Nesselbühl im April 1945 - eine kleine schwäbische Ortschaft kurz vor dem Ende des Krieges. Kaum einer glaubt noch an den Endsieg, und ein schreckliches Erlebnis nimmt allen die letzen Illusionen: Ein Transportzug, unterwegs zu einem Konzentrationslager, macht in Nesselbühl Station. Um mit der beschädigten Lokomotive schneller weiterfahren zu können, werden drei Viehwaggons abgehängt und stehengelassen. Drinnen drängen sich Hunderte von Häftlingen, ohne Wasser und Brot, dem Tode nahe. Trotzdem verweigern die Bewacher jede Hilfeleistung. Die Dorfbewohner sind wie gelähmt. Keiner wagt den ersten Schritt, den Eingeschlossenen zu helfen. Dann fasst sich ausgerechnet die Gastwirtstochter Anna, bislang überzeugtes Mitglied im Bund Deutscher Mädchen (BDM), ein Herz. Doch wie sie denkt längst nicht jeder im Dorf ...
Auch wenn das Gesellschaftsdrama von Oliver Stortz auf einem wahren Ereignis beruht, sind Personen und Handlung frei erfunden, und die Geschichte hätte so oder so ähnlich überall in Deutschland stattfinden können. Und sie ist, obwohl sie in der Vergangenheit spielt, nicht zu Ende. Denn die Themen Zivilcourage, politische Verblendung und unterwürfiger Gehorsam stellen sich jeden Tag neu. Oliver Storz drehte über diese Problematik ein beklemmendes TV-Drama mit Karoline Eichhorn in der Hauptrolle einer jungen Frau, die nicht passiv bleibt.
Foto: SWR/Schröder