Hermann Küsters arbeitet seit 20 Jahren in einer Reifenfabrik in Frankfurt. Als das Werk mit Massenentlassungen droht, erschießt Hermann erst den Chef und dann sich selbst. Seine Frau Emma, Mutter Küsters, steht der Katastrophe zunächst völlig hilflos gegenüber. Ihr Sohn Ernst und dessen schwangere Frau Helene wenden sich von ihr ab. Sie wollen mit dem Fall des "Fabrikmörders" nicht in Verbindung gebracht werden. Ihre Tochter Corinna dagegen nutzt die plötzliche Popularität für ihre Karriere als Nachtklub-Sängerin. Der Reporter Niemeyer erscheint Mutter Küsters netter, auch bemitleidenswerter als die sensationshungrige Meute seiner Kollegen. Aber er schreibt einen besonders reißerischen und verleumderischen Artikel. Zuspruch findet Mutter Küsters dagegen bei Karl Tillmann, einem Journalisten der DKP-Zeitung "UZ", und dessen Frau Marianne. Die beiden erklären ihr, daß die Tat ihres Mannes falsch war, seine Motive aber verständlich, nämlich das Resultat jahrzehntelanger Unterdrückung am Arbeitsplatz und Protest gegen die geplanten Entlassungen. Mutter Küsters fühlt sich endlich ernst genommen. Sie tritt der DKP bei und erhofft sich die Rehabilitierung ihres Mannes in der Öffentlichkeit. Als das nicht geschieht, wendet sie sich an einen "Anarchisten", der ihr versprochen hat, ihre Sache durch Aktionen publik zu machen. Er besetzt mit Freunden die Redaktion der Illustrierten, in der Niemeyers Reportage erschienen war. Erschrocken muss Mutter Küsters mit ansehen, wie der Terrorist Geiseln nimmt und die Freilassung aller politischen Gefangenen in der Bundesrepublik fordert ...
Ein typisches Fassbinder Sozialdrama als Lehrstück über den Egoismus des Einzelnen. Ähnlich wie Volker Schlöndorff in seiner zeitgleich entstandenen Böll-Verfilmung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" nahm Fassbinder hier Bezug auf die seinerzeit einsetzende "Terroristen-Sympathisanten"-Hetze, wenn auch nicht so kritisch wie Schlöndorff. Gleichzeitig war Rainer Werner Fassbinders Werk seine Antwort auf den sozialkritischen Stummfilm "Mutter Krausens Fahrt ins Glück" (1929) von Piel Jutzi.
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