"37°: Neue Heimat Mallorca"

Traumleben auf Mallorca? Die Schattenseiten im Paradies

von Andreas Schöttl

Knapp 20.000 Deutsche sind auf Mallorca gemeldet. Nach aktueller Einwohnerstatistik waren es zum Stichtag 1. Januar 2017 genau 19.209 "Alemanes". Damit ist die Anzahl der Deutschen auf den Balearen erneut zurückgegangen. Wie es scheint, ist Mallorca eben doch nur ein "Urlaubsparadies". Ein dauerhaftes Leben auf der Insel hat hingegen seine Tücken – vor allem für Menschen im vorgerückten Alter. Die Filmautorin Iris Bettray erzählt in ihrer Dokumentation, die nun im Rahmen von "37°" im Zweiten zu sehen ist, von Menschen, die in ihrer "Neuen Heimat Mallorca" auch "geplatzte Träume im Urlaubsparadies" erleben müssen.

ZDF
37°: Neue Heimat Mallorca
Dokumentation • 08.05.2018 • 22:15 Uhr

Fiesta statt Frust! So sollte es werden, als Tina aus Erlangen 2013 mit ihrem Sohn nach Mallorca kam. Sie träumte von einem sorgenfreien Leben im Süden, dort wo immer die Sonne lacht. Vier Jahre danach ist Tina die Freude vergangen. Bei ihrem Traum von Mallorca hat sie etwas Grundsätzliches nicht richtig eingeschätzt: ihr Alter! Tina ist heute 51 Jahre alt. Schneller als noch in Deutschland zählt man in diesem Alter auf den Balearen, wo doch gerne so viel junge und frische Haut gezeigt wird, zum alten Eisen. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt sinken die Chancen mit den Jahren rapide.

Kein Auto, kein Job, Schimmel an den Wänden

Die Voraussetzungen für einen allerdings späten Start auf Mallorca wären für die Fränkin gar nicht mal so schlecht gewesen. Tina spricht als Fremdsprachenkorrespondentin fließend Spanisch. In ihrem Berufsleben hatte sie auch schon als Tanzlehrerin und in der Gastronomie gearbeitet. Mehr als nur begrenzte Zeitverträge im kurzen Saisongeschäft konnte sie bislang jedoch nicht ergattern. Nur rund 1200 Euro monatlich sind zu wenig, um bei zudem explodierenden Mietpreisen überleben zu können. Nun zieht Tina eine ernüchternde Bilanz: Sie hat kein Auto, keinen festen Job und eine Mini-Wohnung, in der die Wände schimmeln. "Manchmal weiß ich nicht, ob ich im nächsten Monat noch Miete zahlen und was zu essen kaufen kann oder ob ich zurück nach Deutschland muss."

Geht sie, ist Tina nur eine der nächsten der "Alemanas", die Mallorca verlassen. Laut den aktuellen Zahlen des spanischen Statistikinstituts ist die Anzahl der Deutschen auf der vermeintlichen Trauminsel in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Zum Stichtag 1. Januar 2017 waren genau 19.209 Deutsche auf Mallorca gemeldet. Ein Jahr zuvor waren es noch 20.451 gewesen.

Gesundheitssystem mit Schwächen

Die Gründe hierfür liegen unter anderem in einer 2011 in Spanien wiedereingeführten Vermögenssteuer, die auch für ausländische Residenten gilt. Hinzu kommt die Verpflichtung zur Offenlegung größerer Auslandsvermögen. Vor allem aber zeigt das spanische Gesundheitssystem massive Schwächen.

Der Ex-Manager Ralf und seine Ulla beispielsweise mussten sich um das Finanzielle nie großartige Sorgen machen. Jahrelang bewohnten sie eine Traumfinca in den Bergen der Insel. Doch dann wurde Ulla krank. Diagnose: Parkinson! Auf der Insel gibt es zwar teure Privatkliniken, doch die 71-Jährige ist Kassenpatientin. Zudem sind spanische Insel-Krankenhäuser auf solche Erkrankungen nicht eingestellt. Das Haus in den Bergen haben sie wegen der enormen Zusatzkosten, darunter immer wieder teure Flüge nach Deutschland zur Behandlung Ullas, längst verkauft. Inzwischen sind sie in eine kleine Mietwohnung gezogen. Das Rentner-Paar kann sie bezahlen. Noch!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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