prisma stellt eine Auswahl sehenswerter Orte vor, die ohne Flieger erreicht werden können. Auch wenn so manche Anreise deutlich länger dauert, heißt es nicht, dass man dadurch weniger erlebt.
Auch wenn Flugreisen beliebt sind, sind sich die meisten mittlerweile darüber im Klaren, dass dieses Verkehrsmittel nicht sonderlich umweltfreundlich ist. Wieso also nicht einmal ganz auf den Flieger verzichten und stattdessen mit Auto, Bus und Bahn anreisen? Während sich die Emissionen eines Flugzeugs bei durchschnittlicher Auslastung pro Personenkilometer auf 230 Gramm CO2 belaufen, liegen sie beim Auto im Schnitt bei 147 g CO2 . Ein Reisebus kommt laut Umweltbundesamt auf 29, eine Eisenbahn im Nahverkehr auf 57 und eine Eisenbahn im Fernverkehr auf 32 Gramm CO2 . Die Emissionen beim Radfahren und Wandern fallen hingegen deutlich geringer aus. Wer eine Urlaubsreise ins Ausland plant, kann auch auf Schiffsfähren setzen, um Landesgrenzen zu passieren. Laut einer Studie der Passenger Shipping Association (PSA) verursachen Fähren pro Passagier rund 120 Gramm CO2 pro Kilometer.
Den europäischen Kontinent entdecken, ohne dafür in ein Flugzeug zu steigen? Das mag für viele nicht gerade nach entspanntem Urlaub, sondern nach stressigem Öko-Trip klingen. Doch falsch gedacht, denn klimaschonendes Reisen bedeutet nicht, dass das Abenteuer auf der Strecke bleibt und man nur das eigene Land erkunden muss. Das beweist auch „Reisen ohne Flug“, ein Reiseführer der anderen Art. Vorgestellt werden 30 Urlaubsvorschläge, sortiert nach Kurztrips, Reisen für acht bis elf, zwölf bis 14 sowie länger als 14 Tage. Egal, ob Campen in den Dünen Dänemarks, eine Fahrt mit dem Postbus durch die Schweizer Alpen oder mit dem Zug auf Draculas Spuren durch Transsilvanien – es wird nie langweilig. Das beweisen auch die zahlreichen Fotos im Buch. Neben Schritt-für-Schritt-Beschreibungen der einzelnen Routen runden passende Lese- und Hör-Tipps die Reiseempfehlungen ab. Tourenkarten zeigen außerdem auf einen Blick, wie lang die gesamte Strecke ist, wie lange die Reise dauert und welche Orte sich besonders lohnen. Die von prisma vorgestellten Reiseziele sind alle detailliert im Buch zu finden.
„Reisen ohne Flug“ von Jens Bey, Yvonne Weik und Annik Aicher, DuMont Reiseverlag, 240 Seiten, 27,95 Euro, ISBN: 978-3-616-03283-2
Ein Trekkingabenteuer für Mutige bietet Norwegen, dafür sollten jedoch mindestens zwei Wochen eingeplant werden. Allein die Anreise hat es schon in sich: Mit dem Zug geht es bis nach Kiel, von dort aus schippert die Fähre in 20 Stunden nach Oslo. Von Oslo aus bringt einen die Bergenbahn direkt in die Wildnis. Outdoor-Fans übernachten im Zelt. Wer etwas mehr Komfort möchte, sucht sich Hütten in der Nähe des Gletschers Hardangerjøkul oder nächtigt auf dem Campingplatz bei Flåm. Die Wege zwischen den einzelnen Orten lassen sich mit Bussen und Bahnen zurücklegen, die tolle Ausblicke auf die Fjorde bieten. Ein Highlight ist das Felsplateau Trolltunga über dem See Ringedalsvatnet.
Nordirland hat eine faszinierende und abwechslungsreiche Landschaft zu bieten. Die Rundreise von Belfast über Glenarm, Cushendun, Ballycastle und Portrush umfasst eine Strecke von gut 250 Kilometern und belohnt mit tollen Küstenpanoramen, darunter dem berühmten Giant‘s Causeway. Die Anreise nach Belfast klappt ohne Flieger mit dem Zug bis Brüssel oder Paris. Von dort aus geht es weiter mit dem Eurostar bis London (etwa zwei Stunden), dann mit dem Zug nach Liverpool (zweieinhalb Stunden) und anschließend mit der Fähre in acht Stunden nach Belfast. Den Mietwagen für die Nordirland-Tour bucht man am besten schon von zu Hause aus, damit es günstiger ist und der Wagen auf jeden Fall am richtigen Ort parat steht.
Wer eine kurze Wanderreise unternehmen möchte, kann sich den Nationalpark Thayatal, den mit rund 1360 Hektar kleinsten in Österreich, anschauen. Dafür reist man am besten mit dem Railjet Xpress oder der Westbahn nach Wien. Von dort aus geht es mit dem Regionalexpress nach Retz und mit der Buslinie 876 bis zur Haltestelle „Hardegg Nationalparkhaus“. Ob es zu Fuß oder mit dem Fahrrad weitergehen soll, entscheidet jeder für sich. Eins ist sicher: Die Tour durchs wilde Thayatal lohnt sich. Wer Glück hat, begegnet auf seiner Erkundung Wildkatzen, Fischottern oder Smaragdeidechsen. Wer mehr über den Nationalpark und seine Bewohner erfahren möchte, kann auch eine Ranger-Tour buchen.
Wer mehr über die Heimat des berühmten Vampirs erfahren und Transsilvanien (auf Deutsch Siebenbürgen) erleben möchte, kann sich auf eine Zugreise durch Rumänien begeben. Zunächst geht es mit dem Nachtzug von München bis Budapest. Alternativ fährt auch der EuroCity (EC) von Hamburg/Berlin in die ungarische Hauptstadt. Ein weiterer Nachtzug bringt die Reisenden nach Arad. Von dort aus sind es sechs Stunden mit dem Zug nach Sibiu (Hermannstadt). In Sibiu, 2007 europäische Kulturhauptstadt Europas, sollte man genügend Zeit einplanen, um sich treiben lassen zu können. Auf Schienen geht es dann weiter in Richtung Norden nach Cluj-Napoca, einer studentisch geprägten Stadt. Ganz im Zeichen von Dracula steht die Reise ab dem dreieinhalb Stunden mit dem Zug entfernten Sighișoara. Dort, am Ran - de der Karpaten, befindet sich angeblich das Geburtshaus von Vlad III.. Das als Dracula-Schloss vermarktete Schloss Bran ist ebenfalls in Siebenbürgen zu besichtigen.
Meer oder Berge? Für alle, die sich nicht entscheiden können, ist Korsi - ka das ideale Ziel. Um die Insel ohne Flugzeug zu erreichen, muss man jedoch Zeit einplanen. Mit dem Auto führt die Reise zunächst über Mai - land und Genua bis nach Savona. Ab Savona verkehrt eine Nachtfähre, die die Urlauber nach Bastia auf Korsika bringt. Die Insel hat neben feinsandigen Stränden auch schroffere Landschaften zu bieten, darunter den Monte Cinto. Mit 2706 Metern Höhe ist er der höchste Berg der Mittelmeerinsel. Wanderungen in dieser Region sind zwar sehr abwechslungsreich, aber auch sehr fordernd. Um die Insel ein wenig gemütlicher zu entdecken, bieten sich Tagestouren mit der korsischen Eisenbahn an. Die Besonderheit: Obwohl das Streckennetz der Bahn auf der Insel nur gut 350 Kilometer umfasst, kann es mit 32 Tunneln und 76 Brücken auftrumpfen. Ein Abenteuer ist die Fahrt alle - mal. Die Einheimischen nennen den Zug nicht umsonst „U Trinighellu“ („der Zitternde“), denn die Wagen werden auf manchen ausgefahrenen Schienenabschnitten ordentlich durchgeschüttelt.