alles könnte, von der Regisseurin Ingrid Kaltenegger nach eigener Romanvorlage inszeniert und geschrieben, nur so triefen vor Rührseligkeit. Tut es aber nicht, weil es ja auch noch eine jüngere Generation mit ihren kleinen und großen Sorgen gibt. Vor allem aber, weil sie alles so gekonnt vom Blatt spielen, als wäre es die größte Selbstverständlichkeit.

"Du, die wacht nimmer auf!", wird die putzmuntere Krankenschwester und spätere Bandgenossin (Julia Edtmeier) irgendwann dem Franz verraten. Und dann wird sie – nicht mit einem Weihnachtslied, sondern mit dem Wienerlied vom Glück, das "ein Vogerl" ist, widerlegt. Schön.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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